Konnte ich überhaupt jemandem vertrauen? Frage um Frage erscheint in meinen Gedanken, jede einzelne beruht nur auf Spekulationen und Wunschdenken.
„Noch nicht“, wiederholt er, in seiner Stimme lag sowohl ein leises Versprechen, als auch ein klägliches Flehen.
„Dann hätten wir das ja geklärt.“, sagte ich nun betont kühl und sachlich, obwohl in meinem Inneren ein Gefühlschaos ala Sahne herrschte. Ich sah dennoch Darian direkt an.
Ich erkannte Schmerz und gleichzeitig Verwirrung in seinen Augen, trotzdem streckte er in diesem Augenblick einen Arm nach mir aus, beinahe so, als wolle er mich umarmen.
Er verhält sich, als ob das Gespräch eben gerade gar nicht stattgefunden hätte. So, als ob mir nicht gesagt hätte, dass er eine Gefahr für mich darstellen könnte. Meine Wut stieg in unermessliche.
„Fass mich ja nicht an!“ rief ich. Damit erregte ich natürlich aufsehen im Ballsaal. Mist, das war alles nicht so geplant gewesen. Beschämt über meinen plötzlichen Ausruf sah ich mich um. Die tanzenden Feen hatten aufgehört sich zu bewegen und starrten mich stattdessen mit offenen Mündern an.
Mit Tränen in den Augen nahm ich den Unterrock meines Kleides in die Hand und lief in Richtung Ausgang, ohne mich noch einmal umzudrehen. Ich hatte mich eben nicht nur vor Darian, sondern auch vor dem ganzen Elfenstaat blamiert. Und dass, obwohl ich eigentlich eine Prophetin sein sollte: Beherrscht, Stark, Selbstbewusst und Vorbildlich. In diesem Moment erfüllte ich nicht eine dieser Kriterien.
Ich lief den gesamten Weg bis zu meinem Raum, ohne mich auch nur ein einziges Mal umzudrehen. Ich öffnete die riesige Tür zu meinem Schlafgemach, die so groß war, das sogar Ysera mit seinem massigen Körper hindurch passte. Mit tränenverschleierter Sicht ging ich durch die Tür, schloss sie anschließend leise wieder hinter mir und lehnte mich schließlich erschöpft dagegen.
So plötzlich wie zuvor in mir aufgestiegen waren, verließen meine gesamte Energie und all die Wut meinen Körper. Meine Knie gaben zitternd unter mir nach und ich rutschte mit dem Rücken an der Tür zu Boden. Heute Abend hatte ich so einiges vergeigt. Mein Ansehen am Hofe war jetzt wahrscheinlich bei 0 angekommen und meine Beziehung zu Darian, meiner derzeit einzigen Bezugsperson in dieser Welt, hatte sich noch ein Stückchen mehr kompliziert.
Ich weiß nicht, wie lange ich dort gesessen hatte. Vielleicht waren es nur Minuten, vielleicht aber auch schon einige Stunden. Irgendwann erhob ich mich jedoch wieder vom kalten Fußboden und legte mich mitsamt all meiner Kleidung auf das riesige Bett. Auf dem Weg dorthin betrachtete ich Ysera, der sich all meiner Probleme unbewusst in einem friedlichen Schlaf befand.
Er lag zusammengerollt in der Ecke des großen Raumes und jedes Mal, wenn er ein und aus atmete, erklang ein grunzendes Geräusch, das mich auf irgendeine unerklärliche Weise beruhigte.
