Immer weiter zog er mich weg von den tanzenden Feenwesen. Ich versuchte seinen Gesichtsausdruck zu ergründen, aber es gelang mir nicht. Das Einzige, was ich wusste, war: Er war verdammt wütend.
Ein gutes Stück abseits der Tanzfläche blieben wir beide stehen. Ich wollte nach der Erkenntnis eben einfach nur noch in mein Zimmer zurück und mich in den Schlaf grübeln. Darian hatte aber anscheinend andere Pläne. Ich kam kaum zwei Schritte weiter, da hatte er mich bereits an meinem Arm gepackt und zu sich umgedreht. Verdammte Elfenritter-Reflexe!
Wir standen im Schatten am Rande des Baalsaales, nicht sichtbar und jenseits der Reichweite des Lichts der Leuchtkegel, die über der Mitte des Raumes hingen. Darians Gesicht schwebte nur Millimeter vor meinem, ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Wange.
Er war mir so dicht, dass ich die violetten Sprenkel in seinen türkisen Augen erkennen konnte und ich die Wärme seines Körpers spürte. Für Andere mussten wir aussehen wie ein Liebespaar, das sich von den Feierlichkeiten zurückziehen wollte, aber das waren wir nicht. Er schien sich köstlich mit Thalia zu amüsieren und ich hatte genügend eigener Sorgen, zum Beispiel einen Drachen bespaßen oder die Welt der Elfen retten. Nur so am Rande erwähnt, nichts Großes.
Aber als ich nun hier stand, so an an ihm dran, musste ich eingestehen, dass mein Herz schneller schlug als es Gesund wäre und das ich mir insgeheim wünschte, dass wir alles beiseite legen könnten, er mich einfach an sich zog und küsste.
„Was machst du schon wieder Hope?“ fragt er mich sanft, seine Gesichtszüge auf einmal entspannt,keine Spur mehr von „Du solltest dich von ihm fern halten, er hatte schon immer etwas an sich, dass mir nicht gefällt.“
Er schien mich ernsthaft nicht in Faramirs Nähe zu wollen, sodass sich plötzlich eine seltsame Idee in meinen Kopf brannte, denn schließlich wusste Darian ja gar nicht, was genau Faramir mir gesagt hatte. Darian war doch nicht etwa....nein,oder.......Nie im Leben war er eifersüchtig. Oder vielleicht doch?
Mit dem Finger stoße ich ihm vor die Brust, verwirrt sieht er mich an, beide Augenbrauen gehoben. „Und das kannst du mir vorschreiben, weil....?“
„Weil ich das will.“
Mir klappte die Kinnlade nach unten, beinahe erwartete ich einen lauten Knall.Was war das denn bitte für eine Grundschüler-Trotzigkeit, alles nach dem Motto „Ich will aber“? Wut stieg in mir auf.
„Jetzt hör mal zu. Mit deinem neunmalklugen Moralscheiß brauchst du mir hier nicht zu kommen, denn du hast weder das Recht über mich zu bestimmen, noch kannst du aussuchen mit wem ich mich an unterhalte. Vielleicht solltest du das Thalia sagen.“ Gut, ich musste dazu sagen, dass ich sowieso nicht vor hatte Faramir noch einmal zu treffen. Denn seien wir mal ehrlich, der Kerl war irgendwie unheimlich drauf.
Darian biss die Zähne zusammen, aber er widersprach mir nicht.
„Was interessiert es dich eigentlich, mit wem ich mich hier unterhalte?“
Er schien ein wenig verunsichert zu sein. Der große, böse Prinz wird zu einem normalen, nervösen Jugendlichen.
„Es....Ich...Es interessiert mich einfach, okay?“ Überrascht sehe ich ihm ins Gesicht. In seinen strahlenden türkisen Augen spiegeln sich die unterschiedlichsten Gefühle wieder. „Viel mehr als es sollte“ murmelte er und sah weg.
Das waren Worte, die mich sowohl sogleich verunsicherten, als auch in Aufregung versetzten. Meine Wangen brannten und in meiner Brust kämpften Wut und Glück miteinander wie Römer gegen Griechen. Nach kurzer Zeit hatte die Wut das Glück beinahe komplett ausgelöscht.
„Achja? Du interessierst dich jedes Mal für mich, wen du mit Thalia rum machst? Oder nur dann, wenn es darum geht, dass ich euch allen hier den Hintern rette?“
Er verzog das Gesicht zu einer Miene, die rundum Reue ausdrückt.
„Hope, du verstehst das nicht“
Abwehrend hebe ich die Hände, seine halbherzigen Ausreden konnte ich jetzt nicht auch noch gebrauchen.
„Nein, Darian, ich denke, dass du derjenige bist, der einiges hier nicht versteht. Wenn du glaubst, ich lasse mich von deinem Elfencharme einwickeln, hast du gewaltig den Schuss überhört. Nie wieder lasse ich mich von einem von euch zum Narren halten. Du hast mir ja schon bewiesen, wie sehr ich dir vertrauen kann“ fügte ich sarkastisch hinzu.
In seinen Augen erkannte ich Schmerz, den Gleichen, den ich auch fühlte. Denn er bestritt nicht eine meiner Anschuldigungen. Mein Herz wurde so kalt und hart, dass ich das Gefühl hatte zu ersticken.
„Es tut mir Leid Hope“
Nicht mehr. Die Sekunden verstrichen und wurden zu Minuten. Selbst der Lärm der Feierlichkeit rutschte für mich in den Hintergrund, erschien auf einmal weit entfernt und gedämpft.
„Sag mir, dass ich dir vertrauen kann“
„Das kann ich nicht. Noch nicht.“ Auf seinem Gesicht lag ein gequältes Lächeln. Ich schloss die Augen um meine Selbstbeherrschung wiederzuerlangen. Für einen Moment stellte ich mir einfach vor, wie es wäre, wenn es das alles um uns herum nicht geben würde. Wenn wir einfach zwei normale Menschen wären. Würde ich ihm dort vertrauen können? Konnte ich überhaupt jemandem vertrauen? Frage um Frage erschien in meinen Gedanken, jede einzelne beruhte nur auf Spekulationen und Wunschdenken.
„Noch nicht“, wiederholte er, in seiner Stimme lag sowohl ein leises Versprechen, als auch ein klägliches Flehen.
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Die Retterin der Elfen (Buch 1)- Completed!
FantasyHi, mein Name ist Hope. Hope Viola Brewster. Bis vor kurzen war mein Leben eigentlich noch relativ normal abgesehen davon, dass mein einziger Begleiter ein launischer Kater war und ich von Albträumen heimgesucht wurde. Dann ändert sich für mich jed...