Kapitel 28: Bald geht es los.

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Ich frage mich manchmal, wie sie gewesen ist. Ich meine deine Schwester Hope. Ich meine Faith.“ Mein Zittern verstärkte sich noch ein wenig und ich biss die Zähne aufeinander.

„Mach schon!“, brüllte Serafina mich über den tosenden Wind hinweg an. Dadurch riss sich mich aus meinen melancholischen Erinnerungen. Ich schüttelte meinen Kopf um wieder klare Gedanken zu fassen. Derzeit saß ich auf Yseras Rücken und wir flogen wieder einmal durch die Lüfte- über die Landschaften von Reiim hinweg.

Mit einem kurzen Ruck an den Zügeln gab ich Ysera zu verstehen, dass er das Tempo steigern konnte und er preschte schlagartig vorwärts, bis wir mit Serafina und Levitas auf gleicher Höhe waren. Grinsend und mit ins Gesicht gewehtem Haar sah Serafina zu mir hinüber.

„Wurde aber auch mal Zeit das du mal Gas gibst. In letzter Zeit wirkst du echt viel zu abwesend. Konzentration ist der Schlüssel zum Erfolg.“ Ihre Miene verzog sich nun ein wenig vor Sorge. „Es ist doch nichts Schlimmes, oder?“

„Nein, ich merke nur langsam, wie alles immer näher rückt. “ Ich schenkte ihr ein kurzes beruhigendes Lächeln und zog dann an Yseras Zügeln. Mit einem erfreuten Kreischen schlug er kräftiger mit den Flügeln, senkte kurz den Kopf und sprintete dann los. Immer stärker schlug mir der Wind ins Gesicht, doch es störte mich nicht im Geringsten. Denn alles wurde einfach ausgeblendet, wenn ich auf Ysera sitze. Nichts ist mehr von Bedeutung wenn wir im Einklang fliegen, unsere Herzen eins werden. So etwas, wie es zwischen uns war, nannte man hier Seelenbindung, oder in der Sprache der Elfen auch „Sereikaira“: Zwei Seelen, die dazu geboren waren sich zu finden und zu schützen. Ein ewiger Begleiter. Genauso etwas hatten ich und Ysera.

Immer schneller ließ er die Flügel schlagen, mittlerweile konnte nicht einmal mehr Serafina uns aufhalten,geschweige denn überholen. Wir gewannen das kleine Rennen und flogen anschließend von Triumph erfüllt unsere Bahnen.

Stunden später kehrten wir wieder zurück auf den Boden - sehr zu meiner Enttäuschung. Aber Ysera schien ziemlich erschöpft zu sein und ich musste ihm zugestehen, dass er sich ein Nickerchen eindeutig verdient hatte. Also klopfte ich ihm auf die Schulter du bedankte mich kurz bei ihm. Serafina brachte ihn dann gemeinsam mit Levitas zu den Ställen, wo ich ihn später abholen würde. Ja, er schlief tagsüber mittlerweile in den Ställen. Aber auch nur dann, wenn auch Levitas dort schlief. Die Beiden waren anscheinend so etwas wie beste Freunde geworden, worüber ich ziemlich erleichtert war. Es wäre gar nicht auszumalen gewesen, was passiert wäre, wenn die beiden Elementardrachen sich bis zum Tode bekämpft hätten.

Ich machte mich auf den Weg zum Markt, weil ich noch einige Dinge besorgen wollte. Vor allem diese leckeren Früchte, die sie hier „Aksha“ nannten. Sie sahen aus wie blaue Äpfel und machten meiner und Yseras Meinung nach einfach nur abhänging. Ja, ich war zu 100% eine Aksha-Abhängige. Heilung ausgeschlossen. Gut gelaunt pfiff ich vor mich, die Melodie eines Liedes, das bei meinem letzten Aufenthalt auf der Erde einiger Maßen bekannt gewesen war. Starship von Nicki Minaj, wenn ich mich richtig erinnerte. Durch meine kleine Musikeinlage zog ich viele ungläubige Blicke auf mich, doch das störte mich nicht mehr. Mittlerweile hatte ich mich auch daran gewöhnt. Die Blicke. Sie kamen von allen Seiten, drohten mich anfangs zu verschlingen, in einen Abgrund zu reißen, aus dem ich nie wieder würde empor steigen können. Doch ich konnte sie soweit verdrängen, dass ich nur in meinen Träumen noch von ihnen heimgesucht werde.

