Diese verdammten blauen Augen // Max Verstappen

Schock

Heute stand also das erste Rennen in Bahrain an. Erst relativ spät ging es zu Strecke, es war schon 15 Uhr als wir dort ankamen. Das Rennen würde erst in zwei Stunden starten. Max sprach mit Alex zusammen nochmal über die Strecke.
"Bist du bereit mich heute wieder gewinnen zu sehen?", fragte Lewis mich während ich draußen vor der Box von Max stand.
"Ich bin bereit irgendwen gewinnen zu sehen. Am liebsten natürlich Max", sagte ich ehrlich und lachte.
"Du bist viel zu loyal. Wenn du das richtige gesagt hättest, hätte ich Max damit aufziehen können", sagte er gespielt beleidigt.
"Ich wünsche dir aber natürlich ganz viel Glück", sagte ich lachend.
Das sagte ich dann auch noch Lando, Dan und George. Die drei hatte ich auch kurz gesprochen aber wollte natürlich auch nicht lange stören.
Eine halbe Stunde vor Rennstart ging die typische Hektik wieder los. Max Auto wurde auf seinen Platz gebracht und alles wurde doppelt und dreifach geprüft.
"Viel Spaß beim zuschauen", flüsterte Max mir schließlich ins Ohr.
"Viel Glück und pass auf dich auf", sagte ich und gab ihm schnell einen Kuss.
Es war irgendwie komisch das uns jeder sehen konnte aber es war auch befreiend das es kein Versteck-Spielen mehr gab.

Die Zeit bis zum Start verging schnell und schon war die Einführungsrunde. Mein Puls wurde wie bei jedem Rennen schneller und ich schaute gespannt auf den Bildschirm.
Max war gerade fertig mit der Runde und stellte sich wieder auf seinen Platz. Nach und nach Taten das alle und schon ging die Ampel an. Der Start war definitiv das aufregendste von allem und brachte mich immer zum ausrasten. Mein Puls schlug schnell und auch mein Atem wurde schneller.
Durch die Ampel, die plötzlich aus ging, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Alle Autos fuhren los und es war mal wieder dieses typische Chaos. Max kam tatsächlich gut weg und war nach der ersten Kurve schon zweiter. Ich freute mich unglaublich und beruhigte mich langsam. Allerdings war das zu früh. Ich sah das Grosjean nach der zweiten Kurve plötzlich abgedrängt wurde. Ohne zu bremsen fuhr er direkt in die Bande. Der Bildschirm zeigte eine riesen Explosion und mein Herz blieb stehen. Ich sah nur noch das Feuer und alle hielten den Atem an. Ich kannte Romain nicht wirklich aber alles zog sich in mir zusammen. Ich hatte wirklich Tränen in den Augen. War er Tod? Ich wollte diese Gedanken nicht haben aber man sah ihn einfach nicht. Es fühlte sich an wie Stunden bis er endlich zu sehen war. Er sprang aus dem Feuer, über die Leitplanke und wurde durch einen Feuerlöscher in eine weiße Wolke gehüllt. Ich wusste zwar das er scheinbar soweit okay war aber ich konnte mich nicht beruhigen. Meine Hände zitterten und ich war kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Ich bekam nur nebenbei mit, dass das Rennen erstmal abgebrochen wurde. Alle kamen in die Box und liefen hektisch herum. Ich konnte und wollte meinen Blick nicht von dem Bildschirm lösen. In meinem Kopf drehte sich alles und ich atmete viel zu schnell. Ich wusste das ich mich beruhigen musste, denn so einen Anfall hatte ich schonmal. Erst würde ein kribbeln kommen und dann würde ich ohnmächtig werden wenn ich mich jetzt nicht beruhigen würde. Das kribbeln fing schon in meinen Händen an. Ich schaute mich schnell nach Max um. Er war gerade aus seinem Auto raus und erkundigte sich bei Christian was los war. Ich wollte am liebsten zu ihm aber das ging wirklich nicht. Er war gerade mitten in seinem Job. Ich wünschte mir wirklich das ich ihn umarmen kann aber das ging nicht. Es wäre viel zu egoistisch. Ja vielleicht stecke ich viel zu viel ein aber ich glaube das war besser so.
Ich atmete tief ein und aus. Max schien sich auch erst beruhigen zu müssen. Das tat er durch eins seiner Konzentrationsspiele. So beschäftigte er sich und konnte wieder klare Gedanken fassen. Alle waren aber irgendwie aufgewühlt und wussten nicht wie ihnen geschieht.
"Was ist mit Grosjean?", fragte ich Christian als er kurz eine Sekunde Zeit hatte.
Dabei zitterte meine Stimme mehr als sie sollte und mein Gesicht war Kreide bleich.
"Er wird gerade ins Krankenhaus gebracht aber momentan sieht es nur nach einer Gehirnerschütterung und Rippenprellung aus. Gott sei Dank.", erzählt er mir und ich war mehr als glücklich das zu hören.
Ich konnte endlich etwas entspannen und sogar Max schenkte mir ein kurzes Lächeln.

Nach einer Stunde ging es dann weiter. Ich war angespannter als sonst und wollte fast gar nicht mehr auf den Bildschirm vor mir schauen. Ich tat es natürlich trotzdem. Das Rennen war insgesamt sehr chaotisch. Max beschwerte sich in der 11.ten Runde das sein Auto auf der Strecke rumsprang wie ein Känguru, was mich zum Lachen brachte. Von Lando hatte ich gehört das er sich in der 46.ten Runde plötzlich erschrocken hatte, weil jemand über die Strecke gerannt war. Irgendein Hund war auch kurz auf der Strecke gewesen.

Dieses Rennen war wirklich unbeschreiblich und ich war überglücklich als es zu Ende war.
Max wurde am Ende wirklich zweiter und Lewis erster. Den Rest hatte ich zwar gesagt bekommen aber konnte ihn einfach nicht wahrnehmen. Auch die Siegerehrung ging spurlos an mir vorbei.
Ich hatte mich nie mit dem Gedanken auseinander gesetzt, wie gefährlich Max Job eigentlich war. Er fuhr schließlich mit 300 kmh über eine Strecke mit 19 anderen wobei es nur ums Gewinnen ging. Ich fühlte mich wirklich naiv das mir diese Tatsache noch nie aufgefallen war. Max hätte genau das gleiche passieren können wie Romain und es konnte ihm auch noch passieren. Mir wurde schlagartig wieder übel und ich fühlte mich wirklich so als müsste ich mich gleich übergeben. Ich spürte in dem Moment nichts mehr als bloße Angst. Einfach Angst um Lando, Romain und alle Fahrer egal wie gut ich sie kannte. Aber am meisten hatte ich Angst um Max. Der Gedanke das er irgendwann nicht mehr bei mir sein würde machte mich in diesem Augenblick einfach fertig. Vielleicht war es gerade total übertrieben bin mir aber so war ich nunmal. Ich hatte realisiert wie gefährlich das ganze war und wie bekloppt eigentlich. Max könnte schon beim nächsten Rennen ums Leben kommen.