Kapitel 25

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Adrian und ich verbrachten die Woche bis zum Jahreswechsel jeden Tag miteinander. Wir redeten viel, lachten viel, ärgerten uns gegenseitig. Es war so schön. Wir harmonierten. Es passte einfach. Aber je näher die Abreise nach Hogwarts rückte, desto mehr breitete sich ein unwohles Gefühl in mir aus. Lebten wir die letzten Wochen in einer Blase, welche zu platzen drohte? Ich versuchte nicht darüber nachzudenken, aber diese Gedanken fanden immer wieder einen Weg in meinen Kopf. Ich wollte es nie ansprechen, es steht einfach zu viel auf dem Spiel. Ich will ihn nicht verlieren. Nicht jetzt. Nicht jetzt, wo alles gerade so schön ist. Wir können noch einen ganzen Tag mit einander verbringen bis wir ab morgen wieder nach Hogwarts müssen.

Ich schlüpfe in meine Stiefel, verlasse das Haus und laufe unsere Einfahrt herunter. Am Ende unserer Einfahrt wartet Adrian schon auf mich. "Hey", sagt er zu mir, nimmt mich in den Arm und küsst mich. "Hi", entgegne ich ihm. Er nimmt meine Hand und wir gehen Richtung Wald. Ein letzter gemeinsamer Spaziergang durch diesen Wald. "Freust du dich auf Hogwarts?", frage ich ihn. Er wendet seinen Blick von mir ab und schaut auf den Boden. Eine ganze Weile bekomme ich keine Antwort auf meine Frage und ich wollte gerade nochmal fragen als er sagt: "Um ehrlich zu sein: Nein. Ich würde lieber mit dir hier bleiben.". Ich merke, dass er nicht über Hogwarts reden will, aber mich lässt das Thema nicht los. "Warum?", frage ich neugierig. "Hier ist es einfach unkomplizierter. Hogwarts wird das mit uns nur kompliziert machen.", antwortet er trocken. Ich bin entsetzt. Ich hätte mir sowas ja eigentlich schon denken können, aber wenn er das so ausspricht, tut es irgendwie mehr weh. "Denkst du wirklich so?", frage ich leicht empört. Endlich schaut er mich wieder an und sagt: "Tut mir Leid.. Ich.. äh.. Ich.. ja also ich glaube wir werden das schon irgendwie schaffen. Nur du kennst ja meine Freunde. Die werden nicht so erfreut sein, wenn sie von uns erfahren.". Der saß. Ein eiskalter Treffer. "Wer weiß vielleicht sollten wir es dann direkt lassen..". "Ella, geb doch nicht so einen Unsinn von dir! Sie werden es schon irgendwie schlucken. Das verspreche ich dir.", entgegnet er mir liebevoll. Er dreht sich vor mich, streichelt mein Gesicht und nimmt mich in seine Arme. "Ich hoffe, dass du Recht hast.", flüstere ich vor mir her.

Nach unserem Spaziergang gehen wir in mein Zimmer. Ich sitze auf meinem Bett und beobachte Adrian, wie er neugierig durch mein Zimmer läuft und sich alles genau anschaut. Er steht lange vor meinem Bücherregal, wo er sich bestimmt nicht die Bücher anschaut. Nach einer Weile sagt er: "Ihr seid wirklich eine tolle Familie.". Habe ich es doch gewusst. Er hat sich die Bilder angeschaut, welche im Regal stehen. "Du musst mit bestimmt froh sein so tolle Eltern zu haben.", fügt er hinzu. "Ähm, um ehrlich zu sein, sind sie nicht meine Eltern. Ich meine nicht meine leiblichen Eltern beziehungsweise nicht meine Erzeuger. Aber meine Eltern das sind sie für mich schon. Sie haben mich jahrelang aufgezogen mit so viel Liebe und Verständnis. Sie sind die besten Eltern, die ich mir vorstellen kann." gebe ich zu. Adrian schaut mich traurig und erschrocken zu geich an. Er entfernt sich von dem Regal und setzt sich neben mich. "Das tut mir Leid, Ella. Ich wusste nicht...". "Alles Gut. Kannst du ja auch nicht wissen. Ich weiß es auch noch gar nicht so lange.", unterbreche ich ihn. Er legt einen Arm um mich und sagt: "Wie geht es dir damit? Muss bestimmt ein Schock gewesen sein.". "Ich brauchte meine Zeit, aber die Weihnachtsferien waren gut. Sie haben mir gezeigt, dass selbst wenn sie nicht meine leibichen Eltern sind doch meine Eltern sind und bleiben. Ich würde nichts ändern wollen.". "Willst du deine leiblichen Eltern gar nicht kennen lernen?", fragt Adrian vorsichtig. Ich überlege. "Wie denn? Ich habe keine Anhaltspunkte. In einer kalten Winternacht wurde ich vor die Tür des Kinderhauses gelegt, indem meine Mutter gearbeitet hat. Meine Magie hat sich schon früh bemerkbar gemacht und als meine Mutter dies mitbekam, nahm sie mich mit nach Hause und wir zogen hier hin. Außerdem habe ich Angst meine Eltern damit zu verletzten. Sie sollen sich nicht benachteiligt fühlen und wer weiß vielleicht wollen meine leiblichen Elternauch keinen Kontakt oder sind schon lange tot.", antworte ich ihm. Er steht wieder auf und geht zurück zum Regal. "Glaub mir. Leibliche Eltern heißt auch nicht gleich gute Eltern.". Ist das eine Anspielung auf seine Eltern? "Meinst du deine Eltern?", frage ich ihn ganz direkt. Er kratzt sich an dem Kopf und ich merke, dass er nicht so ganz mit der Sprache heraus möchte. Doch dann sagt er: "Es ist schwierig zu Hause. Ich bin das einzige Kind und meine Eltern sind sehr streng und konservativ. Ich will keine Enttäuschung sein, aber sie haben hohe Erwartungen und feste Vorstellungen über meine Zukunft. Außerdem arbeiten sie viel und hatten noch nie wirklich Zeit für mich. Ich wurde von meinem Kindermädchen aufgezogen.". Oh, armer Adrian. Das muss unheimlich schlimm gewesen sein. "Das tut mir Leid.", antworte ich, stehe auf und umarme ihn. Er versichert mir, dass alles gut sei und er es nicht anders kennen würde. Er sei überrascht gewesen, wie liebevoll meine Eltern mit mir umgehen. Draußen ist es mittlerweile dunkel. Wir legen uns ins Bett und kuscheln noch eine Weile bis ich langsam einschlafe.

Pünktlich um 7 Uhr schellt mein Wecker. Ich schrecke hoch und sehe neben mir noch Adrian am schlafen. Meine Aufgabe ist es jetzt die Pferde zu füttern. Ich stelle den Wecker aus, hopse aus dem Bett und gehe nach unten. Unten angekommen, begrüßen mich die Hunde, welche mich bis zum Stall verfolgen. Als ich alle Pferde gefüttert habe, verabschiede ich mich von ihnen. Ich werde sie auf jeden Fall sehr vermissen. Danach geht es ans Packen. Adrian ist mittlerweile aufgewacht und schon rüber zu seiner Tante gegangen, um auch seinen Koffer für die Abreise zu packen.

Dann ist es soweit. Meine Mutter bringt Adrian und mich zum Gleis 9 3/4. Gerade als ich mich von meiner Mutter verabschieden will, kommen Adrians Freunde auf uns zu. Sie begrüßen Adrian und frage ihn wie seine Ferien bei seiner verrückten Tante so waren. Mir ist die Situation so unangenehm, denn als sie mich wahrnehmen, kommen verwirrte Blicke. Nott sagt: "Jo Adrian, was hast du denn mit der zu tun?". "Erklär ich euch später. Komm wir steigen schon mal ein. Tschüs.", verabschiedet sich Adrian von mir. Ich schaue ihnen hinterher. Kurz bevor sie einsteigen, dreht sich Adrian nochmal zu mir um und wirft mir einen entschuldigenen Blick zu. Na das fängt ja schon mal super an. Ich verabschiede mich nocheinmal von meiner Mutter und dann steige auch ich in den Hogwarts-Express ein.

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