Kraftlos sank ich in einen tiefen Schlaf hinab:
Wieder stehe ich in der Kapelle. Der Traum beginnt diesmal genau an der Stelle, an der er letztes Mal endete.Der Elfenritter lag Tod auf dem Boden, nur wenige Meter von mir entfernt.Und jetzt weiß ich wieder, vorher ich diesen Mann kannte. Er war der Mann aus dem kirchenähnlichen Gebäude, in dem ich Ysera fand. Vollkommen ratlos versuche ich herauszufinden, was das alles zu bedeuten hat. Wer war dieser Mann? Bevor ich meinen Gedankengang aber fortsetzen konnte, schlich sich eine neue Gestalt in mein Blickfeld. Diesmal war es ein Troll. Ein großes, hässliches Monster, das mit Kriegsnarben und Blut überseht war. Er hält einen Bogen in der rechten Hand und ein gieriges Lächeln plaziert sich auf seinem deformierten Gesicht. Wie es aussah war er es gewesen, der den Mann umgebracht hat. Triumphierend hebt er den Bogen und brüllt seiner Anhängerschaft zu. Das Ende dieses Kampfes scheint nun besiegelt zu sein, der Sieg sollte an die Trolle gehen. So sah es zumindest aus. Allerdings geschah in dem Moment, in dem der Troll das Schwert, Okaia wie ich nun vermutete, aufheben wollte. Zerriss ein grollender Donner die Schreie auf dem Schlachtfeld. Die Wolken teilten sich und ein grelles Licht schob sich zwischen ihnen hervor. Gebannt schauten alle Soldaten gen Himmel, verwundert darüber, was hier passierte. Eine tiefe, alte und mächtige Stimme ließ die Erde beben:
„Erhört den uralten Ruf des Windes,
so alt und mächtig wie die Zeit ,
wenn die Geburt des heiligen Kindes,
eine unberechenbare Macht befreit.
Ein Krieg entbricht zwischen Völkern und Stämmen
Wesen zerbrechen, leiden, erlieschen
Ein Mädchen samt Schwester wird geboren werden,
ein Starkes, ein Krankes,
das eine wird sterben.
Gebrochen, verloren und unerkannt,
das Zweite wird als Held bekannt.
Ein junges Mädchen mit großer Macht wird kommen
das göttliche Schwert in ihre Hand genommen.
Doch fürchtet sie sich vor der Dunkelheit,
das Reich versinkt in Einsamkeit.
Der Krieg dieser Welt wird von ihr beendet,
doch für welche Partei das Schicksal sich wendet?
Das Mädchen entscheidet über Tod und Leben,
ein jeder wird seine Freundschaft erstreben.
Seid gewarnt vor dem heiligen Kind,
es wird kommen, so will es der Wind“
Das war sie! Die Prophezeiung. Mein Schicksal! Aber was hatte sie in diesem Zusammenhang zu bedeuten? Wie es aussah scheinen alle hier anwesenden geschockt zu sein. Nicht, von dem Wortlaut selbst, sondern davon, dass sie ausgerechnet jetzt gesprochen wurden. Das Schwert glühte hell auf, drehte sich von alleine und erhob sich in die Höhe.Immer schneller begann es seine Drehungen zu vollführen, bis es sich schließlich auslöste und nur noch kleine goldene Staubpartikel hinterließ. Erstaunt betrachtete ich das Schauspiel. Okaia hatte sich eben ausgelöst, was so viel bedeutete, als das dieser Zeitpunkt, an dem ich mich gerade in dieser Welt befand, in der Anderen der Prophezeiung nach, meine Geburt darstellte. Wütende Schreie durchbrachen die meine Konzentration.
„Neeeeeeeeinnnn“ Der große Troll vor mir brüllte zornig und voller Hass drehte er sich um. Dabei glitt sein Blick kurz an mir vorbei. Das Herz blieb mir in der Hose stecken, denn er entdeckte mich. Mit schnellen kräftigen Schritten kommt er auf mich zu..........
Schweißgebadet wache ich wieder auf. Mein Herzschlag lag in astronomischer Höhe und mein Atem war bis auf ein Maximum beschleunigt. Alarmiert wachte Ysera auf und starrte mich fragend an. Doch das Einzige, an das ich denken konnte, war dieser Traum eben gerade. Was hatte er zu bedeuten? Wohin war Okaia verschwunden? Was geschah danach?
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Die Retterin der Elfen (Buch 1)- Completed!
FantasíaHi, mein Name ist Hope. Hope Viola Brewster. Bis vor kurzen war mein Leben eigentlich noch relativ normal abgesehen davon, dass mein einziger Begleiter ein launischer Kater war und ich von Albträumen heimgesucht wurde. Dann ändert sich für mich jed...