Teil 86

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Die Lust brannte in ihrem Hals, sie wollte sie rausschreien, wollte ihn auffordern sie endlich zu nehmen, dennoch wimmerte sie nur leise vor sich hin, konnte kaum noch an sich halten, bis sie sich letztendlich doch vergaß. Nichts anderes interessierte sie mehr. Sie wollte ihn spüren, mit ihm den Rhythmus suchen und finden, der sie beide in die so sehr ersehnte Ekstase führte, als er sie endlich dort berührte, sie küsste, seine Zunge spielen ließ, wo sie es so lange vermisst hatte.

Ein kehliges „Jaa", entwich ihrem sinnlichen Mund. „Oh Gott jaa ... Genau da ... hör nicht auf, bitte! ... Oh Gott Flo ...Bitte! ... Bitte! ... nimm mich endlich!!!" Das Letzte schrie sie ihm beinahe entgegen. Dies war es, worauf er gewartet hatte. Sie verlangte nach ihm, wollte ihn endlich ganz spüren. Elendig langsam arbeitete er sich Zentimeter für Zentimeter wieder hinauf zu ihren Lippen und genoss das beginnende Beben ihres Körpers. Es würde nicht mehr lange dauern und sie würde explodieren, in andere Sphären abdriften und er würde es sie genießen lassen, dafür sorgen, dass sie es auskosten konnte, bis zum letzten Moment dieser herrlichen Wonne. Unangenehm eng war seine Boxer geworden. Schon eine ganze Weile passte er nicht mehr in dieses Stück Stoff und so befreite er sich davon, aber nicht ohne seine Frau zu vernachlässigen, die sich vor ihm wandte, ihr Becken erregt hob und senkte.

„Komm schon! Hör auf mich zu quälen! Bitteee!" Langsam legte er sein Bein zwischen ihre, um mehr Halt für sich zu erlangen. Sofort nutzte sie dieses unerwartete Angebot und begann sich an ihm zu reiben, selbst wenn sie gewollte hätte, sie hätte nicht aufhören können. Immer näher kam sie dem Ziel, griff in seine Haare, zog daran, versuchte sich irgendwie festzuhalten, während sie von der Welle der Erlösung überrollt wurde. Ihr Stöhnen wurde immer lauter, welches auch seine Lippen auf ihren, nicht mehr unterdrücken konnten. Unkontrolliert zuckte sie unter ihm, genoss es genauso wie er es für sie erhofft hatte.

Als ihre Welle der Glückseligkeit langsam wieder abebbte, öffnete sie lächelnd ihre Augen und sah ihn wie benommen an.

„Morgen besorge ich dir einen Waffenschein", hauchte sie ihm entgegen. So ganz verstand er nicht, was sie meinte.

„Für deine Zunge", flüsterte sie ihm kaum hörbar ins Ohr, was ihn nur verschmitzt grinsen ließ.

„Bist du glücklich?", fragte er sie.

„Noch nicht ganz."
Irritiert sah er sie an.

„Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich hätte schon Lust auf eine zweite Runde", raunte sie ihm entgegen und sah dabei auf seine Körpermitte, die sich natürlich nach wie vor stattlich darbot.

Noch lange ließen sie ihre Körper sprechen, wobei auch Florian nicht zu kurz kam, bis es plötzlich an der Haustür schellte.

Erschrocken sahen sich beide an und bemerkten erst jetzt, dass es mittlerweile hell geworden war.

Ein Blick auf die Uhr verriet die voraussichtliche Ankunft der Maler. Peinlich berührt dachten sie darüber nach, wie sie am einfachsten aus dem Büro ins Gästezimmer kamen, ohne dass sie jemand sah. Denn beide waren sie nur in Negligé und Boxershorts gekleidet, als sie ihr Weg, in den außer Hörweite gelegenen Bereich des Hauses geführt hatte.

„Verdammt", fluchte Helene leise vor sich hin. Zärtlich strich er ihr über die Seite.

„Wenn wir uns leise verhalten, wird niemand hier hereinschauen und Rosa weiß was zu tun ist. Sie wird die Maler schon in unser Schlafzimmer bringen."

„Alles gut und schön, nur wie kommen wir von hier in unser Zimmer, ohne dass uns jemand sieht?" Leicht verzweifelt rieb sie sich die Schläfen.

„Ich glaub ich hab da eine Idee." Sofort stand er auf und ging an den Schreibtisch, von welchem er sich das Handyteil des Festnetzes schnappte und sie ihr zurückkehrte. Ein paar Ruftöne später, hatte er auch schon seinen Schwager am anderen Ende der Leitung.

„Guten Morgen Patrick, sag mal, ist Rosa in deiner Nähe? ... Ja? Super gib sie mir doch mal bitte. ... Nein, das ist jetzt nicht so wichtig. ... Danke!" Ein wenig verleierte er die Augen, bis er dann endlich die ruhige Stimme der Haushälterin hörte. Freundlich bat er sie darum, Helenes und seinen Morgenmäntel im Büro abzulegen. Wie üblich fragte sie nicht nach dem Grund und erledigte es innerhalb der nächsten paar Minuten. Vorsorglich klopfte sie an und betrat erst nach einem leisen, aber bestimmten Herein den Raum und tat, wie ihr geheißen war. Sie konnte das Paar zwar nicht sehen, ahnte aber schon, wo sie sich aufhielten – immer noch in der hinteren Nische des Raumes auf dem Sofa.

Als sie wieder gegangen war, tauschten die beiden noch ein paar Liebkosungen untereinander aus, ehe sie sich in ihre Morgenmäntel gehüllt in das von ihnen bewohnte Gästezimmer schlichen.

Wenig später stellte Florian sich dann auch den beiden Malern vor und erklärte ihnen ganz genau was zu machen sei. Selbst den Einkauf im Baumarkt wollte er begleiten, aber nicht um die beiden zu kontrollieren.

Das letzte Mal in einem Baufachhandel war er vor seinem Unfall gewesen und es interessierte ihn einfach ungemein, was sich auch dort alles verändert hatte und welche Möglichkeiten der räumlichen Verschönerung einem heute offenstanden.

Immer wieder blieb er vor einzelnen Regalen stehen und bestaunte, was es so alles gab. Natürlich wollte er sich vor den Handwerkern auch nicht bloßstellen, dennoch fragte er hin und wieder, ob dieses oder jenes eine eventuell bessere Variante zu dem vorher besprochenen wäre.

Fest stand nun, dass die Wände ein sattes Sonnengelb verschönern würde, während die Sockel und Decke weiß blieben. Er war sich ganz sicher, dass seiner Frau diese Kombination am ehesten gefiel. Die Inneneinrichtung und Dekoration überließ er dann wieder ihr. Sie hatte einfach immer schon ein Händchen dafür.

Er war noch gar nicht richtig wieder zu Hause, da kam ihm auch schon Helene entgegengerannt und sprang ihm in die Arme. Komplett irritiert, Florian hatte bis eben noch die Gestaltung des Schlafzimmers im Kopf gehabt, hielt er sie in seinen Armen fest. Sie strahlte übers ganze Gesicht.

„Der Pool steht", quiekte sie, während sie ihn umarmte und gar nicht wieder loslassen wollte.

„Das ist ja wunderbar, dann tritt hier ja bald wieder Normalität ein."

„Genau und dann können wir den ganzen Tag in der Sonne liegen und den Tag genießen, bis der Stress wieder losgeht."

„Stress?", überrascht sah er in ihre grünen Augen, die ihn in diesem Augenblick glücklich anfunkelten.

„Na klar Stress und du wirst mit von der Partie sein." Aufgeregt hopste sie, wie ein kleines Kind auf und ab. „Ich freu mich schon so extrem darauf, mit dir gemeinsam im Studio zu stehen." Sie war mehr als glücklich und freute sich schon jetzt extrem darauf, ihn beim Musizieren genauestens beobachten zu können.

Man sollte meinen, dass sie ihm auch stundenlang im Musikzimmer zuhören könnte, aber tatsächlich vermied er dieses, solange Helene zu Hause war. Sie sollte nicht hören, woran der dort arbeitete und es fiel ihm wahnsinnig schwer, nicht von morgens bis abends heimlich am Flügel zu sitzen, über die nächsten Noten zu grübeln. Doch sie würde ihn irgendwann suchen und er würde nicht wollen, dass sie ihn dort fand. Denn wer Helene kannte, wusste genau, sie ließ nicht locker, bis sie alles wusste.

„Du freust dich wirklich darauf, oder?"

Erschrocken sah sie ihn an.

„Machst du Witze?! Natürlich freu ich mich darauf." Sie schüttelte leicht entrüstet ihren Kopf. „Ich liebe es, wenn du Musik machst, ich liebe es deine Stimme zu hören, wenn du singst und sag jetzt ja nicht wieder, dass die ja auch nicht sooo toll ist. Doch! Ist sie! Du bist ein grandioser Musiker, du hast Talente, von denen können die meisten einfach nur träumen. Und weißt du was das Beste ist?"

Verlorene ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt