Teil 83

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Etwas peinlich war es ihm schon, ihr das zu sagen. Aber er wollte, dass sie ihn verstand. Vorsichtig nahm Helene sein Kinn und hob es, sodass er ihr in die Augen sehen musste.

„Es tut mir leid. Ich habe daran überhaupt nicht gedacht. Für mich ist das so normal, wie das morgendliche Zähneputzen, dass ich nicht im Traum daran dachte, es könnte für dich ungewohnt sein. Und wie hast du es dann geschafft den Wagen zu starten?"

„Nun ja." Er hob die Schultern und senkte sie daraufhin gleich wieder. „Einer von der Security wurde auf mich aufmerksam. Der kannte mich wohl nicht und dachte, ich würde versuchen deinen Wagen zu stehlen. Nachdem ich mich aber ausweisen konnte, hatte er es mir dann gezeigt. Er grüßt mich immer noch jeden Morgen, wenn ich dich absetze und grinst wissend."

„Wieso? Was weiß der denn?"

„Ich hab ihn zum Schweigen verdonnert. Ich sagte ihm, wenn er dir auch nur ein Sterbenswörtchen sagt, dann kann er sich nach 'nem neuen Job umsehen."

„Das hast du getan?"

Beschämt sah er sie an.
„Ja, naja wie sollte ich sonst mein Gesicht wahren. Aber er nahm es mit Humor und meinte, das fiele eh unter die Schweigepflicht." Nun grinste er sie wieder frech an.

„Du bist mir einer, aber ein ganz Süßer."

Florian stand auf und zog sie zu sich hoch, was Helene gerne zuließ. Sanft legte sie ihm eine Hand an die Wange und sah zu ihm auf.

„Keine Geheimnisse mehr, okay?"

Er nickte, „Versprochen, keine Geheimnisse mehr." Er senkte seinen Kopf und legte seine Lippen auf ihre. Lange standen sie so da, bis Patrick sich klopfend an der Terrassentür bemerkbar machte.

„Darf man stören?"

Sofort fuhr das Paar auseinander.

„Aber natürlich", antwortete Helene ihm und setzte sich wieder zurück auf ihren Stuhl.

„Wie siehts aus, Feierabendbierchen?" Fragend sah Florian seinen Schwager an.

***

„Gerne doch", antwortete dieser, während der Jüngere schon fast im Haus verschwunden war.

Seiner Schwägerin zugewandt fragte er: „Und alles geklärt?"

Diese nickte nur leicht und lächelte ihn an. Beruhigt dies zu hören, setzte der Ältere sich auf einen Stuhl ihrem und dem ihres Mannes gegenüber und richtete sein Gesicht Richtung Sonne, als hätte er davon nicht schon den ganzen Tag über genug gehabt.

Noch lange saßen die drei diesen Abend auf der Terrasse und unterhielten sich. Vor allem darüber, wie lange der Landschaftsarchitekt dachte, dass seine Baustelle noch bestehen würde.

Rosa servierte ihnen Caprese zum Abendessen.

„Ich sag dir eins, Paddy. Du wirst bei keinem Italiener ein besseres Caprese serviert bekommen, wie das von Rosa", schwärmte der Entertainer mit vollem Mund von dieser Köstlichkeit. Schon lange hatte er festgestellt, dass in ihrer Haushälterin eine leidenschaftliche Köchin steckte, die es auch noch verstand, ohne groß in den Vordergrund zu treten, die Familie zusammenzuhalten und sei es auch nur durch Fingerzeig oder kopfnickende Zeichen.

„Ich muss schon sagen, ich beneide euch ja schon etwas um eure Rosa. Durch sie habt ihr viel mehr Zeit für euch zwei allein. Das hätte ich auch gern mit Sarina, aber wenn ich nach Hause komme, ist sie damit beschäftigt meine Arbeitssachen zu waschen, zu kochen und so weiter. Viel Zeit für uns bleibt da nicht." Traurig sah er unter sich.

„Und dann kommen wir und halsen dir auch noch diesen Auftrag auf", erwiderte Helene seine Ausführungen.

„Ach Quatsch, wenn nicht ihr, dann irgendein anderer. Ich bin ja froh, dass dieses Unternehmen so gut läuft, dennoch wäre ein wenig mehr Zeit mit meiner Frau schon nicht schlecht."

„Also leisten kannst du's dir doch. Warum schaust du dich nicht mal um? Der Markt ist voll von guten Hauswirtschafterinnen." Wieder war es seine Schwägerin, die ihm antwortete.

***

„Wenn's nach mir ginge, hätten wir die schon längst, aber Sarina hält es für unnötig. Sie meint, die Kinder sind nun aus dem Gröbsten raus und da brauchen wir niemanden mehr."

„Warum holst du sie nicht her, wenn hier alles fertig ist und wir weihen den Pool und seine Lounge gemeinsam ein? Dann kann sie die Annehmlichkeiten einer Rosa am eigenen Leib erfahren und kommt vielleicht sogar selbst auf den Geschmack", schlug Florian ihm vor.

„Hört auf Jungs! Wir hören uns schon an, wie die Snobs persönlich." Die Sängerin schüttelte ihren Kopf. Dieses Verhalten konnte sie an den Reichen und Schönen noch nie leiden und schwor sich schon zu Beginn ihrer Karriere, nie solch ein Benehmen an den Tag zu legen.

Mittlerweile war die Sonne schon untergegangen und die Drei zogen sich in ihre Betten zurück. Da ihr Schwager sein Zimmer direkt neben ihrem hatte, hielten sie sich mit ihrer Zweisamkeit zurück und freuten sich insgeheim beide schon auf den Tag, an dem sie wieder für sich waren oder wenigstens der Bau in ihrem Schlafzimmer beendet war.

Als Patricks Wecker am nächsten Morgen um sechs Uhr klingelte, war der Frühstückstisch für ihn schon gedeckt, aber Rosa war nirgends zu sehen. Diese war schon dabei in der oberen Etage den aus dem Schlafzimmer getragenen Baustellenschmutz im Flur zu beseitigen. Wieder war es eine Situation, die er sich für zu Hause wünschte. Er war gerade dabei sich Kaffee in seine Tasse zu füllen, als sie zu ihm auf die Terrasse trat.

„Sagen sie, all ihre Aufgaben, die sie hier übernehmen, machen das alle die in ihrem Bereich tätig sind?" Erstaunt sah ihn die Hausfee, wie seine Schwägerin sie stets liebevoll nannte, an und setzte sich ihm gegenüber.

„Nun ja, es kommt ganz darauf an, worauf die- oder derjenige sich spezialisiert hat, wie viele Stunden am Tag vereinbart werden und wo sie oder er wohnt. Der Arbeitsweg spielt dabei auch eine große Rolle, vor allem wenn der Tag recht lang wird. Nicht jeder hat einen Führerschein, ich zum Beispiel habe keinen, aber das war nie ein Hindernis. Darf ich sie fragen, warum sie das wissen wollen?"

Verständnisvoll nickte Patrick. „Natürlich dürfen sie. Ich bewundere sie schon die ganze Zeit, in der ich bei Florian und Helene nun wohne und bin ehrlich, solch eine Hausfee hätte ich auch gern, nur ist meine Frau von dieser Idee nicht so begeistert. Sie lässt sich nur ungern das Zepter im Haushalt aus der Hand nehmen. Allerdings sehe ich vor allem die Vorteile, die jemand, wie sie für uns brächte. Ich arbeite meistens sehr lange und wenn ich dann am Abend nach Hause komme, hätte ich sehr gern mehr Zeit mit meiner Frau verbraucht, stattdessen ist sie dann meistens damit beschäftigt, dafür zu sorgen, dass ich mich entspannen kann. Ich erwarte das überhaupt nicht, aber ihr ist es einfach wichtig. Florian meinte ich soll sie herholen, wenn wir den Pool fertig haben."

„Vielleicht gar keine so schlechte Idee", erwiderte Rosa ihm, bevor sie aufstand, um das Frühstück für das bisher noch schlafende Paar zu richten. Patrick hingegen war nun entschlossener denn je, Florians Vorschlag in die Tat umzusetzen. Gleich nach der Arbeit wollte er Sarina anrufen und sie darüber informieren, dass er sie, nachdem der Auftrag hier beendet war, für das darauffolgende Wochenende abholen würde.

Heute sollten die Steine für die Lounge ankommen, was bedeutete, dass ein Platz gefunden werden musste, wo diese nicht im Weg waren bis der Pool fertig war.

Verlorene ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt