Konnte alles noch komplizierter werden? Oh ja, das konnte es, flüsterte eine Stimme in meinem Kopf.
Weitere Tage vergingen. Trotz der seltsamen Albträume und meiner Frustration darüber, dass ich das Schwert immer noch nicht finden konnte, fühlte ich mich mit dem Wissen, nicht allein zu sein, deutlich besser - in Bezug auf alles. Ich trainierte wie eine Besessene, aber diesmal immer alleine, denn Darian ging mir aus unerklärlichen Gründen aus dem Weg. Schon wieder.
Dieser Elf hatte zu viel zu verbergen, als das es gut für ihn gewesen wäre. In Wahrheit machte ich mir aber sorgen um ihn. Derzeit schlenderte ich lustlos durch die Stadt, immer weiter. Ich wollte noch ein wenig verschnaufen und vielleicht noch etwas über mich und meine Bestimmung herausfinden, deshalb war mein Ziel das alte Gebäude, in dem ich Ysera fand.
Dieser Ort strahlte irgendeine Kraft aus, die mir aus unerklärlichen Gründen wichtig erschien. Ich entfernte mich immer weiter vom Zentrum der Stadt, lief über Wiesen, große Felder, so lange, bis das Mauerwerk endlich in Sicht war.
Schließlich erreichte ich seine riesige Tür, die aus dem selben dunkelgrauen Stein bestand wie der Rest des Gebäudes. Dicke Eisengitter lagen zerstört links und rechts von der Tür, als ob jemand versucht hätte, sie mit Gewalt zu öffnen.
Meine Handfläche legte sich gegen die knorrige Tür und mit einem lauten Quietschen trat ich ein. Die Statue des Elfenkönigs stand immer noch in der Mitte des Raumes. Ihr Anblick hatte einen beruhigenden Effekt auf mich. Wie schon beim ersten Mal, in dem ich das Gebäude betreten hatte, setzte ich mich in die erste Reihe, direkt vor die Statue. Mit dem Gewissen, das ich diesmal nicht knurrend aus meinen Gedanken gerissen werde, schloss ich entspannt die Augen. Ein Durcheinander von Bildern füllte meinen Kopf. Jede Person und alles Andere, was ich in den letzten Tagen und Wochen gesehen hatte.
Ich konzentrierte mich bis zum Äußersten. Die Träume von mir und der Schlacht vor Jahrzehnten, in der dieser König starb, das Verschwinden des Schwertes, der Kampf vor einigen Tagen, der Verrat von Thalia und Faramir, der Albtraum, in dem ich mir selbst gegenüber stand, die Prophezeiung..... Mittlerweile standen mir kleine Schweißtröpfchen auf der Stirn, aber ich gab nicht auf. Es musste doch eine Verknüpfung zwischen all dem geben! Doch es kam einfach nichts mehr. Ich seuftze und sah die Statue an. Ich wusste eigentlich gar nicht, warum ich meine Zeit damit verschwendete, hier zu sitzen und eine Statue aus Stein anzustarren.
Eigentlich war ich hinter dem heiligen Schwert her, auch wenn ich nicht einen Schritt näher dran gekommen bin, es zu finden, als am Anfang meiner Suche. Nichtsdestotrotz hatte ich nur Augen für die Statue des Königs. Ich beugte mich ein Stück vor, um sie näher zu betrachten. Mein Kopf begann zu summen. Mein Körper vibrierte.Erst jetzt bemerkte ich, dass die Statue auf einem Sockel stand, der mir durch seine Unscheinbarkeit noch gar nicht aufgefallen war. Ich stand eine Weile da, starrte den steinernen König und fragte mich indessen, ob ich rechte hatte, ob ich das wirklich tun sollte. Sollte sich meine Vermutung als richtig erweisen, was würde dann mit mir passieren?
Sollte ich das Risiko eingehen? Niemand würde meine Schreie in diesem abgelegenen Gebäude hören. Doch ich musste es tun. Laut der Prophezeiung wäre das Schwert der Schlüssel zum Sieg. Das heilige Schwert zu besitzen würde die Armeen der Trolle daran hindern zu versuchen, die Welt zu übernehmen. Man würde dem Krieg ein Ende setzen können. Die Wesen würden nicht mehr grundlos abgeschlachtet werden und auch niemand müsste mehr verletzt werden.
Ich wollte nicht, dass irgendjemand jemals wieder solche Schmerzen ertragen musste. Aber zuerst musste ich das Schwert finden. Der König lieferte bisher die beste - und einzige – Spur, die ich hatte. Mit klopfendem Herzen atmete ich tief durch und legte meine Hand auf den kalten Stein des Marmorsockels.. Ich betete, dass sich etwas regen würde, ein Mechanismus aktiviert wird, oder so etwas in der Art. Mit geschlossenen Augen wartete ich, dass etwas passiert. Nichts.
Ich wartete noch länger. Immer noch nichts. Wäre auch zu schön gewesen. Doch gerade als ich die Hand wieder herunternehmen will, beginnt die Statue zu vibrieren.
Ein grelles Licht geht von ihr aus und sie verschiebt sich. Eine kleine Öffnung wird sichtbar. Meine Hand zitterte mittlerweile so heftig, dass ich kurz warten und sie einen Moment zur Faust ballen musste, bevor ich mich stark genug fühlte, um sie in die versteckte Öffnung zu schieben. In der Dunkelheit berührten meine Finger etwas Weiches, Zerbrechliches. Ich zog es vorsichtig heraus.
Es war ein Blatt Papier. Mit größter Behutsamkeit faltete ich es auseinander. Eine Karte erschien auf dem alten Pergament. Es war an einige Stellen bereits verblichen, die Grundzüge aber immer noch mehr oder weniger deutlich zu erkennen. Es war zwar nicht das Schwert, aber immerhin eine Karte zu irgendwas, das auf jeden Fall von bedeutsamer Wichtigkeit war. Mit einem Grinsen verstaute ich das Papier in der Brusttasche meiner Rüstung.
Ein triumphierender Schrei wollte meinen Lippen entgleiten, doch ich presste die Lippen aufeinander und verdrängte diesen Gedanken. Ich musste mich wieder konzentrieren. Es gab jetzt wichtige Dinge zu klären, zum Beispiel, was ich mit der Karte machen sollte, jetzt wo ich sie gefunden hatte. Wem konnte ich sie zeigen?
Darian rief eine meine innere Stimme. Nein, ich wusste gar nicht, wo er sich zur Zeit aufhält. Serafina, dachte ich deshalb. Ich würde sie gleich darauf ansprechen und gemeinsam konnten wir darüber nachdenken, wie wir handeln....... Der Klang eines klatschenden Händepaares schallte durch das Gebäude.
„Großartig, Hope. Wir wussten doch, das du die Karte finden wirst. Ich habe nie dran gezweifelt“ Ein höhnisches Lachen erklang hinter mir. Ich kannte die Stimme dieser Person. Ein Schauern lief mir den Rücken hinunter als ich mich umdrehte.
AN:
Das 36. Kapitel:) Hatte Heute einen guten Tag gehabt:) Wie sieht es mit euch aus? Hoffe ihr genießt das Kapitel. Hinterlasst reichlich Kommentare, falls es euch gefallen hat^^ Wer wird wohl die Person sein, der Hope sich entgegenstellen muss? Das erfährt ihr erst Morgen:)
PS: Oh mein Gott! Vielen Dank für 2000 reads und knapp 200 Votes:) Ihr seid alle so großartig^^
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Die Retterin der Elfen (Buch 1)- Completed!
FantasyHi, mein Name ist Hope. Hope Viola Brewster. Bis vor kurzen war mein Leben eigentlich noch relativ normal abgesehen davon, dass mein einziger Begleiter ein launischer Kater war und ich von Albträumen heimgesucht wurde. Dann ändert sich für mich jed...