Kein Gespräch

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"Ist eigentlich alles gut bei dir? Irgendwie siehst du etwas traurig aus", fragte Lando nach dem Essen.
Wir gingen beide Richtung Zimmer. Lando musste nur gleich eine Etage höher.
"Ach quatsch alles gut", sagte ich und setzte ein Lächeln auf.
Lando zog nur ungläubig die Augenbrauen hoch.
"Wirklich", sagte ich ihm und wollte es ihm so versichern.
"Na gut. Wenn was ist, du kannst ja zu mir kommen. Ich bin in meinem Zimmer 421", sagte er mir.
Damit trennten sich unsere Wege und ich ging schnell auf mein Zimmer. Lando war wirklich super nett und ich glaube er könnte wirklich sehr guter Freund werden. Bei dem Gedanke fiel mir ein, dass ich Lia mal wieder anrufen sollte, was ich dann auch direkt tat.

"Sky! Wie ist es gelaufen?"
"Hallo Lia! Also falls du die Überraschung meinst, die ist soweit ganz gut gelungen. Er hatte sich sehr gefreut"
"Warum hatte? Freut er sich nicht immernoch das du da bist?", sagte meine beste Freundin lachend

Sofort hatte sich wieder dieser Klos in meinem Hals geblildet der er mir erschwerte zu sprechen.

"Keine Ahnung", gab ich mit zitternder Stimme wieder.
"Was ist los? Weinst du?"
"Nein alles gut. Irgendwie ist er seit heute Mittag nur etwas seltsam"
"Vielleicht war das ja so wegen dem Qualifying, das war doch heute Nachmittag"
"Das dachte ich erst auch. Allerdings hatte er mich nach dem Qualifying komplett vergessen beziehungsweise ignoriert. Ich musste von Christian, seinem Chef, mit zum Hotel genommen werden. Max hatte mich einfach so an der Strecke alleine gelassen"
"Ensthaft jetzt?! Hast du mal mit ihm geredet?"
"Ja ernsthaft und nein habe ich nicht"
"Vielleicht war er einfach wirklich vergesslich. Immerhin hat er ja eigentlich nie Begleitung mit"
"Dann hätte er mir auch mal schreiben können"
Ich telefonierte noch eine gute halbe Stunde mit meiner besten Freundin weiter, bevor ich das Gespräch beendete. Ich hatte mich dazu entschlossen noch mit Max zu reden.

Schnell zog ich mir ein weißes Top mit einer beigen längeren Strickjacke an. Dazu kam noch eine schwarze Leggings und meine weiß, schwarzen Airforce. Während ich mich umzog fiel mir ein, dass ich ja noch Max Tshirt hatte. Ich war etwas unsicher ob ich es behalten sollte aber entschied mich dann doch zu. Immerhin würde ich morgen nochmal zur Strecke fahren.

Ich ging aus meinem Zimmer raus und fixierte schon von weitem Max Tür. Vor der blieb ich dann schließlich auch stehen und klopfte direkt. Ich war sehr nervös und spielte mit dem Ärmel meiner Jacke rum. Die Sekunden, die vergingen dauerten meiner Meinung nach viel zu lange. Ich klopfte erneut, da ich auch nach einer guten Minute nichts hörte.
Nach dem dritten Mal klopfen, ging ich wieder in mein Zimmer. Vielleicht war Max ja gar nicht da oder er ignorierte mich wieder. Mittlerweile war ich mir sicher das er mich aus irgendeinem Grund ignorierte, jetzt musste ich nur noch den Grund herausfinden.

Ich entschied mich dazu noch etwas raus zu gehen. Wir hatten zwar schon 21 Uhr aber ich konnte jetzt definitiv nicht schon schlafen.
Draußen stieß mir die klare Luft entgegen. Mir kam das Hotel plötzlich viel zu laut und zu stickig vor. Ich wusste nicht wohin ich ging aber ich kam langsam runter. Keine Ahnung was ich gerade fühlte. Wut? Enttäuschung? Verletztheit? Ich hatte wirklich keine Ahnung aber es war nicht gerade angenehm. Ich mochte Max wirklich sehr gerne und ich vermisste unsere Gespräche und das schon nach so kurzer Zeit. Heute Morgen war doch noch alles gut. Was also war also sein Problem? Ich konnte diese Frage wirklich nicht beantworten, nicht ohne mit ihm geredet zu haben.
Ganze zwei Stunden war ich draußen, bis ich wieder am Hotel war. Ich wollte eigentlich nicht die ganze Zeit über Max nachdenken aber schaffte das natürlich nicht. Er schwirrte einfach ständig in meinen Gedanken.

Als ich vor meiner Zimmertür stand, schaute ich zu seiner rüber. Sie war ein gutes Stück entfernt aber trotzdem konnte ich sie sehen. Sollte ich nochmal zu ihm gehen? Es war schon spät und er brauchte definitiv seine Schlaf für morgen. Es wäre eher egoistisch von mir jetzt noch zu ihm zu gehen, weshalb ich das ließ.

Im Zimmer angekommen nahm ich meine Sachen und ging ins Bad. Dabei fiel mir auch mein Handy in die Hand. Eigentlich wollte ich nur Musik anmachen aber landete dann auf WhatsApp. Wenn ich Max schon nicht persönlich erreichen kann, dann könnte ich ihm ja wenigstens schreiben.
Hey Max,
können wir reden? Ich war eigentlich schon bei dir am Zimmer aber du warst nicht da.
Schlaf gut
Mit zitternden Händen schickte ich die Nachricht ab. Ich war mal wieder nervös. Um mich wenigstens etwas abzulenken ging ich schließlich duschen. Die Dusche tat mir wirklich gut und ich konnte etwas beruhigter ins Bett gehen. Meine Nassen Haare machte ich zu einem Zopf, so hätte ich morgen schöne leichte Wellen.
Ohne das Max geantwortet hatte, fiel ich in einen unruhigen Schlaf.

Auch am nächsten Morgen war keine Nachricht auf meinem Handy. Von meinem Wecker wurde ich um halb 9 geweckt. So ganz stimmte das nicht, ich war schon eine gute halbe Stunde wach. Ich stand aber mit meinem Wecker auf und ging ins Bad mich fertig machen.
Nachdem ich meine Sachen von gestern wieder angezogen hatte, ging ich zum Frühstück. Meine Haare hatte ich mir noch zu einem unordentlichen Dutt hochgesteckt, bei dem einzelne Haare raushingen.

Beim Frühstück angekommen sah ich schon viele bekannte Personen. Viele Fahrer saßen an einem Tisch, auch Max. Er fiel mir sofort ins Augen und auch er schaute mich für einen kurzen Moment an. Allerdings schaute er schnell wieder auf sein Teller. Daniel sah mich, genau wie Lando, etwas bemitleidend an. Ich lächelte ihnen nur leicht zu und nahm mir dann eine Kleinigkeit zu essen. Etwas abseits setzte ich mich alleine an einen Tisch. Schneller als ich mich setzte konnte, saß Lewis allerdings schon gegenüber von mir.
"Hallo Sky", begrüßte er mich.
"Hi, was machst du denn hier?", fragte ich ihn verwundert.
"Ich hatte gesehen das du hier alleine sitzt und da wollte ich das ändern", sagte er und zuckte mit den Schultern.
"Das ist lieb von dir aber du kannst ruhig zu den anderen gehen. Nicht das die auch noch sauer auf dich werden", denn letzten Teil flüsterte ich eher aber scheinbar verstand ihn Lewis trotzdem.
"Was ist denn passiert?", fragte er mich verwundert.
"Keine Ahnung, das wüsste ich auch gerne. Max ist seit gestern irgendwie sauer auf mich und ich weiß nicht warum", erklärte ich ihm etwas traurig.
"Hast du mal versucht mit ihm zu reden? Er ist einfach bei manchen Sachen viel zu impulsiv", fragt er mich.
"Natürlich. Ich hatte nach dem Qualifying gewartet, wo er mich überings hat sitzen lassen. Ich war an seinem Zimmer und habe ihn geschrieben aber da ist irgendwie nichts zu machen", antwortete ich.
"Aber ist jetzt egal, du solltest dich auf dein Rennen konzentrieren", ergänzte ich noch schnell.
"Ach alles gut. Ich helfe doch gerne, gerade meinen Freunden", erklärte er mir und zwinkerte mir zu.
Ich lächelte ihn an und das war seit gestern Mittag wohl mein einzig echtes Lächeln. Ich mochte Lewis genau wie Lando wirklich sehr gerne. Beide waren einfach so sympathisch und man konnte super mit ihnen reden.
In dem Moment war ich Lewis für seine Worte mehr als dankbar, es tat wirklich gut sowas nettes zu hören.

Diese verdammten blauen Augen // Max VerstappenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt