Kapitel 37

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Die Wochen bis zu den Ferien verflogen wie im Fluge. Adrian und ich trafen uns in der Zeit immer heimlich im Raum der Wünsche. Irgendwie hatte ich Gefallen an dem Versteckspiel gefunden. Es war irgendwie aufregend. Andererseits war das Versteckspiel anstrengend und macht mich ein wenig traurig. Doch jetzt kommen erstmal die Ferien und wir müssen uns nicht mehr verstecken.
Am Gleis 9 3/4 verabschiede ich mich mit einer Umarmung von Hermine. „Ich wünsche dir ganz tolle Ferien, Ella. Hast du irgendwas bestimmtes vor?", fragt sie. Ich verziehe kurz mein Gesicht. Ja eigentlich habe ich schon etwas ganz spezielles vor. „Naja mal sehen was so auf mich zu kommt und du?", entgegne ich ihr. „Ach du weißt ja. Ich habe mir einen Haufen Bücher ausgeliehen und die will ich bis zum Ende der Ferien alle durchgelesen habe.". Ich muss lachen. Das ist so typisch für sie. Lächelnd antworte ich: „Klingt auf jeden Fall nach Spaß. Halt mich auf dem Laufenden wie die Bücher so sind.". „Das werde ich machen. Ich muss los. Bis dann, Ella!", erwidert sie lachend. „Bis dann!", rufe ich ihr hinterher. Das Gleis leert sich. Immer mehr Schüler und Schülerinnen verlassen das Gleis und laufen somit direkt in die Ferien. Als das Gleis wie leergefegt ist, kommt Adrian auf mich zu. Er grinst. „Na, bereit für die Reise?", fragt er und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Aufregung durchdringt meinen ganzen Körper. Ich bin total nervös, aber nicke selbstsicher. Adrian soll nicht merken, wie viel Angst ich habe. „Dann geht es jetzt los!", erwidert er auf mein Nicken. Adrian greift nach meiner Hand und zieht mich zum Ausgang, wo wir in einen großen schwarzen Wagen einsteigen. Die Scheiben sind alle schwarz getönt und die Fahrerkabine ist abgetrennt, sodass man den Fahrer nicht erkennen kann. Der Motor beginnt zu brummen. Ich drücke vor Nervosität Adrians Hand, die immer meine Hand immer noch fest umschlingt. Adrian schaut lächelnd auf mich herunter. In Windeseile stehen wir vor einem Eisentor mitten im Wald. Die Fahrt hat nur wenige Sekunden gedauert. Jetzt öffnet sich das große Eisentor und wir fahren hindurch. Wir fahren einen langen Weg entlang. Das muss wohl die Auffahrt der Puceys sein. Überall um uns herum sind Bäume. Es sieht finster aus, wie sich der Nebel über den Rasen legt. Nach einer Weile kommt der Wagen vor einem riesigen Herrenhaus zum Stehen. Die Tür des Wagens öffnet sich und Adrian springt heraus. Er hält mir seine Hand entgegen, um mir aus dem Wagen zu helfen. Als ich vor dem riesigen Herrenhaus stehe, muss ich schlucken. Es ist überwältigend. In dem Haus könnten 20 Familien wohnen und Adrian wohnt hier ganz allein mit seinen Eltern. Ein alter Mann kommt aus der Fahrertür gestiegen. „Um Ihr Gepäck kümmere ich mich, Mr. Pucey.", sagt er freundlich. Adrian nickt kurz in seine Richtung und sagt: „Das ist Miss Davis, Konrad. Sie ist mein Gast. Sind meine Eltern da?". „Sehr entzückt Sie kennen zu lernen, Miss Davis. Ich hoffe, dass die Anreise angenehm war.", sagt Konrad zu mir gewandt. Er ist sehr freundlich. Im nächsten Moment wendet er sich zu Adrian und antwortet ihm betrübt: „Ihr Vater ist noch auf Geschäftsreise und..". Ruckartig schaue ich in Adrians Richtung und sehe, wie die Wut in seinen Augen nur so schimmert. Ich greife nach seiner Hand und streichele sich sanft mit meinem Daumen. Adrian schaut auf mich herab und so schnell wie die Wut da war, ist sie schon wieder verflogen. Die Türen des Herrenhauses öffnen sich und eine kleine alte Dame schreitet uns