𝐹𝑟𝑎𝑛𝑐𝑒𝑠
Finn und ich wechselten vielsagende Blicke. War Louise vor ein paar Tagen nicht rausgerutscht, dass... ich konnte mich nicht mehr genau erinnern. Da jedoch ergriff Finn das Wort und wandte sich an die anderen:
"Als Carrie und Jake noch weg waren hat Louise etwas gesagt, von wegen Fran und nicht Jake hätte am Beiboot landen sollen."
Ich nickte zustimmend und setzte seine Überlegung fort:
"Wir hatten beide anderes im Kopf und sind deshalb nicht weiter drauf eingegangen, aber jetzt wirkt es schon sehr verdächtig." Geschockt sahen sich die anderen an. Jake fuhr sich nervös durch die schwarzen Haare, als Jim stirnrunzelnd sagte:
"Wollt ihr ihnen also unterstellen, dass sie das Beiboot absichtlich locker angebunden haben?"
"Und dass sie den Knochen hineingelegt haben.", sprach Carrie weiter. Automatisch sah ich mich unwohl nach Johanna und Louise um. Dass die beiden Carrie und mich nicht sonderlich mochten war kein Geheimnis, aber wollten sie uns wirklich so dringend loswerden?
„Ich bin dafür, dass wir sie über die Planke schicken.", bestimmte Jake und sah unheilvoll hinüber zur Treppe, die unters Deck zu den Fässern führte.
"Wäre es nicht falsch, sie ohne Beweise einfach umzulegen?", bemerkte Finn, er hatte einen grübelnden Blick aufgesetzt. Carrie jedoch lachte sarkastisch:
"Sie sagen uns sicher sofort die Wahrheit, wenn wir sie lieb darum bitten."
Ich nickte und legte meine Stirn in Falten. Wie könnten wir sie zu einem Geständnis bringen? Jim räusperte sich, dann meinte er:
"Ich hätte da eine Idee, aber ich befürchte, dass sie euch nicht gefallen wird..."
-
„Hätte... Hätte es nicht eine andere Möglichkeit gegeben?", fragte ich und schaffte es leider kein bisschen, den schmollenden Unterton zu unterdrücken. Carrie stimmte mir zu und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich hatte mich mittlerweile mit dem Rücken gegen eines der Fässer gelehnt, um nicht mitzubekommen, wie Jake und Finn mit den Verräterinnen sprachen. Carrie, Ryan und Jim wollten es sich jedoch nicht entgehen lassen. Interessiert lugten sie hinter den Fässern hervor und versuchten zu hören, über was sie gerade sprachen.
"Es war die einzige Möglichkeit, Fran! Wir wissen alle, dass Louise und Johanna auf die beiden stehen und deshalb sagen sie es ihnen am ehesten!", redete mir Ryan ein. Ich sah wütend zu ihm hoch, doch beschloss, nichts darauf zu sagen. Verdammt, wieso interessierte es mich überhaupt so sehr? Ich seufzte:
"Was passiert gerade?"
"Jake hat sein charmantestes Lächeln aufgesetzt, und scheinbar funktioniert es!", antwortete Jim und wackelte mit den Augenbrauen. Ich warf einen Blick auf Carrie, deren Blick starr auf das Geschehen gerichtet war. Sie tat so, als würde sie die vier beobachten, aber ihre Augen bewegten sich kein bisschen. Ich wusste nur zu gut, wie sie sich gerade fühlte.
"Jetzt reden sie darüber!", flüsterte Ryan aufgeregt, während seine Hand zu seiner Pistole huschte. Ich drehte mich um und belauschte sie nun doch:
"Es war so schlimm als du weg warst, Jake!", hörte ich Louise.
"Oh ja, hätte es nur irgendjemand anderen getroffen!", stimmte ihr Johanna zu. Ich verdrehte die Augen.
"Denkt ihr da an jemanden Bestimmten?", fragte Finn beiläufig.
"Naja, vielleicht jemanden, der sowieso nicht nützlich ist. Frances vielleicht." Jake schnaubte:
"Wenn es die beiden getroffen hätte, hätte es wohl keinen gestört." Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Ganz ruhig Frances, sie meinten es nicht ernst.
"Also wenn das so ist, können wir euch vielleicht ein kleinen Geheimnis anvertrauen.", flüstere Johanna geheimnisvoll. Finn meinte interessiert:
"Achja?"
"Vielleicht haben wir das Beiboot ja absichtlich manipuliert und den Knochen hineingelegt."
Das war Beweis genug.
"Das reicht.", sagte Ryan laut hörbar und sprang auf. Er spielte mit der Waffe in seiner Hand und ging gemeinsam mit Jim, Carrie und mir nach vorne zu den anderen. Louise und Johanna zuckten erschrocken zusammen und wandten sich dann empört an Jake und Finn:
"Habt ihr das so geplant?" Jake grinste als Antwort triumphierend und ließ seine Hand zu seinem Schwertgriff wandern.
-
Nur ein paar Minuten später standen beide Verräterinnen vor der Planke, die ganze Crew hatte sich versammelt.
"Das könnt ihr nicht tun!", kreischte Louise aufgebracht, als Jim sie auf die Planke schubste.
"Wegen euch wären Jake und ich fast draufgegangen!", knurrte Carrie.
"Außerdem sind wir jetzt quitt: Beide Seiten haben versucht, sich umzubringen. Nur eine hat's geschafft!", warf Ryan sarkastisch lachend ein. Finn räusperte sich:
"Da vorne seht ihr die Umrisse einer Insel mit Süßwasserquelle. Hier kommt alle paar Monate ein Schiff vorbei, vielleicht überlebt ihr ja bis dahin." Mit diesen Worten zog er sein Schwert und richtete es auf Luise. Diese schüttelte den Kopf. Ich war mir nicht sicher, ob das Panik in ihrem Blick war oder Wut. Naja, letztendlich spielte es sowieso keine Rolle. Louise warf uns noch einen bösen Blick zu, dann sprang sie und landete mit einem lauten Aufprall im Wasser.
Johanna war die nächste. Sie sah sich nervös um, als sie auf die Planke stieg und hinunter ins Wasser schaute.
"Das werdet ihr bereuen!", flüsterte sie wütend.
"Jetzt hab ich aber Angst.", lachte Ryan. "Und jetzt Abmarsch!" Er trat mit seinem rechten Fuß fest auf die Planke, sodass diese wackelte und Johanna sich nicht mehr halten konnte. Kreischend fiel sie ins Wasser.
Die Crew jubelte schadenfroh, während ich mich grübelnd an die Reling lehnte. Irgendwie taten mir die beiden leid, andererseits hatten sie versucht mich umzubringen. Hätten wir sie an Bord gelassen, hätte das vermutlich mit einem Messer im Bauch für mich geendet. Sie hatten es verdient.
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Die Dragonfly-Chroniken
Humor„Ladys, willkommen an Bord der Dragonfly. Fühlt euch wie zuhause!", verkündete der Braunäugige und klatschte triumphierend in die Hände. Dann sagte er an die anderen beiden gewandt: "Finn, Jake, bindet sie an den Mast." - Carrie und Frances kennen...