...Leelah Alcorns Tod

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Hallöchen Freunde von Harry Potter (wenn ihr es nicht seid, können wir leider keine Freunde sein) und sich Einsetzende für Hauselfenrechte (wenn ihr das nicht tut, seid ihr einfach keine guten Menschen. Nein Spaß, aber das ist echt eine tolle Sache, also seht es euch an, falls ihr nicht wisst, was das ist.). Ich bin wieder da, naja, ich melde mich auf jeden Fall wieder.

Heute ist ja ein wunderschöner Tag (Im Ernst, was ist mit dem Wetter los? Es ist Januar und irgendwie fünfundneunzig Grad warm draußen) und ich schreibe wieder hier.

Eigentlich wollte ich das Thema schon vor einigen Tagen ansprechen, aber habe noch nicht so die Zeit dafür gehabt.

Ich hoffe, ihr habt da schon von gehört: Es geht um den Suizid von Leelah Alcorn.

Leelah Alcorn ist ein Mädchen (ja, ein Mädchen. Das ist meine Meinung. Das geht doch nicht nur vom Geschlecht aus, sondern auch von der Kopfsache.), das als Junge auf die Welt kam. Sie hat sich seit ihrer Kindheit als ein Mädchen gefühlt und sich später auch als homosexuell geoutet. Ihre Familie ist hochreligiös und sah das Outing als einen Anlass dafür, ihre Tochter zu einer Therapie zu schicken, wo sie „geheilt“ werden sollte. Ich habe mir mal diese „Reperativtherapie“ angesehen.

Hallo? Geht es noch niveauloser? Was wollen diese Menschen denn reparieren? Jeder darf lieben wen er möchte. Und wenn jetzt hier wieder Leute mit „It' s Adam and Eve, not Adam and Steve“ kommen, dann können sie das auch gleich sein lassen. Tut mir leid, aber bei Homophobie verstehe ich keinen Spaß und das wird immer so bleiben. Zumal ich ja schon mal darüber geschrieben habe. Es sollte „Leben und leben lassen“ heißen. Was kümmert es mich, ob Max Leon liebt oder Anna? Das ist doch völlig Wurst, meine Güte.

Den Eltern von Leelah war das jedenfalls nicht egal. Leelah hat sich vor einen Truck geworfen und verstarb noch am Unfallort. In ihrem Abschiedsbrief (den sie glaube ich auch auf tumblr veröffentlicht hat), hat sie unter anderem das hier geschrieben: Mein Tod muss in der Aufzählung von transsexuellen Menschen, die in diesem Jahr Selbstmord begangen haben, genannt werden. Ich will, dass sich jemand diese Zahl ansieht und sagt: ,das ist abgefuckt' und es repariert. Repariert die Gesellschaft“. Ist es nicht Ironie des Schicksals, dass ihre Eltern sie zu einer Therapie geschickt haben, um sie zu „reparieren“? Leelah hat vollkommen Recht, denke ich. In unserer Gesellschaft sollte es nicht mal mehr etwas besonderes sein, wenn jemand sich outet oder sein Geschlecht operativ angepasst haben möchte. Es sollte normal sein. Wir können mittlerweile Kinder in Reagenzgläsern zeugen (wo wir sogar oft schon das Geschlecht auswählen können), Menschen ihr Augenlicht wieder geben und Herzen wieder zum Schlagen bringen – Eine Geschlechtsanpassung ist also kein medizinisches, sondern ein psychologisches Problem.

Selbst nach ihrem Tod hat ihre Mutter sie Joshua (ihrem Geburtsnamen) genannt und ihren Selbstmord als Unfall bezeichnet.

Achso. Wenn sich jemand vor lauter Verzweiflung und Angst dazu entscheidet, von einem Kraftfahrzeug totfahren zu lassen, dann ist das natürlich ein Unfall. Nein, einfach nein. Es ist Dünnschiss.

Ich weiß nicht ob das stimmt, aber es gab/gibt Petitionen gegen Leelahs Beerdigung in Anzug und einen Grabstein mit dem Namen Joshua.

Natürlich obliegt das im Endeffekt ihrer Familie, aber ich denke nicht, dass diese von sich aus Leelahs offensichtlichem Wunsch nachgehen würde.

Ich dachte, dass Conchita Wursts Sieg beim Eurovision Songcontest viel bewegt hat, aber daran sieht man, dass es definitiv noch nicht genug tun konnte. Das ist natürlich auch nicht Conchitas Pflicht, aber traurig ist es allemal.

Leelah könnte noch leben, wenn man sie versucht hätte zu verstehen. Wenn man sie akzeptiert hätte. Wenn man einfach leben lassen hätte.

So hart es klingt, aber für mich ist das Mord.

Mord an Leelah Alcorn, einem Mädchen, durch eine verklemmte Gesellschaft.

Ich will nicht sagen, dass jeder so denkt, aber definitiv noch zu viele.

Das Kind ist in den Brunnen gefallen und meiner Meinung nach der Auslöser dafür (Leelahs nächstes Umfeld – ihre Eltern, die sie als krank bezeichnet haben), hat immer noch nichts gelernt.

Vielleicht kommt das noch, vielleicht nicht.

Leelah, du hast etwas bewegt und wir denken an dich und danken dir, Schwester.

Das meine ich Ernst und keinesfalls witzig, also bitte lacht nicht.

Aber hey, nimm es verdammt nochmal persönlich Leelah Alcorns Tod.

Du warst sicherlich nicht sinnlos, aber vermeidbar, wenn wir so zivilisiert wären, wie wir immer tun.

Aber hey, nimm' s nicht persönlich...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt