Teil 69

41 1 0
                                    

„Was hast du denn Eri?" Helene fand es wahnsinnig toll, dass ihre Tochter ihr so ähnelte und wusste beim besten Willen nicht, was ihre Schwester da entgegenzusetzen hatte.

„Na ja, wie soll ich es sagen." Kurz legte die 46-jährige sich ihre Worte zurecht, bevor sie sich räusperte und weitersprach: „Deinen Ehrgeiz, den du heute hast, den hattest du in ihrem Alter noch nicht. Da warst du noch der Klassenclown in der Schule. Alles war besser als Schule. Das kam alles erst, nachdem du an der Musicalschule angenommen wurdest."

„Ja, na klar. Vorher wusste ich ja auch noch nicht, wozu ich das alles überhaupt mache. Halie ist da anders. Sie weiß, wo sie einmal hinwill. Und Abitur, das wäre echt nichts für mich gewesen. Aber ich sag mal so ... irgendwas muss sie ja auch von Flori haben, sonst wär's ja langweilig.

Sie hat seine Disziplin schon von Anfang an mitbekommen."

„Na nun übertreib aber mal nicht, Liebling. So wahnsinnig diszipliniert, wie unsere Tochter war ich in diesem Alter auch nicht mehr. Aber die Verträge zwangen mich immer wieder es dennoch zu sein."

„Mit dir hätte ich auch nicht tauschen wollen", platze es Peter dann heraus.

Vor sich hin schmunzelnd, meinte Florian dann: „Ach du, so schlimm war das eigentlich auch nicht. Immerhin hatte ich 'ne Menge schulfrei und wir Kinder, hatten bei den Shows, hinter den Kulissen, eh immer Narrenfreiheit. Stefan, Stefanie, Jan und mir, uns wurde ja wirklich jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Wäre meine Mutter nicht immer dabei gewesen..."

„Papa, können wir?", unterbrach ihn dann seine Tochter, als sie die Treppe wieder herunterkam.

Schnell verabschiedeten die beiden sich, bevor sie hinunter in die Garage gingen, wo Helenes Auto parkte.

Dass der Entertainer so schnell wieder hinter dem Steuer sitzen würde, hätte vor ein paar Monaten auch niemand gedacht. Aber es klappte von Anfang an super und mittlerweile war er es der Helene zu ihren Terminen fuhr und auch wieder abholte. Sonst wäre er wohl an Langeweile zu Hause gestorben. Dass er heute nun seine Tochter zu ihrer Freundin fuhr, machte ihn schon mächtig stolz. Anfangs war Halie immer sehr verhalten, wenn er am Steuer saß. Sie erwartete jede Sekunde, dass ein Unglück geschehe. Mittlerweile saß sie aber recht entspannt neben ihm und sah aus dem Seitenfenster hinaus.

„Soll ich dich morgen auch wieder abholen? Oder willst du lieber alleine nach Hause kommen?", fragte er sie nebenbei, während sein Blick auf den Verkehr gerichtet war.

„Oh ja, das wäre klasse Papa. Dann brauch ich nicht so zeitig wieder losmachen."

„Gut, ich bin dann 18 Uhr da?"

„Nö, ich bin doch kein kleines Mädchen mehr. 20 Uhr?"

Wieder grinste er schelmisch. Natürlich war ihm klar, dass man mit 16 Jahren, nicht mehr um 18 Uhr nach Hause kommen will.

„Hausaufgaben sind erledigt?"

„Papa! Willst du mich ärgern? Wir haben doch Ferien."

„Ups, mein Fehler, Mäuschen." Daran hatte er wirklich nicht gedacht. „Dann könnte ich ja auch mit Mama sprechen. Wenn Frau Hoppe nichts dagegen hat, könntest du ja vielleicht auch bis Montag bleiben."

„Echt, das würdest du machen?" Stürmisch umarmte sie ihren Vater.

„Vorsicht Mäuschen, ich fahre. Sonst landen wir letzten Endes noch auf den Bahngleisen."

„Tschuldigung." Sofort zog Halie sich zurück. Sie war nur so euphorisch gewesen, nach seinem Vorschlag.

„Alles gut. Es ist ja auch nicht ganz uneigennützig."

„Ah, ich verstehe." Verschmitzt grinste sie. „Du willst mit Mama alleine sein."

„Nicht so wie du jetzt denkst!"

„Was denk ich denn, hä?" Halie konnte nicht anders, sie musste kichern.

„Ich hab für uns beide, morgen einen Wellnesstag gebucht. Wir sind also gar nicht zu Hause."

„Oh! Einen Wellnesstag. Da wird sie sich aber freuen. Ich glaub so was hat sie, solange ich denken kann, nicht gemacht. Wie willst du denn dann morgen 20 Uhr da sein, wenn Frau Hoppe nein sagt."

„Weiß nicht. Verkürzten?"

„Ach quatsch. Bleibt ihr da mal, wo ihr seid. Ich fahr dann allein nach Hause und Rosa ist ja auch noch da."

„Was hab ich doch für eine große und gescheite Tochter."

Sie hatten eben vor dem Haus, in welchem Ciara mit ihrer Familie wohnte gehalten, als Florian Halie am Arm haltend, daran hinderte auszusteigen. Überrascht schloss diese wieder die Wagentür.

„Was ist denn noch?", fragte sie überrascht.

„Was hältst du davon, wenn ich Mama noch mal einen Antrag mache?"

Mit großen Augen sah die Schülerin ihren Vater an.

„Einen Antrag?"

„Ja einen Heiratsantrag", stimmte er ihr zu.

„Aber ihr seid doch schon verheiratet."

„Natürlich. Das wäre dann eine Gelöbniserneuerung."

„Achso."

„Genau. Und, was hältst du davon?"

„Ich fänd's cool."

„Super. Jetzt hoffen wir mal nur noch, dass sie nicht nein sagt."

„Machst du Witze? Niemals! Mama liebt dich über alles. Die würde alles mit dir machen. Wenn du sie fragst, ob sie mit dir auf den Mond zieht, fragt sie nur, wann genau es losgeht."

Beide mussten sie bei der bildlichen Vorstellung dieser Szene lachen. Florian nickte nur und sagte dann: „Danke meine Große."

„Hey und vielleicht, macht ihr mich dann ja auch gleich noch, zur großen Schwester."

„Wow, wow, wow. Immer langsam mein Kind. Das ist nicht so einfach wie du dir das vorstellst."

„Warum nicht? Habt ihr vergessen, wie das geht?", fragte das Mädchen amüsiert.

„Nein, das nicht", antwortete er ihr lachend. „Aber eh Mama mit dir schwanger war, das war schon ein ziemlicher Kraftakt. Es hatte einfach nie geklappt und ich bezweifle, dass es dieses Mal schneller gehen würde. Obwohl sie jetzt natürlich weniger Stress hat. Außerdem weiß ich ja gar nicht, ob sie überhaupt noch ein Kind will."

„Ich denk schon. Rosa erzählte mir mal, dass ein gemeinsames Kind, euer großer Traum war. Den hast du ja nun verschlafen. Warum also sollte sie ihn dir nicht auch erfüllen wollen?"

„Weil wir mittlerweile um einiges älter sind und Mamas biologischer Wecker quasi schon klingelt?"

„Mama ist 40. Ja und? Schau mal, die ganzen Stars in Hollywood fangen teilweise noch später erst an, mit der Familienplanung. Und vielleicht hört sie dann ja auf, mich wie ein kleines Kind zu behandeln", gab sie zu bedenken.

„Hmmm ... das glaube ich aber weniger. Sie liebt dich und hat einfach nur Sorge, dass dir etwas geschehen könnte. Mütter sind so, glaub mir. Wir waren fünf zu Hause und trotzdem hörte Oma nicht auf, sich um Franz zu sorgen, obwohl er der Älteste von uns ist. Und deine Stars in Hollywood sind ja wohl überhaupt kein Maßstab für uns."

„Stimmt, die sind lange nicht so toll wie ihr."

„Jetzt übertreibst du aber. Na los, steig aus, sonst kann ich dich gleich wieder mitnehmen."

Verlorene ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt