Schweißgebadet wache ich wieder auf. Mein Herzschlag lag in astronomischer Höhe und mein Atem war bis auf ein Maximum beschleunigt. Alarmiert wachte Ysera auf und starrte mich fragend an. Doch das Einzige, an das ich denken konnte, war dieser Traum eben gerade. Was hatte er zu bedeuten? Wohin war Okaia verschwunden? Was geschah danach?
Als ich das nächste Mal wieder aufwachte, dass heißt, das nächste Mal meine Augen wieder öffnete, denn an Schlaf war nach diesem Traum nicht mehr zu denken, war es hell im Zimmer und warme Lichtstrahlen fielen durch das Fenster. Einen wunderbaren Moment lang dachte ich nicht an die Ereignisse, die gestern geschehen sind. Doch irgendwann kehrten die Erinnerungen wie dunkle, alles zerfressende Wellen zurück.
Erneut drohte eine Flut von Tränen mich zu überkommen, sodass ich meinen Kopf unter der Bettdecke versteckte. Ich konnte immer noch nicht fassen, wie ich mich im Ballsaal verhalten hatte. In diesem Moment wusste ich einfach nicht mehr, wie ich jemals wieder einem Feenwesen, das gestern anwesend war, gegenübertreten sollt.
Aber noch schlimmer war es, die Situation zwischen mir und Darian noch viel weiter zu komplizieren. So weit, dass ich ein beklemmendes Gefühl bekomme, wenn ich nur an das Training heute Mittag mit ihm denke. Ich wünschte mir in diesem Augenblick der absoluten Einsamkeit und Unsicherheit nur noch, dass ich einfach wieder zuhause wäre. Bei Thyr, Mum, Dad und Faith. Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Es weckte auch den bis dahin noch tief und fest schlafenden Ysera auf. Verwirrt sahen wir beide zur Tür. Wer sollte das sein?
„Wer ist da?“, fragte ich also vorsichtig. Keine Antwort. Es sah ganz so aus, als hätte meine knappe indirekte Weigerung, die Tür sofort zu öffnen, denjenigen noch weiter angestachelt. Das Klopfen wurde lauter und energischer. Irgendwie wusste ich, dass derjenige, der auf der anderen Seite der Tür stand, notfalls den ganzen Tag lang klopfen und kratzen würde. Ich sprang also genervt auf, stampfte durchs Zimmer an Ysera vorbei und riss die Tür auf.
„Was?“blaffte ich wütend, trat im selben Moment aber überrascht einen Schritt zurück.
Vor mir stand ein Mädchen. Aber keine normales. Sie hatte langes blondes Haar,viele Sommersproßen und trug einen kurzen grünen Rock und ein dazu passendes knappes Oberteil. Beides sah aus, als wäre es aus Blättern gefertigt worden. Aber das war noch das relativ Normalste an ihr. Denn sie hatte auf ihrem Rücken zwei verdammt große Schmetterlingsflügel! Darüber hinaus besaß sie die typischen spitzen Ohren und ihr Gesicht war mit vielen Ornamenten versehen. Auf ihrem Gesicht lag angesichts meines erstaunten Anblicks ein strahlendes Lächeln.
„So schnell sieht man sich. Freut mich dich kennenzulernen.“, sie streckte ihre Hand aus, „Ach ja, ähm ich bin übrigens Serafina. Die einzig Wahre.“ Dann lachte sie laut los, so als ob sie einen Witz erzählt hätte. Ich bin aufs Äußerste verwirrt und überrumpelt zugleich, sodass ich ihre Hand nur aus Reflex schüttelte.
„Und.....was machst du hier?“, versuchte ich dieses Energiebündel höflich zu fragen.
Auf ihrem Gesicht breitete sich angesichts meiner Frage ein überraschter Aufdruck aus.
„Was ? Darian hat es dir also noch nicht gesagt? Ich bin ab sofort deine Trainerin. Naja zumindest was das Drachenreiten angeht. Er hat heute Morgen den Hof für einige Zeit verlassen. Irgendwas von wegen Mission oder so, aber keine Ahnung“ Mein Gesichtsausdruck musste sich in den letzten Minuten nicht verändert haben, denn irgendwann schien sie Unbehagen zu bemerken.
„Oh Mist daran habe ich gar nicht gedacht! Das muss dich doch jetzt bestimmt umhauen. Sag mir nur Bescheid, wenn ich dich mit meinen Redeflüssen auf die Nerven gehe.Ich bin einfach so aufgeregt dich endlich kennenlernen zu dürfen. Eine Drachenreiterin eines Elementardrachens hat es schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gegeben, und vor allem war es noch nie ein Mensch!“ So langsam lichtete sich meine Verwirrung ein wenig und ich begann damit, meine Gedanken zu ordnen.
„Also habe ich das jetzt richtig verstanden: Darian hat den Hof verlassen und dir die Aufgabe meiner Ausbildung überlassen. Du sollst mich im Drachenreiten unterrichten, da du selbst eine der beiden Reiterinnen der Elementardrachen bist?“schloss ich aus ihrer Ansprache.
Ihr Grinsen kehrte zurück und sie sah einfach zum Anbeißen aus. Auf Anhieb fand ich sie....erfrischend.
„Ja, im Prinzip schon. Wollen wir dann los?“
„Wohin?“
„Naja zu denn Ställen, schließlich bin ich gekommen um dich zu deiner ersten Flugstunde mitzunehmen.“
Hinter mir tauchte jetzt Ysera neugierig aufund versucht den Kopf an mir vorbei zu strecken. Erschrocken schreckte Serafina zurück. Ihr Gesichtsausdruck veriet einem unglaublich viel über ihren Gemütszustand.
„Was? Er schläft bei dir?“
„Ähm ja. Ysera möchte mich nicht so gerne alleine lassen, irgendwie“, verlegen kratzte ich mir am Hinterkopf und kam mir ziemlich dämlich vor.
Schnell hatte sie sich wieder beruhigt und gab fröhlich bekannt, dass wir wie es aussah doch nicht zu den Ställen gehen mussten, da Ysera ja bei mir war. Ihr Drache, Levitas war sein Name wie ich im Laufe unseres Gesprächs heraus fand, wartete bereits auf der Trainingswiese auf uns. Er war ein wenig kleiner als Ysera, aber dennoch verdammt groß. Und mindestens genauso beeindruckend und für andere furchteinflößend. Er war beinahe komplett schwarz und seine Augen stachen bernsteinfarben aus aus seinem Gesicht hervor. Fröhlich lief Serafina auf den Drachen zu und umarmte ihn herzlich.
Ich musste doch zugeben, dass die Beiden ein gutes Team waren. Ihr Vertrauen, ihre Freundschaft und ihre Stärke waren bis zu meinem Standpunkt zu spüren. Ich sah aufgeregt zu Ysera. Unsere Blicke trafen sich. Ich begegnete mit meinen grünen Augen seine gelben. Nur ein Gedanke manifestierte sich in diesem Moment zwischen uns.
Gemeinsam werden wir genauso stark werden.
AN:
Das 26.Kapitel dieses Buches. Wollte mich unbedingt für 1000 (!!!!!) reads bedanken! Eure ist mir eine große Ehre. Ich freue mich, dass euch meine Aufopferung für das Schreiben gefällt:)
PS: An der Seite seht ihr ein Bild von Serafina und ihrem Drachen Levitas:)
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Die Retterin der Elfen (Buch 1)- Completed!
FantasyHi, mein Name ist Hope. Hope Viola Brewster. Bis vor kurzen war mein Leben eigentlich noch relativ normal abgesehen davon, dass mein einziger Begleiter ein launischer Kater war und ich von Albträumen heimgesucht wurde. Dann ändert sich für mich jed...