"Also“, murmelte ich möglichst unverbindlich, „du kommst also aus einer anderen Welt“
„Ja, obwohl ich dachte, dass wir das bereits geklärt hätten“
Verdammt. Mir wurde sehr schwindelig.
Das Nächste, an das ich mich erinnerte war, dass ich in meinem Bett aufwachte. Ich war jedoch nicht allein in meinem Zimmer. Darian saß auf meinem Schreibtischstuhl und schlief. Ich fragte mich nach seiner Offenbarung in der Schule nicht einmal mehr, wie ich,oder vor allem, wie er in mein Zimmer kam. Sein dunkles Haar sah noch zerwuschelter aus als sonst, als hätte er stundenlang darin herumgewühlt. Schlafend sah er zudem viel jünger aus und auch diese erhabene Aura, die ihn normalerweise umgab war nicht mehr bedrohlich. Ich entschied, dass ich den schlafenden Darian mehr mochte als den Wachen. Ich setzte mich in meinem Bett auf und allein diese Bewegung ließ Darian hoch schrecken. Wir beide sahen uns an, eine bedrückende Stille machte sich im Raum breit, weil keiner wusste, was er sagen sollte.Wenn ich daran denke, was er mir erst vor Stunden erzählt hatte, wird mir schlecht. Ich konnte mir im Leben nicht vorstellen, dass es wahr sein sollte.
„Ähm“, er räusperte sich kurz, „wie geht es dir?“
Ja, wie ging es mir? Ich wusste es selbst nicht. Ich hatte noch zu viele Fragen an ihn. Also zuckte ich einfach mit den Schultern. Er atmete tief und deutlich hörbar aus.
„Entschuldigung“
„Wie bitte?“
„Ich sagte Entschuldigung“ Nun war ich noch ein wenig verwirrter als vorher.
„Wofür?“
„Es tut mir leid, dass ich dich vorhin so bedroht habe, ich hätte meinem Rang angemessen handeln müssen und dir die Chance geben müssen, dich zu verteidigen. Aber ich hätte nie damit gerechnet, dass du gar nicht weißt, wie wichtig du für mein Volk bist. Das du nichts von Heilios weißt.“
Er stand auf, kam mit der Geschmeidigkeit eines Raubtiers auf mich zu und setzte sich an das untere Ende meines Bettes. Seine Augen funkeln belustigt. Ich konnte jetzt erkennen, dass er im Hellen aus der Nähe sogar noch schöner aussieht, mit attraktiven Lippen und ein paar frechen Strähnen, die ihm in die Stirn hingen. Meine Hände zuckten verräterisch, weil ich am liebsten mit den Fingern durch sein Haar gefahren wäre. Warte,wie? Anscheinend stand ich immer noch unter Schock. Entsetzt ballte ich meine Hände in meinem Schoß zu Fäusten und konzentrierte mich auf das Wesentliche. Zunächst einmal musste ich diese ganze Geschichte von wegen Elfen-Kram verarbeiten.
„Ich habe einige Fragen an dich Darian“ Das war das erste Mal das ich seinen Namen ausgesprochen habe. Auch er schien es zu bemerken, sein Blick wurde sanft.
„Selbstverständlich. Schieß los, ich versuche dir so gut es geht alles zu erklären“
„Okay, also zunächst einmal: Was ist Heilios?“
„Heilios ist die Welt der magischen Geschöpfe. Über Jahrtausende lebten alle Wesen in Harmonie und Frieden miteinander, bis ein Oberhaupt der Trolle damit begann, Feenwesen und Wichtel grundlos abzuschlachten. Diese Aktion spaltete die Bewohner Heilios' in zwei Gruppen, die seit jeher Krieg um die absolute Herrschaft führen“ Er machte eine kurze Pause bevor er fort fuhr.
„Die eine wird von den Trollen angeführt und die andere von uns Elfen. Seit 200 Jahren beherrscht dieser Krieg diese Welt schon. Die Trolle versuchen ein uraltes, magisches Relikt in die Hände zu bekommen, wir nennen es Okaia. In unserer Sprache bedeutet es „das heilige Schwert“. Es verleiht seinem Träger große Macht und würde, sofern es die Trolle in die Finger bekommen, meine Welt zerstören. Königin Drawyai , die Anführerin der Elfen meine Königin, versucht deshalb dieses Schwert vor den Trollen zu finden und aufzubewahren. Doch es scheint, als ob es seit deiner Geburt spurlos verschwunden ist. Eine Prophezeiung der Dryaden besagt, dass ein Mischling, halb Elfe, halb Mensch mit reinem Herzen eines Tages Okaia finden wird und den Krieg beendet. Das bedeutet, du wirst mein Volk ausrotten oder retten.“
Ich schluckte und starrte Darian fassungslos an, während meine kleine Welt erneut zusammenbrach. Der Elf erwiderte meinen Blick, doch seine Miene war kühl und gleichgültig. Schon wieder umgab uns absolute Stille. Ich nahm nichts wahr außer Darian. Alles trat immer mehr in den Hintergrund, auf der Welt gab es nur noch uns beide.
„Was?!?“würgte ich hervor. „Das ist nicht wahr. Das kann nicht wahr sein.“ flüsterte ich.
„Ganz im Gegenteil Hope, deine Verbindungen zu meiner Welt sind tiefer als du ahnst.“
„Das ist doch nicht möglich. Meine Mutter war zum Zeitpunkt meiner und Faiths Geburt mit meinen Dad verheiratet. Ich kann keinen andern Vater haben.Das stimmt nicht, Darian! Du lügst!“ Darian nickte bedauernd.
„Das ist korrekt, aber dieser Mann ist nicht dein leiblicher Vater. Dein Vater ist eine Elfe. Einer von uns. Und auch du bist eine Elfe, zumindest halb. Du gehörst der wichtigsten Prophezeiung an, die eines der Völker je vorgebracht hat.“ Ich schluckte. Es konnte nicht stimmen, oder doch? Ich erinnnerte mich an all die Lächeln meines Dads, an die Sachen,die er mir mit Geduld beigebracht hatte, die Küsse auf den Scheitel, die er mir und Faith immer gab bevor wir zu Bett gingen und die Geschichten, die er uns immer liebevoll erzählt hatte, seine Stimme voller Stolz und Wohlgefallen.
Bei dem Gedanken daran, dass mein Dad nicht mein Dad war, wurde mein Herz schwer und ich wurde von unbeschreiblicher Trauer erfüllt. Das wars. Ich hatte hier in dieser Welt niemanden mehr: Faith ist weg, Mum hat sich auch verabschiedet und jetzt erfahre ich, dass mein Dad auch nicht mein Dad war. Wieso musste mein Leben so kompliziert sein? Ich wollte nur meine sichere, kleine Welt haben, in der ich ungestört leben kann. Das ganze Theater um die Elfen, Wesen die ich noch nie zuvor gesehen habe, war einfach zu viel für mich.
Ausgerechnet Thyr holte mich aus meinen düsternen Gedanken. Er sprang zu mir aufs Bett und kuschelte sich an mich, so als ob er gespürt hat, dass ich jemanden brauche, jemanden der mir halt gibt. Ich hob meine Hand und streichelte meinen Kater mit einem traurigen Lächeln. Sein Schnurren gab mir wieder Kraft, Energie um das hier weiter durchzustehen, denn ich hatte etwas gefunden, wofür es sich lohnt weiterzumachen. Thyr bleibt bei mir, er wird mich immer unterstützen. Um uns beide zu schützen fasste ich also einen Entschluss.
Ich raffte meinen neu gefassten Mut zusammen und sah Darian ernst an, bevor ich mich ergab.
„Beweise mir, dass du mich nicht anlügst. Zeig mir Heilios und lass mich mit deiner Königin reden"
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Die Retterin der Elfen (Buch 1)- Completed!
FantasyHi, mein Name ist Hope. Hope Viola Brewster. Bis vor kurzen war mein Leben eigentlich noch relativ normal abgesehen davon, dass mein einziger Begleiter ein launischer Kater war und ich von Albträumen heimgesucht wurde. Dann ändert sich für mich jed...