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𝐶𝑎𝑟𝑟𝑖𝑒

Doch noch bevor wir Kurs auf die schwarzen Ströme aufnehmen konnten, mussten wir etwas viel, viel Gefährlicheres tun:

"Ich bin dafür, dass Ryan es ihr sagt! Immerhin war es seine Idee Lily zu entführen, da soll er ihr auch sagen, dass es völlig unnötig war!", meinte ich und führte so die Diskussion weiter, die schon seit 10 Minuten lief.

"Ich mach das ganz bestimmt nicht, sie wird mich auf ewig hassen, wenn ich es ihr sage! Es ist wirklich verdammt schwer in unseren Kreisen jemanden kennenzulernen!", verteidigte sich Ryan, woraufhin Jim anfing zu lachen:

"Scheinbar funktionieren Entführungen aber ganz gut, nicht war?" Er grinste uns der Reihe nach breit an, woraufhin sich Finn räusperte und Jake nervös von einem Fuß auf den anderen trat. Ich tauschte einen verlegenen Blick mit Fran aus, die peinlich berührt an ihrem Ärmel herumzupfte.

"Das tut doch jetzt nichts zur Sache! Ich glaube, Finn oder Frances sollten es machen. Sie sind eindeutig die Diplomatischsten von uns!", unterbrach Jake die peinliche Stille, woraufhin die beiden sofort zu protestieren begannen.

"Es reicht jetzt, ich finde wir sollten es einfach dem Zufall überlassen. Finn, ein Blatt Pergament.", meinte Ryan auf einmal und schrieb eilig unsere Namen darauf. Nachdem er sie in Stücke gerissen hatte, warf er die Zettel in seinen Hut und hielt ihn Jim hin.

"Du ziehst!" Natürlich machte er es unglaublich spannend, brauchte eine Weile bis er endlich einen Zettel gefunden hatte und wartete dann noch einen Moment bevor er den Namen vorlies:

"Und der Unglückliche, der der wunderschönen Bestie die miese Nachricht überbringen darf ist...Jake!"

Ohne mit der Wimper zu zucken klatschte ich mit Fran ein, wir mussten uns nicht anschreien lassen! Auch Finn und Ryan schauten sehr zufrieden, wenn auch etwas mitleidig, drein. Nur Jake sah so aus als wäre gerade jemand gestorben.

"Wir sehen uns auf der anderen Seite!", rief er dramatisch und verließ den Schlafraum.

"Du ziehst nicht in den Krieg!", brüllte ihm Ryan noch hinterher, doch Jake ignorierte ihn bloß.

Gespannt liefen wir ihm hinterher und legten uns mit genügend Sicherheitsabstand auf die Lauer. Die wütende Lily wollten wir uns wirklich nicht entgehen lassen.

"Also Lily, wir sollten mal mit dir über die ganze Entführungssache reden. Neuen Erkenntnissen nach haben wir dabei nämlich einen kleinen Fehler gemacht.", wandte sich Jake an die Rothaarige, die immer noch an den Mast gefesselt war.

"Und das heißt?" fragte das Mädchen bedrohlich, woraufhin ich Ryan unheilvoll neben mir grinsen sehen konnte.

"Sie ist wirklich sehr temperamentvoll!", wisperte er leise hinter den Fässern vor, wo wir uns vor Lilys Blick versteckten. Ich verdrehte bloß die Augen und sah wieder zu Jake, der zu erklären begann:

"Es gab da ja diese eine Prophezeiung, möglicherweise haben wir da etwas falsch verstanden und hätten dich gar nicht entführen müssen.", nuschelte er.

"Wie bitte?" Lilys Stimme war bei dem Seegang fast nicht zu hören.

"Es gab da diese Prophe-..."

"Ich hab schon verstanden!", unterbrach sie Jakes Erklärungsversuch, nun schon etwas lauter. "Ihr habt mich ENTFÜHRT! Ihr seid zu DÄMLICH gewesen um ein schlechtgeschriebenes Hexengedicht richtig zu interpretieren und habt deshalb erst einmal jemanden aus seinem Leben gerissen, denn so schlimm ist das doch gar nicht, oder?", schrie sie, doch mittlerweile wollte sich Jake nicht einfach nur anbrüllen lassen.

"Wir sind Piraten! Sowas machen wir nun mal! Und wir hätten dich weit aus schlechter behandeln können, wir hätten dir so viel mehr antun können! Wir hätten dir nicht einmal etwas von der Verwechslung sagen müssen!", antwortete er wütend, woraufhin Lily beleidigt ihren Kopf wegdrehte.

"Lass mich einfach alleine...", murmelte sie und starrte hinaus aufs Meer. Frustriert ging Jake wieder und setzte sich zu uns hinter die Fässer.

"Ich glaube, sie hasst uns für immer.", erklärte er. Trübsinnig starrten wir alle durch die Gegend, gerade wurde uns klar, dass Lilys Entführung sicher nicht leicht für sie gewesen war.

"Ihr könntet mir doch erst einmal die Crew vorstellen! Und wer übernimmt hier überhaupt welchen Posten? Habt ihr schon einen Waffenmeister? Wenn nein, ich habe ein Händchen für Schießpulver und Pistolen.", unterbrach Jim unsere Gedanken und sprang auf.

Motiviert folgten wir ihm und machten uns auf die Suche nach den Mitgliedern unserer Mannschaft. Dabei begann Finn zu erklären:

"Also, wie man vielleicht schon bemerkt hat ist Ryan unser Captain. Jake ist der erste Offizier, er übernimmt die Verteilung der Beute und die Lagerung, außerdem muss er darauf achten, dass es der Crew gut geht . Ich bin der Steuermann, also der zweite Offizier. Ich bin für die Steuerung der Dragonfly und die Navigation verantwortlich. Und nein, wir haben noch keinen Waffenmeister. Wir würden uns sehr freuen wenn du das übernehmen würdest."

Jim grinste und antwortete:

"Sehr schön, dann werde ich mir heute noch das Schießpulver anschauen." Dann wandte er sich an Fran und mich: "Und was macht ihr beide so?"

Überrascht sahen ich und meine Freundin uns an, so genau wussten wir das gar nicht. Bis jetzt hatten wir einfach gemacht, was gerade zu tun war und da wir sowieso laufend von irgendwelchen Vorfällen von der eigentlichen Schatzsuche abgehalten wurden, war das auch egal gewesen.

"Ehrlich gesagt haben wir noch keine Aufgabe!", meinte ich, woraufhin die Piraten zu überlegen begannen.

"Ich könnte noch einen Sekretär gebrauchen, wer von euch beiden ist besser mit Zahlen?", fragte Ryan, woraufhin ich stumm auf Frances deutete.

"Bist du damit einverstanden? Du würdest meine Korrespondenz und meine Konten führen.", erklärte er, woraufhin sie nickte.

"Ich könnte auch noch etwas Hilfe beim Navigieren gebrauchen, wie sieht's aus Carrie?" fragte da Finn. Da ich die Steuerung schon immer sehr interessant gefunden hatte, stimmte ich zu. Somit war das also auch beschlossen! Zufrieden grinsten Frances und ich uns an.

Wir besuchten noch Jonah, unsere Schiffszimmerfrau, und Nino in der Schiffsküche. Elias saß in seinem Büro und rechnete, immerhin war er Zahlmeister. Unser Sanitätsoffizier Sam saß gerade im Krähennest und Allen putzte das Deck. Also fehlten nur noch Luise und Johanna, die momentan Fässer verräumten.

"Sie sind Deckfrauen, also verantwortlich für alles was hier an Deck so passiert.", erklärte Ryan, wurde jedoch von Frances unterbrochen, die aprupt stehen blieb:

"Sie...sie sind also auch für die Beiboote verantwortlich?"

Die Dragonfly-ChronikenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt