Teil 59

53 1 0
                                    

Von ihnen unbemerkt kam Rosa unerwartet zeitig wieder nach Hause. Wovon das Paar aber nichts mitbekam, da sie tief im Land der Träume versunken waren.

Ein wenig wunderte sich die ältere Frau, als sie den Eingangsbereich verließ und schon von Weitem sah, dass der Frühstückstisch noch immer gedeckt war, obwohl es schon weit nach Mittag war. Erst als sie dem Küchenbereich näherkam, erkannte sie den Grund dafür. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen begann sie aufzuräumen. Die Kleidung der beiden brachte sie in die Waschküche.

Eigentlich hatte sie ja geplant, bis in den Abend hinein bei ihrem Bruder zu bleiben, aber dieser wurde zu einem Havariefall gerufen. Da er Bereitschaft hatte, war er auf Abruf und hatte keine andere Möglichkeit, als diesem nachzugehen.

Nachdem Rosa die verräterischen Einzelheiten beseitigt hatte, begann sie zu kochen. Sie nahm an, dass Helene und Florian, gar nicht erst zum Essen gekommen waren. Denn das Geschirr war gänzlich unbenutzt geblieben. Aus früheren Erzählungen wusste sie, dass Florian, genau wie seine Frau, scharfes Essen liebte. Also würde sie ihnen ein deftiges Chili kochen. Als alles vor sich hin köchelte, strich sie durchs Haus und erledigte alles, was noch zu erledigen war. Zuletzt stellte sie den Herd ab und zog sich in ihre Einliegerwohnung, deren Zugang hinter der Treppe lag, zurück.

Es war bereits später Nachmittag, als Florian wieder die Augen öffnete. Helenes Kopf ruhte nach wie vor auf seinem Brustkorb. Langsam zog er sich unter ihr raus, zog sich seine Boxershorts über, deckte sie noch liebevoll zu und verließ mucksmäuschenstill, das gemeinsame Schlafzimmer.

Als er die Treppen hinunterlief, schaute er nicht schlecht. All ihre Sachen waren verschwunden und der Tisch war auch abgeräumt. Stattdessen stand ein Topf, gefüllt mit wunderbarem Chili auf dem Herd. Angestrengt versuchte er sich daran zu erinnern, was Rosa sagte, wann sie zurückkommen wollte. Irritiert schüttelte er mit dem Kopf, schob den Gedanken dann aber doch beiseite und stellte den Herd an, um den Inhalt des Topfes erneut zu erwärmen.

Als dies geschehen und das Gericht, seiner Meinung nach, heiß genug war, füllte er zwei Teller ab, stellte diese samt Löffel, zwei Gläsern und einer Flasche Wasser auf ein Tablet und begab sich damit hinauf zu Helene. Diese schlummerte immer noch nichts ahnend, tief und fest.

Vorsichtig stellte er das Tablet auf dem Nachtschränkchen ab und strich seiner Liebsten behutsam über den Kopf.

„Aufwachen Liebling. Es ist bereits 17 Uhr durch. Was willst du denn heute Nacht machen, wenn du jetzt so lange schläfst?"

Kurz darauf begann Helene sich zu rühren und zu strecken. Langsam öffnete sie ihre Augen und begann regelrecht zu strahlen, als sie ihn über sich erblickte.

„Hey du...", flüsterte sie ihm entgegen.

„Selber du...", antwortete er ihr lächelnd. „Du bist mir eine kleine Schlafmütze. – Schau mal. Die Heinzelmännchen waren da und haben uns ein leckeres Chili gekocht."

Prompt war Helene hellwach.

„Gekocht? Chili? Wer?" Irritiert sah sie zu dem Tablett hinüber.

„Ich nehme mal an, dass Rosa schon zeitiger nach Hause gekommen ist."

Augenblicklich riss die Blondine ihre Augen auf.

„Rosa? Wann?"

„Ich weiß es auch nicht. Als ich hinunterkam, war der Tisch abgeräumt und auf dem Herd stand dieses wunderbare Chili. Es ist beinahe genauso gut, wie das was du immer kochst", sagte er und strich ihr erneut über das Haar. „Ich dachte mir, du könntest eine Stärkung brauchen und habe uns, jedem einen Teller davon, mitgebracht."

Verlorene ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt