Kapitel 29: Alles nimmt seinen Lauf

4.1K 418 29
                                    

Mein Herz setzte einen Schlag aus, nur um im nächsten Moment auf die doppelte Geschwindigkeit zu erhöhen. Er war wieder hier. Nach 2 Monaten war Darian wieder zurückgekehrt. Und das Erste was ich tat, war alle meine Hemmung fallen zu lassen, auf ihn zu zurennen und ihn fest zu umarmen.

Und dann brachen alle Gefühle über mir zusammen.

Ich roch Darian.

Ich fühlte Darian.

Ich spürte Darian.

Und dann, wie aus einem Impuls heraus, drückte ich meine Lippen auf seine. Nichts spielte in diesem Moment eine Rolle. Weder die Prophezeiung, noch Thalia oder sonst irgendetwas. Ich spürte seine Überraschung nur allzu sehr, aber schon wenige Sekunden später spürte ich seine Hände in meinem Haar. Er erwiderte meinen Kuss leidenschaftlich, obwohl wir beide wussten wie falsch es war. So viel stand noch zwischen uns, dass noch geklärt werden musste. Doch anstatt aufzuhören nutzte Darian die Situation aus und zog mich näher an sich heran, er vertiefte den Kuss. Es war das wunderbarste Gefühl, das ich mir derzeit vorstellen konnte. So lange war er weg gewesen, hatte an der Front gekämpft und mich mit diesem Wissen jeden Tag in Angst und Trauer vergehen lassen. Ich hatte das Gefühl, das dies einfach mehr als ein Kuss war. Zum ersten Mal öffnete sich Darian mir gegenüber. In diesem Kuss steckte all seine Enttäuschung, seine Frustration, sein Glück, seine Erleichterung, seine Unsicherheiten und seine Sorgen. Aber auch seine Stärke konnte ich spüren und sein Willen gegen die Trolle zu kämpfen und uns alle zu beschützen. Es war beinahe so, als ob ich seine Gedanken lesen konnte, einzelne Erinnerungen traten in meinem Kopf auf. Ich sah seine Kindheit, Bruchstücke seiner Jugend, seine Ausbildung und sein späteres Leben. All seine Gefühle konnte ich spüren, ein Welle der Emotionen spühlte über mich hinweg und ich wollte den Kuss erschrocken abbrechen, denn es war nicht normal, dass ich so etwas sah. Aber Darian ließ es nicht zu, er zog mich noch dichter an sich heran, sein Griff um mich verstärkte sich. Also ließ ich mich einfach fallen und erkundete seine Gefühle.

Ich fühlte....alles. Das warme, sanfte Aufwallen das Darian jedes Mal verspürte wenn ich ihn anlächelte. Die große Zufriedenheit, die er jedes Mal empfand wenn ich über seine hurmorvolle Art lachte. Sogar den Stolz, der in seiner Brust aufflammte, wenn er daran dachte wie weit ich als Kriegerin gekommen war. Ich war ihm wichtig.

Als der Kuss schließlich zu Ende ging öffneten wir Beide atemlos die Augen. Alle Feen auf dem Marktplatz starrten uns ungläubig anund erst jetzt realisierte ich die ganze Situation:

Ich war unüberlegt auf einen Elfenprinzen zugelaufen und hatte ihn einfach so geküsst, obwohl er vielleicht eine Freundin hatte. Je nachdem was zwischen Thalia und ihm läuft, oder es eben auch nicht tut. Desweiteren war ich diejenige, die den Krieg beenden sollte und mich nicht hinter einem Ritter in schimmernder Rüstung verstecken durfte. Ich spüre, wie Hitze in meinen Wangen aufsteigt und diese einen kräftigen Rotton getaucht werden. Die ganze Zeit über sieht Darian mich mit einer Mischung aus Unglauben, Entsetzen und Zufriedenheit an. Dann grinst er.

„Verdammt“ Ich schlug mir mit der flachen Hand an die Stirn. Jetzt hatte ich alles nur noch weiter kompliziert.

„Wie gesagt Hope: Hätte ich gewusst, dass du mich so sehr vermisst hast, wäre ich früher zurück gekommen. “ Ungläubig riss ich die Augen auf. War das sein Ernst? Er machte daraus jetzt einen Scherz? Ich zerbrach mir den Kopf wie es weitergehen sollte, und er lachte einfach darüber?

„Hör mal Darian, wie wäre es.......“ weiter kam ich nicht. Ein unheimliches Grollen unterbrach mich plötzlich. Ein Schauern lief mir den gesamten Körper herunter und ließ mir die Nackenhaare zu Berge stehen. Auch das Lächeln auf Darians Gesicht verschwand, er spannte seinen Körper an und zog angriffsbereit sein Schwert aus der Scheide.

Dann bricht Panik aus, alle Feen laufen weg in Richtung Palast. Verwirrt sehe ich mich um. Was passiert hier? Wieder ertönte ein lautes Grollen, diesmal von schmerzerfüllten Schreien. Über die Menge hinweg sah ich ein riesiges Wesen. Es hatte drei Köpfe: Einen Löwenkopf, eine Ziege und einen Drachen. Das braune Fell dieses vierbeinigen Monster war mit Blut getränkt. Eine Chimäre. Bevor ich fragen konnte, was genau hier gerade passierte, ertönten die Alarmglocken und die elfischen Soldaten brüllten: „Die Trolle kommen! Sie greifen an!“

Geschockt fasste ich die Situation in einem Satz zusammen: Alles nimmt seinen Lauf. Dann laufe ich los in RIchtung der Ställe. Ich musste bei Ysera ankommen und mir mein Schwert holen.

Die Retterin der Elfen (Buch 1)- Completed!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt