Teil 5

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„Ach Liebling, ja das wäre es. Aber ich dachte, dir gefällt Sport. Ich möchte nicht, dass du aus einem Pflichtgefühl heraus aufhörst, deinen Traum zu leben.“
„Du hast ja recht Mama, aber wirklich, Ballett ist nicht mehr so meins. Im Gegenteil, ich bin sogar froh, dass ich am Samstag meine letzte Ballettstunde bei Madame Ludmila habe. Ja ich weiß, du dachtest, ich würde dann an eine Ballettschule für Fortgeschrittene gehen, aber das will ich gar nicht. Ich möchte Medizin studieren. Ist das jetzt so schlimm für dich?“
„Nein – nein, ganz und gar nicht. Das ist überhaupt nicht schlimm für mich. Ich möchte, dass du glücklich bist und wenn es das ist, was du möchtest, dann unterstütze ich dich natürlich dabei.“
Professor Hübner lies die beiden ruhig weiterreden. Er unterbrach sie zu keinem Zeitpunkt, weil er annahm, ihre Unterhaltung würde dazu beitragen, dass Florian vielleicht sogar darauf reagieren könnte. Was ihm wiederum Beweise liefern würde, dass sein Patient auf dem besten Weg der Besserung war.
Allerdings fand er es auch sehr aufschlussreich, zu erfahren, was junge Menschen unter anderem dazu bewegen konnte, den Weg der Medizin einzuschlagen. Die meisten hatten Schlüsselerlebnisse, die sie dazu veranlassten. In diesem Falle war es die Tochter, die ihren Vater aktiv in ihrem Leben haben wollte und das, obwohl sie ihn nie anders erlebt hatte.
Nur zu gut konnte er sich noch an den Tag erinnern, als er Helene erklären musste, dass sie ihr Kind allein zu Welt bringen und höchstwahrscheinlich auch allein aufziehen musste. Er bewunderte sie dafür, wie sie diese Aufgabe in den letzten 16 Jahren gemeistert hatte.

Verlorene ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt