Kapitel 34: Meine eigenen Dämonen

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Gejohle und Kampfesschreie ertönten in den Reihen und tausende Schwerter worden gleichzeitig in den Himmel gehoben. Ein endloses Meer aus Waffen, bemerkt ich erstaunt. Ein Lächeln lag auf meinen Lippen, denn ich wusste, dass ich das richtige getan hatte. Die Elfen hatten wieder Hoffnung erlangt. Auch Darian grinste mir stolz zu.

Die darauffolgenden Tage begannen wir wieder die Trümmer zu beseitigen und alles wieder wie gewohnt zu planen. Trotz dieser scheinbar energiegebündelten Masse lag die Schlacht immer noch schwer auf unseren Herzen. Nichts konnte etwas daran ändern. Ich trainierte wie eine Wilde jeden Tag mit Darian und Serafina, ohne sie emotional an meinen Gedanken teilhaben zu lassen.Diese gruselige Stimme, die immer wieder in meinen Gedanken erscheint, macht mir von Tag zu Tag mehr zu schaffen. Jede Nacht legte sie sich wie ein kalter Schleier über meine Träume und verfolgte mich mit meinen schlimmsten Ängsten, meinem Versagen. Die Dämmerung war angebrochen und ich stand übermüdet in meinem Zimmer. Ysera schlief bereits tief und fest an ihrem Standartplatz. Das Licht der Abendsonne tauchte das Zimmer in rotes und orangenes Licht, beruhigend und warm. Ich fiel praktisch ins Bett und war auch kurz darauf schon eingeschlafen.

Ich wanderte einen langen Flur entlang, der nur von an den Seitenwänden hängenden Lichtern erhellt wurde. Die weißen Birnen flackerten und sorgten für sich am Boden bewegende Schatten.Dieser Flur war mir bekannt, so oft bin ich ihn schon entlang geschritten. Ein Krankenhausflur. Automatisch ging ich bis zu Faith Zimmer, wie ein Roboter, der diese Bewegungen mechanisch und abgeholzt tätigte, bewegte ich mich fort.Als ich die Türklinge herunter drücke, ertönte ein leises Knarren. Das einzige Geräusch, das durch den Flur ertönte. Betäubt betrat ich das Zimmer. Doch Faith war nicht da. Auch das Bett, die Blumen und die Maschinen fehlten. Stattdessen sah ich in mein eigenes Gesicht. Vor mir stand eine Person, die mir zum Verwechseln ähnlich sah. Zuerst dachte ich es wäre Faith, aber die Haare waren lang und gewellt. Faith hatte glatte Haare gehabt. Mein Doppelgänger und ich wurden nur vom Licht des Mondes und dem Lichtschein der Flurbeleuchtung erhellt. Sie trat näher auf mich zu, ein höhnisches Lächeln auf ihren Lippen. Jetzt bemerke ich das Blut, das sie bedeckt. Ihre Uniform, die meiner zum Verwechseln ähnlich sieht, ist voll davon. Auch ihr- oder mein?- Schwert war mit Blut überzogen. Es glänzte im Schein des Mondes wie eine Schicht frischer, glänzender Farbe. Ein Schauer lief mir den Rücken herab. Aber das, was mit am meistens Angst machte, waren die Augen. Sie waren rot. Ein grausames Rot, das zu der Farbe des Blutes an ihr passte. Die Konturen ihres Gesichtes und ihre Statur entsprachen der meinen, und doch waren wir so verschieden. Gut und Böse. Hell und Dunkel. Licht und Schatten. Als hätte sie meine Anspannung gespürt, wurde das grausame Lächeln noch eine Spur breiter. „Ich bin gekommen, um mir meinen Platz zu sichern. Ich bin wie du. Du bist wie ich. Wir sind eins. Das werde ich dir hier beweisen.“ Das war die Stimme, die ich immer gehört hatte. Mein Magen krampfte sich zusammen. Sie lachte, doch es war keine Spur von Freude darin zu hören. Es klang boshaft und auf eine verrückte Art belustigt. „Hast du Angst? Bist du zu schwach? Brauchst du Macht?“ Sie kam noch einen Schritt näher. „Ich kann dir Macht geben. Die Kraft, diesen Krieg zu beenden“ Sie machte mit ihren Armen eine ausholende Bewegung. „Wir beide würden so viel erreichen und du musst nichts weiter tun, als mich zu akzeptieren. Ist das nicht ein geringer Preis?“ Mein Bauchgefühl sagte mir, dass sie eindeutig nicht gut war. Ich wollte weglaufen, weit, weit weg von ihr. „Was willst du dafür haben?“ fragte ich sie misstrauisch. „Ich? Was will ich Hope? Das ist eine gute Frage.“ Gespielt nachdenklich setzte sich mein vermeintlich anderes Ich auf den Boden und schwang gelangweilt das blutige Schwert hin und her. Ihr Gesicht lag genau im Schein des Mondes. Als sie mich ansah glühten ihre Augen scharlachrot. „Die Unterwerfung der schwächlichen Elfen. Ich will, dass das Zeitalter der Trolle anbricht. Das Zeitalter der Dunkelheit.“ Erschrocken sah ich sie an. Was wollte sie von mir? Ich sollte diese brutalen Mörder unterstützen? Niemals! Nur über meine Leiche, dachte ich wütend. „Das lässt sich einrichten“ sagt sie, steht auf und kommt kopfschüttelnd auf mich zu. „Du hättest mein Angebot vielleicht annehmen sollen Hope. Du bist zu schwach, um diesen Krieg mit eigener Macht zu beenden“ In ihrer Stimme schwang keine Verurteilung mit, kein Vorwurf. Dafür aber Verachtung und Enttäuschung. „Nie in meinem Leben. Selbst wenn du recht haben solltest“, ich machte eine kurze Pause und ballte meine Hände zu Fäusten, „Kämpfe ich nicht alleine. Ich habe ein ganzes Reich hinter mir. Und das werde ich nicht im Stich lassen. Egal wen ich bekämpfen muss.“ Meine Hand glitt zu meinem Schwert an der Hüfte. „ Das werden wir noch sehen. Du wirst deine Entscheidung schon sehr bald bereuen. Sei gewiss, dass ich nicht aufgeben werde, Mädchen. Dein kleines Reich ist dem Untergang geweiht. Und deine widerwärtigen Freunde gleich mit “ Das Lächeln auf ihrem Gesicht ist verschwunden. In diesem Moment explodierte die Wut in meinem Herzen - eine kalte, schwarze Wut darüber, dass sie es wagte meine Freunde zu bedrohen. Ich packte meinen Schwertgriff fester. Doch sie war schneller. Viel zu schnell als das ich hätte reagieren können. Sie zog ihr Schwert und kam mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf mich zu gerast. Und bevor ich blinzeln konnte, bevor ich irgendwie reagieren hätte können, rammte sie mir ihrer Schwertspitze in die Brust.

Mit einem Schrei wachte ich auf. Schweißgebadet blickte ich mich panisch im Raum um. Es war nur ein Traum. Aber doch fühlte er sich so real an. Ich erhob mich aus dem Bett und ging in das Badezimmer. Langsam schob ich den Stoff meines langen Gewandes über der Brust beiseite. Erschrocken wich ich einige Schritte zurück. Genau an der Stelle, an der ich in meinem Traum erstochen wurde, lag eine rote kleine Narbe.

AN:

Das war das 34 .Kapitel meiner Geschichte. Ich bin mir mit diesem Teil nicht so ganz sicher, würde mich deshalb über viele Kommentare freuern:)

Die Retterin der Elfen (Buch 1)- Completed!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt