Kapitel 21

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Am nächsten Morgen wache ich früh auf. Es ist 07:00 Uhr, aber ich bin hellwach also entscheide ich mich dazu aufzustehen. Im Badezimmer putze ich meine Zähne, binde meine Haare zusammen und ziehe alte Klamotten an. Dann gehe ich nach unten, schlüpfe in meine Stiefel und hinterlasse meinen Eltern einen Zettel: bin ausreiten :) E. Draußen fängt es langsam an zu dämmern. Ein schöner Ausritt am Morgen um den Sonnenaufgang zu betrachten, ist genau das was ich jetzt brauche. Also verlasse ich das Haus und laufe in den Pferdestall. In nicht mal 10 Minuten sind Pandora und ich start klar und trotten vom Hof. In zwischen ist es immer mal wieder leicht am schneien. Die Luft ist frisch und klar, aber auch sehr kalt. Auf dem Weg angekommen, treibe ich Pandora leicht an und wir traben ein ganzes Stück lang bis der offizielle Weg mitten im Wald endet und in einen kleinen Schleichweg übergeht. Pandora parriert zum lockeren Schritt durch. Eine ganze Zeit lang reiten wir verschiedene Schleichweg als Pandora plötztlich die Ohren anlegt. Da ist irgendetwas im Busch. Ich drehe mich in alle Richtungen bis ich beim nach hinten drehen sehe was Pandora wahrgenommen hat. Von hinten nähert sich ein Jogger. Ich treibe Pandora an damit sie einen schnellen Schritt geht und biege links ab in der Hoffnung, dass der Jogger gerade aus weiter läuft. Der Jogger biegt allerdings auch links ab. Wer ist das? Muggel verlaufen sich hier eigentlich nur ganz selten. Ich habe aber eine böse Vorahnung, wer da wohl joggt. Meine Vermutung bestätigt sich. Nach einer kurzer Zeit läuft Adrian neben Pandora und mir. „Na Davis.", sagt er grinsend. „Schön dich zu sehen." erwidere ich ihm mit einem genervten Unterton. „Das glaube ich dir.", antwortet er schelmisch. Was will er hier? Ist das hier alles ein reiner Zufall oder will er mich verspotten? Ich bringe Pandora zum Stehen, gucke ihn durchdringend an und sage gereizt zu ihm: „Ganz ehrlich, Adrian.. Warum bist du überhaupt hier?". Überrascht von meinen eigenen Worten bringe ich noch ein kurzes "Es tut mir Leid" hervor und gebe Pandora eine Hilfe, sodass sie aus dem Stand in den Galopp fällt. Erst als wir wieder zu Hause waren bringe ich Pandora zum Stehen. Oh man, wie peinlich. Ich wollte meine Gedanken gar nicht laut sagen und schon gar nicht in dieser Art und Weise. In Windeseile trense ich Pandora ab und stelle sie auf die Weide. Dann verschwinde ich schnell im Haus. „Ich bin wieder da, aber muss heute ganz viel lernen.", rufe ich und laufe dabei die Treppe hoch. In meinem Zimmer angekommen schließe ich die Tür hinter mir und schmeiße mich auf mein Bett. Ich will das Zimmer nie wieder verlassen. Ich verkrieche mich unter meine Decke und schließe meine Augen. Da kommen sie wieder die tausend Gedanken, die mir immer so durch den Kopf schwirren.
Langsam öffne ich meine Augen und schließe sie sofort wieder. Ich muss wohl eingeschlafen sein. Verblüfft schaue ich auf meinen Wecker, der 11:43 zeigt. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich noch meine Reitsachen anhabe. Ich gehe ins Badezimmer und dusche mich mit eiskaltem Wasser ab. Danach schlüpfe ich in saubere und warme Klamotten. Vielleicht sollte ich jetzt mal wirklich ein bisschen lernen. Um ein bisschen frische Luft in mein Zimmer zu lassen, gehe ich zum Fenster und öffne es. Durch das Fenster kann ich erkennen wie sich die Tür von Frau Evans Haus öffnet. Ich halte kurz die Luft an als ich sehe wie Adrian das Haus verlässt, verschwinde vom Fenster und klammere mich an meine Wand fest. Ich will ihn nicht wieder sehen und schon gar nicht mit ihm sprechen. Ich schäme mich dafür meine nicht netten Gedanken auf so einer Art und Weise geäußert zu haben. Das sieht mir überhaupt nicht ähnlich. Um auf andere Gedanken zu kommen, setze ich mich dann endlich mal an den Schreibtisch und schlage meine Bücher auf. In Zaubertränke muss ich noch einen Aufsatz über die Herstellung und Wirkung von dem Zaubertrank Felix Felicis schreiben. Ich lege gerade das Pergament zu recht und schnappe mir meine Feder als es an der Tür klopft. „Ja?", bitte ich die Person hinter der Tür rein. Die Tür geht langsam auf und mein Vater sagt: „Du hast Besuch.". Er deutet mit dem Kopf auf Adrian, welcher hinter ihm steht. Vater gibt Adrian mit einem Zeichen zu verstehen, dass er das Zimmer ruhig betreten darf und genau das macht Adrian dann auch. „Ich lasse euch beiden mal allein." sagt er und schließt die Tür hinter sich. Eine unangenehme Stille füllt den Raum. Adrian geht stumm zum Fenster und schaut heraus. Als er nach einer Weile die Stille bricht: „Du hast ja einen Blick auf Tante Elizabeths Haus. Beobachtest du mich heimlich?". Er dreht sich mit einem dicken Grinsen im Gesicht zu mir um. Ich weiß gar nicht was ich darauf antworten soll und stottere: „Natürlich nicht!". Sein Grinsen wird breiter. Macht er sich gerade über meine Sprachlosigkeit lustig? „Naja, ich bin eigentlich nur hier um auf deine Frage zu antworten.", sagt er mit einer ernsten Stimme. Ich nicke leicht, weil ich immer noch kein vernünftiges Wort rauskriege. „Hast du kurz Zeit für einen Spaziergang?", fragt er. „Du.. du brauchst es mir nicht erzählen.", antworte ich verunsichert. Er kommt auf mich zu, greift nach meiner Hand und zieht mich leicht vom Stuhl. „Komm mit, Davis." Unsere Hände lösen sich von einander, aber ich folge ihm nach Draußen. Wir verlassen unseren Hof und gehen den Weg Richtung Wald. Nach einer Weile greift er in seine Tasche und zieht ein Foto hervor. Er dreht das Foto in meine Richtung, zeigt auf die zwei Mädchen auf dem Bild und sagt: „Das sind Elizabeth und meine Mutter. Elizabeth ist die große Schwester meiner Mutter. Genau dieses Bild stand lange in unserem Saloon auf dem Karmin allerdings ohne meine Tante drauf. Als ich noch ein kleines Kind war, war meine Tante oft bei uns. Ich war allerdings so klein, dass ich mich nicht mehr an sie erinnern kann. An einem Tag fand ich eine kleine Box in der letzten Ecke unseres Dachboden und öffnete sie. Die Box war voll mit Kinderbildern von mir mit Tante Elizabeth drauf. Ich fragte meine Mutter danach und sie wurde wütend. Also musste ich es selber herausfinden. Nach fünf Jahren habe ich heraus gefunden wer die Frau auf den Bildern ist und konnte sie ausfindig machen obwohl das wirklich sehr schwer war.". Er verstummte. Ich musste irgendwas sagen und frage besorgt: „Und was sagen deine Eltern, dass du jetzt hier bist?". „Sie wissen es nicht.", sagt er stumpf, „Sie sind auf geschäftlichen Reise und ich wäre so oder so allein gewesen oder bei Marcus.". Wie schrecklich, wenn deine eigenen Eltern sich nicht mal über Weihnachten für dich Zeit nehmen. „Auf jeden Fall konnte ich endlich meine Tante kennen lernen und sie so viel fragen.", er schluckt kurz und erzählt dann weiter: „Meine Familie und Elizabeth haben sich zerstritten. Während der ersten Schreckensherrschaft von du weißt schon wem. Elizabeth verlor ihren Mann und wandte sich ab. Sie verschwand.". „Du willst mir damit gerade sagen, dass deine Familie..", wollte ich gerade zu Ende reden, aber Adrian unterbrach mich: „Äh nein also ich meine.. vielleicht waren sie es oder äh nein. Vergiss es.". Eine ganze Zeit lang gehen wir den Weg weiter und schweigen uns an. Ich schaue auf den Boden und verstecke meine Arme in meinem Mantel, welchen ich mir schnell übergeworfen habe als wir das Haus verlassen habe.
Wieder an unserem Startpunkt angekommen, bleiben wir beide stehen. Der Schnee fällt leicht auf Adrians Haare, welche ein wenig durchnässt runterhingen. Er schaut mir tief in die Augen, kommt einen Schritt auf mich zu und flüstert: „Danke, dass du zu gehört hast.". Sein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Er beugt sich leicht zu mir rüber und kommt noch näher. Als er seine Augen schließt und Anstalten macht mich zu küssen, springe ich ruckartig zurück. Vor lauter Schreck und sage ich überfordert: „Bitte lass mich in Ruhe!", drehe mich um und lasse Adrian im Schnee stehen. Das war knapp. So nah darf ich ihm nicht nochmal kommen. Er soll einfach verschwinden. Ich will ihn einfach nie mehr wiedersehen. Ist das zu viel verlangt?

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