Kapitel 7: Die Albträume beginnen

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Ich liege noch weiter im Krankenhausbett, halte ihre Hand und lausche. Die Pieptöne der Maschine verwandeln sich einen langen. Faith ist jetzt frei. Ich flüstere ihr noch ein letztes „Ich dich auch" zu bevor ich die ersten Schritte auf dem Flur kommen höre....

Gedanklich wieder in der Gegenwart angekommen, stellte ich bestürzt fest, dass meine Bettwäsche von meinen Tränen komplett durchnässt wurde. Auch meine Kehle brannte, also stehe ich auf und mache mich auf den Weg in die Küche um mir was zum Trinken zu holen. Kurze Zeit später stehe ich mit einer Tasse warmen Kakao in der Diele zwischen Flur und Küche. Erneut betrachte ich zwischen den Schlücken, dass große Bild, das seit Jahren in der Mitte des Flurs platziert wurde.

Darauf ist angeblich die Königin der Elfen, Drawyai abgebildet. Prachtvoll, wunderschön und beeindruckend löst nur das Bild selbst eine gewisse Ehrfurcht in mir aus. Ihr platinblondes Haar fällt wie ein Wasserfall an ihren schmalen Schultern herab. Sie trägt ein goldenes Gewand,welches sich mit dem Wind bewegt und ihre makellose Haut noch stärker hervorhob. In den Tiefen ihrer strahlend blauen Augen glaubte man bei näherem Hinsehen Blitze zu sehen und hinter ihren Rücken ragen zwei zarte Flügel empor. Einem Engel gleich streckt sie mit einem sanften Lächeln die Hand nach einem Vogel aus. Das gesamte Bild löste in mir immer eine gewisse Sehnsucht aus, wieso wusste ich nicht und ich hatte auch nicht den geringsten Schimmer warum ich wusste, das dies kein gewöhnliches Bild war. Für mich erzählt es eine Geschichte aus einer anderen, längst vergessenen Welt, zu der wir Menschen keinen Zugang haben.

„Miauuuu“ Erschrocken schaute ich zu Boden. Thyr saß auf der untersten Stufe der Treppe und blickte mich fragend an, als wolle er mich fragen, wieso ich mitten in der Nacht dumm in der Küchentür herum stand. Ich stellte also schnell mein mittlerweile leeren Becher in die Spüle und machte mich wieder auf den Weg in mein Bett. Thyr, dieser Angsthase, folgte mir und legte sich an mein Fußende unter die Decke. Beruhigt und nun teils schon übermüdet sinke ich langsam in meine Traumwelt hinab

Ich stehe in einer großen Kirche an einer Art Altar, hinter mir höre ich Kampfschreie und das Klirren von aufeinander treffenden Schwertern. Um mich herum liegen Bergen voller Leichen, der Gestank von Blut dringt in meine Nase. Mir wird Übel und mein Kopf beginnt zu schmerzen. Ich sehe mich um:

Ein Getümmel von Menschen mit spitzen Ohren kämpft gegen Tiere. Naja, keine echten Tiere, doch diese Krieger sehen ein wenig aus wie die Trolle aus einem der „Herr der Ringe“-Teile. Erbittert schlachten sich beide Parteien skrupellos ab und ich befürchtete, dass auch mich das Zeitliche segnen würde, doch anscheinend schien mich keiner von ihnen in diesem Chaos zu bemerken. Zur Sicherheit versteckte ich mich dennoch in einem kleinen Spalt in der Mauer der Kirche. Mein Herz pocht so stark, dass ich Angst hatte einer dieser Geschöpfe könnte es hören.

In diesem Augenblick tritt eine Gestalt an den Altar, einer der Menschen mit den komischen Ohren, seine Flügel sind wie seine gesamte Ausrüstung schwarz wie die Nacht und so groß, dass sie beim Gehen beinahe auf dem Boden aufkommen. Anstatt wie jeder vernünftige Mensch zu reagieren und sich weiter in den Spalt zurückzuziehen, fühlte ich mich zu dem folgenden Geschehen viel zu sehr hingezogen um den Rückzug anzutreten. Der Mann legt seine Hand auf den Altar und spricht leise Worte in einer mir fremden Sprache, denen ich dennoch gebannt lausche. Nachdem er sein potenzielles Gebet beendet hat, wird der Altar plötzlich von einem grellen Licht erfüllt. Die Kämpfe stoppen abrupt. Jeder starrt gefesselt auf dem Mann am Altar. Aus heiterem Himmel erscheint auf dem Altar ein Schwert. Aber kein normales Schwert. Von diesem Schwert ging eine strahlende, pulsierende Macht aus. Es besaß eine glatte, schmale Stahlklinge und einen goldenen Griff, an sich nichts Abnormales. Das Besondere, beinahe magische, an diesem Schwert war die Verzierungen und Symbole, die sich vom Griff bis hin zur Spitze der Klinge zogen.

Die Gestalt wollte dieses Schwert gerade in die Hand nehmen und ich spürte irgendwie, dass diese Geste den Sieg für die Menschen mit den Flügeln bedeutet hätte. Doch bevor das Volk jubeln konnte, zerreißt der Schuss eines Pfeils die nervöse Stille. Der Mann wird getroffen, direkt ins Herz. Er fällt zu Boden, Gekreische bricht aus, Schmerzerfüllte Schreie werden gen Himmel geschickt. Doch alles was ich sehe, ist der Mann am Boden. Er liegt auf dem Bauch, sein Kopf in meine Richtung gedreht. Er sieht mich direkt an, kurz huscht ein überraschter Ausdruck auf sein Gesicht und er verzieht seine blutverschmierten Lippen zu einem Grinsen. Dann sehe ich wie das Licht in seinen Augen erlischt und weiß, der Mann vor mir ist tot. Das Chaos bricht von neuem aus.

Ich wache schweißgebadet auf. Mein Haar und meine Klamotten kleben förmlich an meinem Körper. Ich stehe so schnell ich kann auf, laufe ins Badezimmer und übergebe mich. Verdammter Albtraum!

Die Retterin der Elfen (Buch 1)- Completed!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt