Kapitel 28

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Ich bin viel zu früh dran, setze mich auf die Stufen vor die Eulerei, öffne mein Buch und lese. Eine frische Brise weht umher. Ich wickele meinen Schal noch einmal um meinen Hals und kann durch Zufall aus der Ferne eine Person erkennen, welche auf mich zu kommt. Entgegengesetzt meiner Erwartungen ist es allerdings nicht Adrian, sondern Cedric. Er schaut mich genauso überrascht an, wie ich ihn, und sagt: „Ella.", macht eine Pause und fügt dann hinzu: „Ich wollte sowieso noch mit dir sprechen. Hast du kurz Zeit?". „Ich. Äh.", stummel ich vor mir her. Was soll ich denn jetzt sagen? Nervös streiche ich mir eine Haarsträhne hinter ein Ohr, schaue Cedric verunsichert an und sage: „Äh. Ja. Ich wollte nur ein wenig lesen und danach einen Brief losschicken. An..", ich unterbreche kurz, um mich zu räuspern und ein wenig Zeit zu gewinnen bis ich weiterführe: „An meine Eltern.". Über seine Lippen schleicht sich ein kleines Grinsen. Er schaut auf den Boden, wieder in meine Augen und sagt schließlich: „Ist alles gut bei uns?". Er schaut mich sichtlich angespannt an und kratzt sich dabei am Kopf. Ich lächle ihn sanft an, um ihm die Anspannung zu nehmen und antworte ihm: „Natürlich ist alles gut.". Sein Grinsen wird breiter. „Ich hab dich echt vermisst, Ella.". Ich nicke ihm lächelnd zu und antworte: „Mir hat unsere Freundschaft auch gefehlt.". Cedric macht einen Schritt auf mich zu, in dem Moment schaue ich an seiner Schulte vorbei und erkenne aus der Ferne Adrian. Automatisch mache ich einen Schritt rückwärts und sage: „Ich muss jetzt echt den Brief losschicken. Wir sehen uns.". Danach stolpere ich die Stufen hoch und schaffe es so gerade, dass ich nicht hinfalle. Hoffentlich versteht Adrian die Situation mit Cedric nicht falsch. Sowie er letztes Mal reagiert hat, ist er nicht sonderlich gut auf Cedric zu sprechen.
Ich schaue aus dem Fenster, streichele ein paar Eulen als mich jemand plötzlich von hinten umarmt. „Hey.", sagt die Person. Ich konnte direkt an der Stimme, am Geruch und an der Art und Weise seiner Umarmung erkennen, dass es Adrian war. „Hi.", antworte ich ihm und drehe mich um. „Wie geht es dir?", fragt Adrian mich während er mir sanft durch die Haare geht. Ich schließe kurz meine Augen, öffne sie und schaue ihm von unten direkt in die Augen. „Ganz gut und dir?", antworte ich. Er lächelt und sagt: „Wenn du da bist, geht es mir immer gut.". Ich muss grinsen. „Das ist ja schon fast kitschig, Herr Pucey.". Er lacht, verdreht die Augen und antwortet spielerisch: „Du bringst eben meine kitschige Seite hervor.". Ich schüttele lächelnd meinen Kopf und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. Ein „Spinner" kann ich mir trotzdem nicht verkneifen. Wir lächeln uns an und eine Weile ist es ganz still. „Als ist das für dich ok, wenn wir uns erstmal heimlich treffen?", unterbricht Adrian die Stille. Ich muss kurz überlege bevor ich antworten kann. Doch anschließend komme ich zu einem Entschluss und nicke. „Wichtig ist, dass niemand davon etwas mitbekommt. Ich will es den Jungs selber sagen.". Ich nicke wieder. Adrian nimmt meine Hand und sagt: „Ich habe dich vermisst. Auch wenn es nur ein paar wenige Tage waren.". Ich lächele und schaue verunsichert auf den Boden ohne auch nur ein Wort heraus zu bekommen. „Was machst du nur mit mir.." bricht Adrian mein Schweigen, hebt mit seiner Hand mein Gesicht in seine Richtung und küsst mich. Meinen Körper durchströmt ein Kribbeln. Adrians Nähe tut mir gut. Ich vergesse meine Ängste und Sorgen. Es gibt nur ihn und mich.
Adrian und ich verbrachten noch einige Stunden zusammen in der Eulerei. Es war wunderschön. Ich habe seine Nähe sehr genossen, um so schwerer fiel mir der Abschied und das Wissen, dass ich jetzt wieder so tun musste als ob wir keinerlei Kontakt haben. Es ist wie ein Messerstich in das eigene Herz, wenn er im Korridor an mir entlang läuft und mich keines Blickes würdigt.
Am nächsten Morgen fällt mir das Aufstehen ziemlich schwer. Ich muss mich regelrecht aus dem Bett quälen. Der Unterricht fliegt nur so an mir vorbei. Die letzte Stunde ist beendet. Ich packe meine Bücher, mein Pergament und meine Feder ein. Der Klassenraum ist schon deutlich leerer. Die meisten Schüler versuchen so schnell wie möglich den Raum zu verlassen. Ich lasse mir gerne etwas Zeit. Mich drängt ja nichts. Als alles in meiner Tasche ist, hänge ich sie mir locker um die Schulter und drehe mich um damit ich das Klassenzimmer verlassen kann. Als ich Cedric entdecke, wie er, locker am Türrahmen angelehnt, im Klassenzimmer steht. Ich zucke vor Schreck kurz zusammen. „Hab ich dich erschrocken?", fragt er lachend. Ich nicke grinsend und gehe auf die Tür zu. „Ich hab dich schon gesucht. Lust heute ein bisschen Zeit mit mir zu verbringen?". Cedric und ich verlassen das Zimmer und laufe den Korridor entlang. „Gerne, aber ich muss noch viel für Zaubertränke machen.", erwidere ich ihm. Er zuckt mit den Schultern und antwortet: „Ich kann dir ja helfen beziehungsweise muss ich auch noch lernen also passt das.". Ich fange gerade an zu sagen: „Okay, dann treffen wir..", als Cedric von jemanden angerempelt wird und meine Worte von seinen auf den Boden knallenden Büchern übertönt werden. „Pass auf, Diggory!", sagt die Person schnippisch. Sofort gehe ich runter auf den Boden um Cedrics Bücher aufzuheben. „Pass doch selber auf, Pucey!", entgegenet Cedric. Als Cedric das Wort „Pucey" ausspricht, durchzieht eine eiserner Schauer meinen Körper. Ich erstarre ganz aus Reflex und senke meinen Kopf nach unten. Cedric darf nicht merken was Adrian mit mir macht. Also versuche ich es so gut wie möglich zu verheimlichen. Erst jetzt geht auch Cedric zu Boden, hilft mir seine Sachen aufzuheben und murmelt vor sich her: „So ein Idiot.". Ich bekomme kein Wort heraus. Cedric schaut mich fragend an und fragt: „Alles gut?". Sag was Ella! Sag was. Irgendwas. So stottere ich vor mich her: „Äh ja. Äh. Ich habe mich nur erschrocken.". Ich gebe Cedric seine Bücher wieder und erhebe mich. „Was wolltest du vorhin sagen?". Ich bin immer noch etwas überfordert mit der Situation, nehme mir kurz Zeit mich zu sammeln und führe dann meinen Satz fort: „Ich meinte dann lass uns in die Bibliothek gehen.". „Alles klar, hört sich gut an. Dann lass uns.", antwortet er.

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