Verlorene Zeit

Teil 7

Halie hatte keine Berührungsängste, was das Thema Papa in der Schule anging. Wenn Lehrer nach den Berufen der Eltern fragten und von denen gab es einige, dann erzählte sie ohne Beklemmungen, wer ihre Mutter sei und das ihr Vater bis vor 17 Jahren noch, ein erfolgreicher Entertainer war. Der aber seit einem Unfall bei Proben zu einer Show, die er moderieren sollte, im Wachkoma lag.
Natürlich gab es auch hier, wie so oft, Neider. Einige ihrer Klassenkameraden hielten sie sogar für arrogant und selbstverliebt, weil ihre Eltern berühmt waren. Dabei beneidete sie ihre Mitschüler eigentlich sogar dafür, dass die meisten von ihnen zumindest jedes Wochenende mit ihren Vätern Zeit verbringen konnten. Nur sie saß am Bett ihres Vaters und las ihm Bücher oder ihre geschriebenen Hausarbeiten für die Schule vor.
Helene hatte frühzeitig dafür gesorgt, dass Halie lernte, mit solchen Situationen umzugehen und so ignorierte das Mädchen diese Gruppe Schüler.
Stattdessen war sie froh über ihre zwei wirklichen Freunde. Mats und Ciara, die beiden standen von Anfang an hinter ihr. Mit Ciara war sie schon seit der Grundschule befreundet. Da Helene, allein schon wegen Florians Gesundheitszustand, die Stadt nicht verlassen wollte, war Halie nie gezwungen eine andere Schule zu besuchen. Der einzige Wechsel war der von der Grundschule aufs Gymnasium und bei diesem hatte Ciara sie begleitet. Mats kam erst im letzten Schuljahr dazu, hatte sich aber spätestens nach einer Ethikstunde mit dem Thema Eltern und ihre Berufe, vor ihr als riesen Helene-Fischer-Fan geoutet. Zu Anfang hatte Halie Sorgen, er würde vielleicht zum Stalker mutieren, aber nichts dergleichen geschah. Bisher hatte sie nie einen ihrer Freunde mit nach Hause genommen, allein schon, weil niemand zu Florian durfte und die Gefahr, dass sich einer mal in der Tür verirrte, war einfach zu groß.