entgegen. „Mr. Pucey! Schön Sie endlich wieder zu sehen und Ihren Besuch haben Sie auch schon dabei. Kommen Sie beide doch erstmal herein.", sagt die Dame freundlich. Ich bleibe wie angewurzelt stehen, da mich die ganze Situation überfordert. Ich kann nicht fassen, dass ich vor Adrians Haus stehe. Adrian geht einen Schritt voraus als er merkt, dass ich mich nicht vom Fleck bewege, fragt er: „Kommst du mit rein?". Seine dunklen Augen strahlen mich an und er lächelt mich unsicher an. „Mh äh", kommt es aus mir heraus. Reiß dich zusammen, Ella. „Ja klar!", antworte ich und setze mich in Bewegung. Als Adrian mich durch das Haus führt, breitet sich ein Kloß in meinem Hals aus. Es ist so riesig. Als er die Tür zu seinem Zimmer öffnet, stockt mein Atem. Es dreifach so groß wie mein Zimmer und ich dachte immer, dass ich ein großes Zimmer habe. Die Wände sind in einem dunkeln grün gestrichen und der Boden ist dunkelbraun. An der einen Wand steht ein riesiges Bett. Vor dem Fenster steht ein großer Schreibtisch. An der anderen Wand stehen schwarze Ledersessel und eine Minibar. Wo bin ich hier gelandet? „Fühl dich wie zu Hause.", reißt Adrian mich aus meinen Gedanken. Er zieht seine Jacke aus und legt sie auf einen der Sessel. Reden kann ich immer noch nicht, weswegen ich betrübt nicke. „Ich hoffe es ist okay für dich, wenn du hier schläfst.", sagt Adrian mit einem leichten Grinsen. „Ich kann auch gerne auf dem Sofa oder nebenan schlafen.", fügt er schnell hinzu. Seine dunklen Augen blitzen leicht auf. Ihm ist die Stille deutlich unangenehm, aber ich kann nichts gegen meinen Kloß tun. Ich schüttele den Kopf und krächze: „Alles gut.". Ich komme mir wie ein Idiot vor, aber das Anwesen der Puceys wirkt erdrückend auf mich. Es ist alles so imposant und pompös. Die Einrichtung ist in dunkeln Farben gehalten. Es jagt mir fast einen Schrecken ein. Allein kann ich hier auf jeden Fall nicht rumlaufen. „Komm! Wir suchen meine Mutter. Ich will sie dir unbedingt vorstellen.", erklingt Adrians Stimme. Wieder nicke ich nur. Adrian kommt auf mich zu. Er scheint meine Unsicherheiten zu spüren. Liebevoll umschließt er mein Gesicht mit seinen Händen und presst seine Lippen auf meine. Dies löst ein kleines Feuerwerk in mir aus. Seine Nähe tut mir unfassbar gut und jedesmal denke ich, dass ich nur träume. Wer hätte mir schon geglaubt, dass ich irgendwann mal Adrian Pucey küsse. Und es auch noch genieße. Das hätte ich mir ja nicht mal selbst geglaubt. Ich kann nicht anders als zu grinsen, als seine Lippen meine verlassen. Schon jetzt sehne ich mich nach seinen Lippen. Adrian zieht mich aus seinem Zimmer zurück in den Flur. Wir gehen die Treppe herunter und die Eingangshalle. Ja, ich nenne es EingangsHALLE, weil es so unfassbar groß ist, dass es eher eine Halle als ein Flur ist. Ich muss schlucken und murmele abwesend: „Verläufst du dich hier nicht manchmal?". Adrian schaut mich amüsiert an und schüttelt den Kopf. „Man gewöhnt sich dran.". „Das kann ich dir nur schwer glauben.", antworte ich mit einem Lächeln. Die alte Dame, welche uns an der Tür empfangen hat, kommt direkt auf uns zu. In ihrem Blick kann ich Mitleid erkennen. Sie sieht regelrecht traurig aus, als sie anfängt zu reden: „Mr. Pucey. Ihre Mutter hat soeben eine Eule geschickt.". Sie muss schlucken, bevor sie weiter redet. Schlagartig schaue ich zu Adrian. „Sie wird heute auswärts nächtigen. Sie sei so erschöpft von der Wohltätigkritsveranstaltung.". Adrian steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Jetzt erfüllt Mitleid meinen Körper und ich drücke seine Hand. Kurz schaut er mich an und wendet seinen Blick wieder geradeaus. „Danke für die Information, Diana.". Diana nickt und verschwindet wieder aus der Eingangshalle. „Das ist so typisch.", flüstert Adrian vor sich hin, sobald Diana den Raum verlassen hat. Er verzieht genervt das Gesicht und lässt meine Hand los. Ich weiß nicht was ich sagen kann, um ihn zu beruhigen. Man genau erkennen, wie die Wut in Adrian aufsteigt. Ich stehe regungslos da und starre ihn an. „Nie sind sie da, wenn man sie da haben will.", sagt er genervt. „Ich habe sie extra gebeten da zu sein! Sie sollten dich doch kennen lernen! Ich habe keine Lust mehr! Sie können nicht mal da sein, wenn ich sie ausdrücklich darum bete! Sie haben mir es versprochen! Verdammt!", jetzt schreit er durch die ganze Halle. „Adrian..", sage ich leise, aber er hört mich gar nicht. Er ist schwer damit beschäftigt vor sich hin zu schreien und zu fluchen. Langsam mache ich einen Schritt auf ihm zu, nehme seine Hand und presse meine Lippen auf seine, damit er endlich aufhört zu schreien. Der Kuss ist innig und ich lege jedes einzelne Gefühl, was ich für Adrian empfinde, in diesen einen Kuss. Als wir uns ein wenig von einander trennen, flüstert Adrian ein „Danke" in mein Ohr. Gänsehaut überströmt meinen ganzen Körper. Seine dunklen Augen strahlen mich an. Seine Wangen sind leicht gerötet. Ich zittere. „Danke, dass du immer da bist.", fügt er leise hinzu. Ich halte seinem Blick stand und nicke ihm leicht zu. Nachdem wir uns eine Weile in die Augen schauen, nimmt Adrian meine Hand. Er streichelt mit seinem Daumen sanft über meine Hand. Dann setzt er sich in Bewegung und zieht mich mit. Wortlos lasse ich mich mitziehen. Ich fühle mich wie in Trance, welche von seinen geflüsterten Worten ausgelöst wurde. Eine Weile laufen wir durch das große Anwesen der Puceys bis wir vor einer großen Flügeltür zum Stehen kommen. Die Tür ist schwarz mit silber und dunkelgrünen Akzenten. Adrian drückt die Klinke herunter und öffnet die Tür. Was sich dahinter verbirgt, verschlägt mir die Sprache. „Wow.", entfährt es mir leise. Es ist ein großer und dunkler Raum. Die Fenster an den Seiten gehen bis zum Boden. Ein großer silberner Kronleuchter hängt mitten an der Decke, welche mit Stuck besetzt ist. Die Wände sind dunkelgrün gestrichen. Perfekt angeordnet stehen im Raum große Säulen, welche den Raum pompös wirken lassen. Adrian schwingt seinen Zauberstab, wodurch sich der Kronleuchter aufhellt. Das Licht glitzert durch den Raum. Ein weiteres Mal schwingt Adrian seinen Zauberstab. Jetzt erklingt irgendwo aus dem Raum leise Musik. Oh Gott. Jetzt weiß ich, was er vor hat. Bevor ich irgendwas unternehmen kann, greift er mich und zieht mich in die Mitte des Raumes. „Tanz mit mir.", flüstert er in mein Ohr, was wieder eine Gänsehaut auslöst. Adrians funkelnden Augen schauen mich an.  Ein leichtes Lächeln umgibt seinen Mund, während wir langsam auf der Tanzfläche tanzen. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter und ein angenehmer Duft durchströmt meine Nase. Diesen Geruch würde ich überall wieder erkennen. Es riecht so nach.. Nach Adrian halt. Adrian lehnt seinen Kopf gegen meinen Kopf und flüstert mir ein „Ella Grace Davis. Ich bin unsterblich in Sie verliebt." in mein Ohr. Ein strahlendes Grinsen umgibt meinen Mund und ich merke wie rot ich plötzlich werde. „Du bist so ein Spinner.", flüstere ich leise zurück. Und so stehen wir hier in Adrians Haus, in diesem wunderschönen Raum und tanzen, während leise Musik den Raum erfüllt. Dieser Moment kann gar nicht schöner werden.

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