Ich strich, um mich abzulenken über den Stoff meiner Rüstung. Es war immer noch die gleiche, die ich schon bei meinem Training mit Darian getragen hatte. Die Schneider und Schmiede hatten mir zwar angeboten eine Neue anzufertigen, doch ich beharrte darauf, diese behalten zu können. Denn sie besaß einfach einen zu großen persönlichen Wert für mich, als das ich sie hätte wegwerfen können.

„Hallo junge Dame, ich bin erfreut wieder ihre Gesellschaft genießen zu können“, Bartholomäus, der Verkäufer meiner geliebten Aksha-Früchte und ein sehr netter älterer Satyrn holte mich aus meinen Gedanken. Anscheinend war ich an meinem Ziel angelangt. Vielleicht hatte Serafina wirklich recht gehabt, als sie meinte, ich wäre immer so abwesend in letzter Zeit.

Sobald ich mich gefasst hatte, setzte ich ein freundliches Lächeln auf meine Lippen und begrüßte meinen Lieblingsverkäufer.

„Guten Tag, Bartho! Ich hatte gehofft du hättest“, weiter kam ich gar nicht. Der Verkäufer begann tief und lauthals loszulachen, wobei er sich seinen doch sehr beachtlichen Bauch hielt, der unter der Schicht seines Wams zu sehen war.

„....das ich ein paar Aksha für dich hätte?“ Jetzt stieg auch ich in sein Lachen ein. Er kannte mich einfach zu gut. Naja, zumindest meine abhängige Seite, die immer wieder Aksha-Rückfällig wurde.

„Natürlich meine Liebe. Nur für dich habe ich extra welche aufgehoben“, erklärte er nach unserem kleinen Ausbruch stolz. Mein Lächeln wurde noch eine Spur breiter und ich hielt meine Hände auf. Meine Augen mussten in diesem Moment strahlen wie kleine Diamanten. Ich fühlte mich wie eines der Kinder, die von ihren Eltern zum ersten Mal nach sehr langer Zeit wieder ein Stück Schokolade bekommen.

Dankbar nahm ich die Früchte entgegen und unterhielt mich noch kurz mit Bartholomäus. Dann machte ich mich aber auf den Weg zurück zu den Ställen, denn ich musste einige der Früchte noch an Ysera abgeben. Ich konnte mir das Schwärmen aber nicht ganz verkneifen. Fröhlich wippte ich leicht auf und ab und sang dabei.

„Ihr seid so schön, süß und kräftig. Ein Geschenk des Himmels. Ich liebe euch einfach so unbeschreiblich!“, theatralisch seufzte ich auf und hob die Früchte gen Himmel. Schon im selben Moment fühlte ich mich wie ein Trottel. Wie musste das denn aussehen! Die Prophetin, die eine alte Fehde mehrere Königreiche beenden soll, vergöttert ein paar Früchte. Als mich dann auch noch eine Stimme anspricht, will ich mich einfach nur noch in meiner eigenen Scham ertränken gehen.

„Hätte ich gewusst, dass du mich so sehr vermisst hast, wäre ich früher zurück gekommen. “

Mist,mist,mist! Ich kannte diese Stimme nur allzu gut und wollte bei dem Gedanken, das ausgerechnet diese Person meinen ungewollten Ausbruch mitbekommen hatte, das sich ein großes Loch auftut und mich verschlingt. Mit einem gezwungenen Lächeln drehe ich mich langsam und vollkommen beschämt um und sehe direkt in ein paar strahlender türkiser Augen. Mein Herz setzte einen Schlag aus, nur um im nächsten Moment auf die doppelte Geschwindigkeit zu erhöhen. Er war wieder hier. Nach 2 Monaten war Darian wieder zurückgekehrt. Und das Erste was ich tat, war alle meine Hemmung fallen zu lassen, auf ihn zu zurennen und ihn fest zu umarmen.

Das war das 28. Kapitel dieses Buches. Keine Sorge, es wird schon sehr bald mit den Kämofen losgehen und dann wird Hope vor sehr schwierige Aufgaben gestellt, in denen sie Entscheidungen treffen muss, die alles verändern werden:) Hoffe es gefällt euch soweit. Möchte mich unbedingt bei allen Lesern bedanken, denn ohne euch wäre das Schreiben der Kapitel nur halb so spaßig:)

Die Retterin der Elfen (Buch 1)- Completed!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt