Teil 87

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Er schüttelte leicht den Kopf.

„Nein."

„Ich darf diese – deine Talente für mich nutzen." Wieder quiekte sie und sprang auf und ab. „Ich fühl mich wie ein kleines Kind, das sich auf Weihnachten und die Geschenke freut."

Er konnte nicht anders, er musste einfach lachen, über ihre überschwängliche Art sich zu freuen. Er hob sie hoch und wirbelte sie einmal um sich herum.

„Du bist unglaublich Helene und ich bin es der dich lieben darf, der von dir geliebt wird. Ich bin der glücklichste Mann der Welt."

Augenblicklich wurde sie ganz ruhig und sah zu ihm hoch. Ihre Hand ruhte auf seiner Wange.

„Ich bin die glücklichste Frau der Welt, garantiert. Das kann gar nicht anders sein. Ich hab dich hier bei mir, darf dich berühren, deine Küsse genießen, deiner wundervollen Stimme lauschen, wenn du sprichst. Das ist Glück, Flo. Doch, genauso muss sich absolutes Glück anfühlen."

Kleine Tränen glitzerten in seinen Augen, nachdem sie diese Worte ausgesprochen hatte. Er zog sie einfach nur in seine Arme, sagen hätte er jetzt nichts können. Ein dicker, fetter Kloß in seinem Hals verhinderte dies. Stattdessen schniefte er nur einmal, um zu verhindern, dass seine unterdrückten Tränen, ihren Weg über die Nase nach draußen fanden.

„Hey Flori. Das sollte jetzt aber keine Aufforderung sein, sentimental zu werden." Liebevoll strich sie ihm über die Wange.

„Ich weiß doch auch nicht was mit mir los ist. Irgendwie bin ich nicht dafür gemacht, bei solchen Worten hart zu bleiben. Lene, du berührst einfach mein Herz mit so was."

"Och du bist süß, aber genau dafür liebe ich auch so."

Plötzlich hörten sie aus der oberen Etage ein Poltern. Erschrocken sahen sie sich an.

„Was war denn das?", kam es von ihnen gleichzeitig. Sofort beeilten sie sich ins Schlafzimmer zu kommen.

Dort sahen sie, wie einer der beiden Maler ungeschickt versuchte einen heruntergefallenen Eimer, welcher bis eben wohl noch bis oben hin gefüllt war, zu retten. Eine riesen Lache, der sonnengelben Farbe, breitete sich über dem Parkettboden aus.

Wie erstarrt stand das Paar da und sah ihm dabei zu, bis Helene merkte, wie es bei Florian innerlich begann zu brodeln. Schnell zog sie ihn aus dem Raum hinter sich her, wogegen er sich versuchte zu wehren.

„Aber ich muss doch...", stammelte er.

„Gar nichts musst du. Lass die jetzt erst mal das Malheur beseitigen und dann kannst du immer noch machen was immer du willst."

„Verdammt noch mal, warum haben die den Boden nicht abgedeckt? Weißt du was das bedeutet?"

Helene nickte, natürlich wusste sie was das bedeutete.

„Ich weiß, dass du mich nicht zu sehr belasten wolltest, als du die Maler bestellt hattest. Am Ende hat dies dann aber doch nichts gebracht, denn jetzt darf ich den Boden neu verlegen."

Schuldbewusst sah die Blondine zu Boden.

„So war das ja auch nicht geplant, Flo."

Sofort merkte er was geschehen war. Die ganze romantische Stimmung zwischen ihnen war dahin und er war nicht ganz unschuldig daran. Vorsichtig zog er sie in seine Arme.

„Entschuldige bitte Liebling." Innerlich kämpfte er allerdings weiter mit sich und seinen Gedanken. Hatte er doch extra darauf bestanden, dass die Handwerker den Boden abdecken sollten, vor allem weil dieser erst kürzlich neu verlegt worden war.

Sanft legte sie ihren Kopf auf seiner Brust ab und lauschte seinem immer noch recht schnellem Herzschlag. Woraus sie schlussfolgerte, dass er wohl doch noch etwas aufgebracht war. Früher hatte es gereicht, dass sie sich an ihn schmiegte, damit er kurz darauf wieder viel ruhiger wurde.

Allerdings hatte sie auch nicht den Vergleich zu seinem vorherigen Herzschlag, welcher wohl wesentlich rasanter war.

Mittlerweile hockten sie beide im Flur an der Wand neben der Schlafzimmertür und überlegten, was als Nächstes zu tun wäre. Ließ sich das Geschehene ja nun nicht mehr ändern.

„Ich seh's aber auch nicht ein, dass wir die neue Farbe und den Boden selbst bezahlen." Bestätigend nickte die Sängerin, das leuchtete ein. „Ich hatte die Abdeckplane dafür, mit den beiden gemeinsam gekauft. Dass sie diese nicht vorher auslegen, dafür kann ich nichts. Ich ging davon aus, dass die ihr Handwerk verstehen."
„Gut, dann lass uns das mit dem Gebauer klären." Sie stand auf und zog ihren Mann in den Stand. Gemeinsam gingen sie dann hinunter und zogen sich in ihr Büro zurück. Lange dauerte das Telefonat nicht. Der Firmenchef entschuldigte sich noch mal für das Missgeschick seiner Angestellten und faxte gleich darauf eine Einverständniserklärung, mit welcher er zustimmte, die zusätzlich entstandenen Kosten in vollem Umfang zu übernehmen.

„Zumindest klappt das anstandslos", bemerkte Helene erleichtert, nachdem sie das Telefonat beendet hatten. Es war nicht so, dass sie sich die zusätzlichen Kosten nicht hätten leisten können, aber vom Prinzip her schon allein, waren sie nicht dazu bereit diese zu tragen.

„Also gut", Florian ließ die Hände auf seine Beine knallen. „Dann werd ich den beiden da oben mal klarmachen, dass sie jetzt sofort noch einen Eimer Farbe holen dürfen, bevor der Baumarkt schließt und die Farbe eventuell nicht reicht."

„Mach das Schatz, ich werde derweil noch ein wenig Patrick auf die Finger gucken gehen." Sie lachte, stand auf, gab ihm noch einen Kuss und verließ das Büro in Richtung Garten.
So richtig Lust hatte der Entertainer eigentlich keine, aber was sein musste, musste eben sein.

Als sie auf die Terrasse hinaustrat, waren die Männer gerade dabei, das Podest um den Pool herum zu verkleiden.

Patrick bemerkte seine Schwägerin und lief direkt auf sie zu.
„Und, was sagst du?"

„Die sind ja der Wahnsinn, Paddy", staunte sie. „Die sahen verpackt ja schon richtig gut aus, aber jetzt so..." Helene bekam den Mund kaum wieder zu. „Patrick du bist ein Zauberer."
Sie hatte die marmornen Naturstein-Fliesen nur auf dem Bildschirm ihres Laptops gesehen und war dort schon begeistert gewesen. Diese nun aber tatsächlich verlegt vor sich zu sehen, machte sie schier sprachlos. Ja, sie war begeistert von der Arbeit ihres Schwagers und dessen Mitarbeiter.

Der Ältere freute sich darüber sie so mit seiner Arbeit begeistern zu können, aber es gab wichtigeres das er mit ihr besprechen musste. Er hatte lange in dieser Nacht noch auf der Terrasse gesessen und so auch mitbekommen, wie das Paar sich Hand in Hand aus dem Zimmer schlich und in seinem Büro verschwand.

„Ich glaube es wäre besser, wenn ich bei meinen Leuten in der Pension schlafe." Erstaunt sah die Sängerin ihn an.

„Aber warum das denn? Du störst uns doch nicht und außerdem gehörst du zur Familie." Sie verstand ihn nicht, wusste nicht was ihn so umdenken ließ.

„Doch tu ich."

„Nein! Wie kommst du darauf?"

„Helene, ich bin kein Jungspund mehr, dem das Geschehen um ihn herum egal ist."

„Wovon sprichst du bitte?"

Er sah sie eindringlich an. Natürlich wusste er, wie wichtig ihr ihre Privatsphäre war und wie empfindlich sie reagierte, wenn man auch nur ein paar deren Details mitbekam. Gerade darum war es ihm so wichtig, ihr genau diese zurückzugeben.

„Ich konnte heute Nacht nicht schlafen. Der Vollmond macht mich kirre, lässt mich nie so wirklich zur Ruhe kommen. Also saß ich noch eine halbe Ewigkeit hier draußen und habe versucht die Zeit zu nutzen, um ein paar organisatorische Dinge zu sortieren."

Sie verstand immer noch nicht und schüttelte leicht den Kopf. Er holte tief Luft und entschied, sie über seine Beweggründe aufzuklären.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 02, 2020 ⏰

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