Teil 71

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Jetzt war es Florian, der sie mit großen Augen ansah.

„Ist das dein Ernst?", fragte er tonlos.

„Nicht gut?" Sie war sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob ihre Idee so gut gewesen ist.

„Doch – doch, das klingt gut. Aber ... du hattest nie zuvor einen Außenstehenden auch nur ein bisschen, vorher in deine Musik hören lassen, ehe sie nicht komplett eingespielt war."

„Ich weiß. Aber du wärst dann ja kein Außenstehender mehr." Sie zwinkerte ihm zu und gab ihm überraschend einen Kuss, auf den leicht geöffneten Mund.

„Die Frage ist dann wohl eher, was Uwe dazu sagen würde", sagte er verunsichert.

„Was soll er dazu sagen? Die Entscheidungen liegen am Ende immer bei mir. Wenn ich etwas nicht will, kann er sich auf den Kopf und auf die Beine stellen, da kann er nichts machen. Genauso ist es jetzt. Wenn ich will, dass du im Team bist, dann bist du im Team."

„Lene, ich will kein Mitleid."

„Das ist kein Mitleid. Das ist komplett eigennützig. So hab ich dich immer bei mir und kann, wann immer ich will mit dir kuscheln und dich küssen." Verliebt sah sie ihn an.

„Ah ja Frau Silbereisen, ist das so?"

„Ja, so ist das. Das wäre genau das Gegenteil von dem, was wir früher hatten."

„Und was ist, wenn ich wieder so weit bin, dass ich in meinen Beruf zurückkann?"

„Dann freu ich mich für dich und unterstütze dich komplett dabei."

Stutzig sah er sie an.

„Ist das so?"

„Ja natürlich. Was dachtest du denn? Dass ich mir einbilde, du würdest dein Ziel für mich aufgeben? Das würde ich nie, niemals von dir verlangen. Im Gegenteil sogar. Ich weiß doch, wie viel dir dein Beruf bedeutet, wie viel Spaß er dir macht. Nur ... bitte, fall nie wieder runter!"

„Nie wieder, versprochen." Er zog sie ganz nah an sich heran und küsste sie leidenschaftlich, um seine Worte zu unterstreichen. „Ich glaube Michael wird dieses Risiko auch niemals wieder eingehen, dass sich so etwas je wiederholt. Er sagte, er arbeitet schon jetzt an einem neuen Konzept für mich. Ich hoffe nur, dass er nicht all meine Stunts rausnimmt. Die waren es doch, die den meisten Spaß brachten."

Entsetzt sah Helene ihn an. Mit Tränen in den Augen stand sie nun vor ihm.

„Das kann nicht dein Ernst sein! Da kann doch immer mal was passieren."

Liebevoll legte er ihr seine Hand an die Wange.

„Ja sicher, aber das kann es auch, wenn ich eine Straße überquere. Helene, das Leben besteht aus Risiken. Wenn man diese komplett vermeiden will, geht das nur, indem man zu Hause bleibt und morgens am besten gar nicht erst aufsteht. Und selbst da kann einem noch das Dach übern Kopf zusammenfallen. Liebling, ich weiß, dass du Angst hast, es könnte sich wiederholen. Aber das ist

Statistisch gesehen komplett unmöglich."

„Aber ... aber ..."

„Da gibt es kein aber, Liebling. Es wird sich einfach nicht wiederholen."

„Ich habe solche Angst dich wieder zu verlieren, Flori, das kannst du dir nicht vorstellen."

„Doch – ich glaube, das kann ich. Ich brauch mir nur vorzustellen, dass dir so etwas geschieht."

Eine Zeitlang standen sie noch Arm in Arm so da und hielten sich einfach nur gegenseitig fest. Keiner von beiden sprach mehr auch nur ein Wort, bis sie gemeinsam schlafen gingen.

Verlorene ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt