Teil 53

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Als Helene den Kuss gerade vertiefen wollte, schob Florian sie plötzlich von sich und schloss die Augen.

Leicht verwundert sah sie ihn an. Wie gerne hätte sie genau in diesem Moment seine Gedanken lesen wollen.

„Flo, ist alles okay?"

Scheinbar aus den Gedanken gerissen, schüttelte er leicht den Kopf.

„Was ist denn los?"

„Ach – nichts."

Eine tiefe Falte bildete sich zwischen ihren Augen. Sie glaubte ihm nicht und doch wusste sie, wenn er nicht reden wollte, dann hatte alles nachhaken keinen Sinn. Zumindest war es vor dem Unfall immer so gewesen. Aber aus Erfahrung wusste sie auch, dass er irgendwann reden würde. Meistens allerdings erst dann, wenn sich das Problem schon längst in Luft aufgelöst hatte.

Mit einem tiefen Seufzer ließ sie von ihm ab und legte sich zurück in ihre Kissen. Den Blick an die Decke gerichtet, sagte sie: „Warum redest du nie mit mir über deine Sorgen und Probleme? Ich habe dich geheiratet, weil ich dich liebe. Hast du es schon vergessen? Wir hatten uns mal geschworen, dass wir in guten wie in schweren Zeiten füreinander da sind. Vertraust du mir denn nicht?"

Überrascht stützte er sich auf seinen Unterarm und sah sie an.

„Ich – vertrau – dir – doch."

Traurig blickte sie in sein Gesicht.

„Dann sag mir doch bitte, was gerade los war. Warum lässt du meine Nähe nicht zu?"

Kurz überlegte er.

„Ich ... ich – weiß – nicht. Es – tut – weh ... durch – die – Sonde", sagte er ganz leise und deutete mit dem Finger Richtung Schritt.

Helene verstand sofort was geschehen war, nickte sie und sagte: „Es tut mir leid. Ich wollte dir nicht wehtun. Ich wollte dich doch nur küssen, dich riechen, dir einfach so nah wie nur möglich sein."

Lächelnd legte er ihr seine Hand an die Wange.

„Ich – liebe – dich, Lene."

Sie lehnte ihr Gesicht in seine Berührung.

„Und ich liebe dich, Florin. Mehr denn je. Ich kann warten, vertrau mir."

Miriam, die die steten Veränderung von Florians Sinusrhythmus mitbekam, schmunzelte und schaltete, das kleine Gerät in ihrer Brusttasche irgendwann ganz leise und horchte nur gelegentlich dran.

Mona hatte sie alle, über die Geschehnisse im Schlafzimmer so weit informiert, dass sie beruhigt sein konnten. Ins Detail war sie aber nicht gegangen, denn das gehörte nicht an ihre Ohren, was ihr ihre beste Freundin unter Tränen anvertraute. Wie verzweifelt sie war und was ihre Gedankengänge in diesem Moment gewesen waren. Aber das genügte auch und so unterhielten sie sich, bis Helene plötzlich ins Wohnzimmer trat. Besorgt schauten alle Anwesenden sie an.

Zuallererst wandte sie sich an Miriam. Sie entschuldigte sich für ihre harten Worte und den Rausschmiss. Auch ihre Schwiegereltern bat sie um Verzeihung. Da diese nicht nachtragend und ein Stück weit sogar dankbar dafür waren, dass diese Frau ihren Sohn so sehr liebte, umarmten sie sie sofort, ohne eine lange Rede abzuwarten. Vorsichtig setzte die Blondine sich neben Mona und dankte auch ihr dafür, dass sie da war.

Plötzlich stutzte sie.

„Warum bist du eigentlich hier? Du sagtest doch, du bist dieses Wochenende mit Vorbereitungen für deinen Unterricht beschäftigt."

„Ja, das war ich auch. Bis ich mein Patenkind in meinem Strandkorb fand."

„Halie?" Helene sah sie verdutzt an. Mona nickte zustimmend.

Verlorene ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt