„Großartig, Hope. Wir wussten doch, das du die Karte finden wirst. Ich habe nie dran gezweifelt“ Ein höhnisches Lachen erklang hinter mir. Ich kannte die Stimme dieser Person. Ein Schauern lief mir den Rücken hinunter als ich mich umdrehte.
Aber es war schon zu spät, denn bevor ich mich vollständig umgedreht hatte, traf ihre Faust auf mein Gesicht. Ein pulsierender Schmerz drang durch meine Wange und mir wurde kurzzeitig schwindelig.
Der Schock saß mir tief in den Knochen. Es tat unglaublich weh, doch ich konzentrierte mich auf den Schmerz, so lange, bis ich ihn verdrängen konnte. Obwohl ich immer noch nicht ganz klar denken konnte, wusste ich, dass ich in gewaltigen Schwierigkeiten steckte.
„Oh, ich hatte besseres erwartet.“ Ihr Lachen hallte durch das Gebäude. Ich kannte dieses Lachen und auch die Stimme war mir mehr als bekannt, selbst wenn ich im Moment ein wenig benebelt war. Gleichzeitig konnte ich aber nicht glauben, dass sie es war. Sie hatte so nett gewirkt, war mir so ähnlich. Sie war meine erste Freundin. Serafina. Als ich die Augen wieder ganz geöffnet hatte, bestätigte sich meine unheilvolle Ahnung.
Sie stand nur wenige Meter von mir entfernt in voller Rüstung. Ihr Gesicht war zu einer scheußlichen Fratze geworden, die Freundlichkeit und Fröhlichkeit, mit der ich sie kennengelernt hatte, war nicht mehr zu erkennen. „Na, überrascht mich zu sehen?“ fragt sie mich, ihr Kopf legt sich spielerisch zur Seite. Das Grinsen wird noch eine Spur breiter. „Aber keine Sorge, ich habe dir noch ein paar Bekannte mit gebracht.“ In diesem Moment betraten auch Thalia und Faramir das Gebäude. Mein Magen verkrampfte sich angesichts des Hasses, den sie mir entgegenbrachten.
Traurig und kraftlos schüttelte ich den Kopf, was aber dafür sorgte, dass meine Wange höllisch brannte. Der Verrat fraß an mir, nagte an meinem Herzen. Hätte ich es bemerken können? Wieso hatte ich ihr so sehr vertraut? Alle drei trugen die gleichen Uniformen: Schwarz mit roten Ornamenten über dem Brustkorb und an der Taille. „Ihr seht aus wie billige Cosplayer“ rutsche mir heraus, denn das war der einzige Gedanke, der im Moment Sinn machte.
Mein Kommentar brachte mir verwirrtes Stirnrunzeln ein. „Das ist alles? Mehr hast du nicht zu bieten? Du fragst dich gar nicht, wie ich dich verraten konnte? Wie Thalia und Faramir hier herkommen? Für wen wir arbeiten?“ Serafina zog eine Augenbraue nach oben. Faramir schenkte mir ein fieses Lächeln. „Es ist schön dich wieder zu sehen, Hope“ Ich starrte ihn böse an. „Ich hätte auch ruhig noch einige Zeit ohne dich ausgehalten.Ohne euch beide“, ich deutete mit einer Kopfbewegung zu Thalia.
Mein sarkastischer Tonfall zauberte ihr ein Lächeln aufs Gesicht. Gespielt geschockt hob sie die Hand vor den Mund. „Was? Aber wir haben uns doch so gut verstanden Hope. Ich wette, Darian vergeht gerade vor Sehnsucht.“ Wütend biss ich die Zähne zusammen. Sie sollte Darian da raus halten. Sie sah aus, als hätte sie erreicht was sie wollte und lachte fies auf. Das Geräusch tat mir mittlerweile in den Ohren weh, beinahe so, als ob man Kreide über die Tafel zieht.
„Naja, das ist ja alles ziemlich nett hier,aber kommen wir zum springenden Punkt.“sagt Serafina jetzt und lenkt damit meine Aufmerksamkeit wieder auf sie. Draußen ertönt ein lautes Kreischen. „Mist!Sie haben uns bemerkt! Schnell“ ruft Thalia. „Wir sind nicht fertig mit dir Hope, das ist gerade erst der Anfang. Aber darüber reden wir, wenn wir dich hier weggeschafft haben“ meldete sich Serafina wieder zu Wort.
Ein gefährliches rotes Aufblitzen erschien in ihren Augen. Es erinnerte mich an das Glitzern, dass ich in meinen eigenen Augen gesehen hatte. In meinem Albtraum. Sie hatte mir die ganze Zeit über etwas vor gespielt, damit ich mich ihr anvertraute.
So hatte sie meine Aufmerksamkeit von sich selbst gelenkt. Sie gehörte der gegnerischen Seite an und hatte ein grausames Ziel vor Augen, dass ich mir derzeit noch nicht erklären konnte. Aber ich hatte das üble Gefühl, dass ich es bald erfahren würde – und das es sehr Schlimm werden würde. Wieder erklang das Kreischen vor der Tür. Ich glaubte, dass es Levitas gehörte. „Verdammt, Thalia hat recht! Lauft schon vor, ich muss noch kurz was klären.“ Mit einer wegwerfen Handbewegung scheuchte Serafina Faramir und Thalia nach draußen. Entfernt waren Kampfgeräusche zu hören.
Hier stand ich nun. Mir gegenüber meine ehemalige beste Freundin. „Wie hast du du all das versteckt? Wie konnte niemand merken, dass du eine Verräterin bist?“, meine Stimme brach ein wenig, „Wieso hast du das gemacht, Serafina?“ Ich sah ihr direkt in die Augen. Sie hatten jetzt eine scharlachrote Färbung angenommen und funkelten mich hasserfüllt an. Sie lächelte und beugte sich ein Stück vor. „Du willst also das Geheimnis erfahren?“Sie verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich enttäuscht an. „Ach komm schon, ich habe dir doch schon einige Anhaltspunkte geliefert.“ Augenblicklich ging ich gedanklich alles durch, was wir beide erlebt hatten. Jedes Gespräch, jede Bewegung und jedes noch so kleine Detail. Als ich es dann herausgefunden hatte, oder zumindest eine Spekulation aufgestellt hatte, wollte mir die Kinnlade herunter fallen. „Jeder Elf hat eine besondere Fähigkeit“, flüsterte ich leise vor mich hin. Erfreut fing sie an zu klatschen.
„Gratulation Hope! 100 Punkte für den Gewinner.“ Ich zwang mich, sie einmal aus meinen Gedanken zu entfernen und nötigte mich dazu, die Frage zu stellen. Wenn ich wusste, welche Art von Magie sie besaß, konnte ich vielleicht einen Weg finden, sie gegen sie zu richten und zu entkommen. „Was für eine Art von Fähigkeit hast du?“
Serafina lächelte. „Die Beste von allen: Gedankenmanipulation. Ich kann Leute Dinge sehen lassen, die es gar nicht gibt, Gedanken in ihre Köpfe setzten, die sie selbst nie denken würden und sie dazu bringen, mir zu gehorchen. Illusionen, Verwirrung, Chaos. Ist das nicht wundervoll?“ aufgeregt glitzerten ihre roten Augen. Angewidert rümpfte ich die Nase. Das war krank. „Willst du es sehen Hope?“ Bei ihren Worten rutschte mir das Herz in die Hose. Ich hatte schon schrecklich Dinge gesehen, aber ich wusste, dass es noch sehr viel Schlimmeres gab.
Wenn sie in meinen Kopf eindringen könnte, wäre das eindeutig mein Ende. „Natürlich willst du das“ fuhr sie fort ihne mich zu beachten. Sie kam ein Stück näher. „Weißt du, du bist echt interessant. Bisher ist es mir immer gelungen in den Geist von anderen einzusteigen. Aber du........du bist anders. Dein Kopf lässt sich nicht so leicht durchdringen. Mit dir zu spielen wird sicherlich viel Spaß machen.“
Die Schreie draußen wurden lauter und rissen uns aus unserem Gespräch. Genervt sah Serafina zur Tür und stöhnte auf. „Aber das müssen wir dann wohl auf später verschieben.“
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Die Retterin der Elfen (Buch 1)- Completed!
FantasyHi, mein Name ist Hope. Hope Viola Brewster. Bis vor kurzen war mein Leben eigentlich noch relativ normal abgesehen davon, dass mein einziger Begleiter ein launischer Kater war und ich von Albträumen heimgesucht wurde. Dann ändert sich für mich jed...