↬38↫

16 4 0
                                    

𝐹𝑟𝑎𝑛𝑐𝑒𝑠

"Das kann nicht euer Ernst sein!", jammerte ich und vergrub das Gesicht in meinen Händen. Carrie funkelte sie kritisch an:

"Also wollt ihr uns damit sagen, dass der gefährlichste Mann der ganzen verdammten Karibik gerade unsere Crew gefangen hält?"

"Ja, so ungefähr.", gab Jake ihr unbeholfen zur Antwort. Sam sah sie mit offenem Mund an, purer Schock war in seinem Gesicht zu sehen:

"Wir müssen ihnen helfen! Sofort!"

"Und wie? Ich will sie genauso retten wie du, Sam. Aber dieser Mann tötet uns ohne zu zögern, wenn er uns sieht.", zischte ihn Ryan an. Finn schüttelte den Kopf:

"Ein schneller Tod ist noch das Gnädigste, mit dem wir rechnen können."

Da standen wir also: Jim, Ryan, Jake, Finn, Sam, Lily, Carrie und ich. Hier im Unterholz roch es modrig und die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, dass kleine Tierchen auf mir herumkrabbelten. Angestrengt dachten wir darüber nach, wie wir dieses Problem lösen konnten. Die Situation erschien aussichtslos, doch wir mussten schnell handeln. Mit jeder vergeudeten Minuten waren unsere Kameraden mehr in Gefahr.

"Wir könnte doch-"

Knall.

Sofort riss ich meinen Kopf zur Seite und wollte den Ursprung des Geräusches ausfindig machen. Es war ein Pistolenschuss gewesen, der vom Strand gekommen war.

"Jolene.", flüstere Jim in die erdrückende Stille hinein. In seinen sonst so leuchtenden Augen zeichnete sich pure Panik ab. Ohne Vorwarnung wollte er losrennen, wurde aber von Jake und Ryan zurückgehalten. Er kämpfe gegen sie an, hatte aber keine Chance. Angestrengt schubsten die beiden ihn wieder zurück.

"Es hilft ihr nicht, wenn du jetzt auf Selbstmordmision gehst und dich umbringen lässt!", zischte ihm Jake zu. Jim funkelte ihn verständnislos an, nickte dann aber. Plötzlich ertönte eine kalte, tiefe Stimme vom Strand:

"Ryaaaan, ich weiß, dass du und deine Freunde mich hören können! Also kommt raus!"

Niemand von uns rührte sich. Ich hielt Finns Hand und sah in seine warmen, braunen Augen. Ich wollte nicht, dass ihm etwas passierte.

"Neben mir steht die bezaubernde Jolene! Ich zähle jetzt bis zehn, wenn ihr dann nicht rausgekommen seid, hat sie leider eine Kugel in ihrem hübschen Köpfchen. Eins, zwei, drei,..."

Nun ließ sich Jim nicht mehr aufhalten. Er schubste Sam einfach zur Seite und kämpfte sich durch das Gestrüpp. Wir anderen wechselten kurz Blicke, dann stürmten wir ihm nach. Finn zog mich mit sich mit, ein Ast nach dem anderen schlug mir ins Gesicht. Einmal blieb ich an einem Strauch hängen, es handelte sich aber nur um Sekunden, schon hatte Finn mich losgeschnitten.

"Sieben, acht,..."

Ich sah das Licht vom Strand, das in den Dschungel schien. Es konnte sich nur noch um Sekunden halten. Ich umklammerte fest meine Pistole, als wir aus dem Gestrüpp in den weißen Sand stolperten.

Da standen wir acht, mit erhobenen Waffen, und sahen Bolton an. Sein Schiff stand direkt neben der Dragonfly, nur war es fast doppelt so groß und dunkel. Unsere Crew stand zusammengepfärcht im heißen Sand, ihre Hände gefesselt. Um sie herum wimmelte es von feindlichen Piraten, die alle ihre Waffen erhoben hatten und uns angrinsten.

Doch das Schlimmste war der Anblick von Bolton. Sein schwarzer Bart war dreckig und ungepflegt, seine Augen leer wie ein schwarzes Loch. Er hielt Jolenes Arm und drückte ihr seine Kanone gegen die Schläfe. Neben ihm stand noch ein Mann und neben ihm zwei Mädchen- mein Mund klappte vor Verwunderung auf- Louise und Johanna. Sie grinsten uns siegessicher an.

Die Dragonfly-ChronikenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt