Kapitel 13: Eine Audienz bei der Königin

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Ich spürte Drawyais Blick in meinem Nacken, kalt und so alt wie die Zeit selbst.

Erhebe dich, Hope Ann Brewster, Kind der Prophezeiung. Erzähle mir deine Geschichte.“

Ihre klare raue Stimme hallte im ganzen Palast wieder und sorgte dafür, dass sich mir die Nackenhaare aufstellten. Ich erhob mich und unter Einsatz meiner gesamten Willenskraft zwang ich meine Stimme dazu, nicht zu zittern.

„Königin Drawyai, es ist mir eine Ehre euch kennenzulernen“ Mist. Selbst ich hörte die unterdrückte Angst in meinen Worten. Ich hob meinen Blick und sah die Königin an. Drawyai lächelte belustigt, lehnte sich auf ihrem monströsen Thron zurück und musterte mich mit ihren ausdrucksstarken blauen Augen.

Es herrschte unheimliche Stille im Raum, man hätte eine Nadel auf dem Boden aufkommen hören können.

„Also, da wären wir nun“ Sie klopfte mit ihren Nägeln rhythmisch auf die Armlehne des Throns, die auf der der Vogel, ein Phönix wie ich vermutete, nicht saß.Das Geräusch ließ mich zusammen zucken. „Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen, Hope?“ Ihre Stimme klang nun schneidend .

„Ähm- Verzeiht, Königin?“

Drawyais Lächeln wurde immer bedrohlicher.

„Nun, immerhin bist du der Grund, wieso Okaia verschwunden ist. Der Prophezeiung nach bedeutet dein Leben für uns Sieg oder Niederlage. Überzeuge uns also dich am Leben zu lassen, immerhin hängt unser Leben durch dich vielleicht am seidenen Faden“

Sie legt ihren Kopf leicht schief, hinter mir beginnt die Menge zu knurren und murmeln. Scheiße. Meine Handflächen werden ganz schwitzig. Verstohlen holte ich tief Luft, um meine Gedanken ein wenig zu ordnen, damit ich nicht losheulte wie eine Vierjährige.

Dieses Gespräch nimmt eine Richtung, die mir überhaupt nicht gefällt. Ich fange an zu zittern und mein Magen verlegte sich von Purzelbäumen auf Rückwärtssaltos. Unsicher sah ich zu Darian rüber, doch er war keine große Hilfe. Er stand noch weiter von mir entfernt, eine nun finstere Schönheit in Schwarz und Silber. Ich blickte ihn an, wollte einen Schritt auf ihn zugehen, blieb aber abrupt stehen, als ich seinen eisigen Blick auffing.

Verwirrung machte sich in mir breit. Vielleicht war ihm der Kuss ja ein bisschen peinlich. Mein Blick begegnete seinem und wartete auf ein Lächeln, irgendetwas, das mir versicherte, dass dieser Elfenprinz zu mir stand. Vergeblich. Stattdessen streiften seine kalten Augen mich mit einem kurzen abschätzigen Blick, bevor er vor seine Mutter/ Königin trat. Ich war geschockt und tief verletzt.

„Darian, mein Sohn. Ich bin froh den Prinzen meines Volkes und meinen geliebten Sohn wohlauf zu sehen.“ Ein süffisantes Lächeln macht sich auf dem bildhübschen Gesicht der Königin breit. „Wollen wir ihm nicht danken, das er alles erdenkliche getan hat um dieses Mädchen zu uns zu bringen? “ Bei ihrer Ansprache betonte sie das „alles“ ein wenig zu sehr.

Schlagartig wurde mir einiges klar.

Ich spürte, wie mir Tränen der Wut in den Augen brannten und mein Herz sich zu einem winzigen Ball zusammen krampfte. Darian hatte nichts von alldem ernst gemeint. Auch den Kuss nicht, er diente nur als Mittel zum Zweck, um mich hiervon zu überzeugen. Dieser Mistkerl! Würden wir im Moment nicht vor der Königin der Elfen stehen und er kein verdammter Elfenprinz, hätte ich ihm spätestens jetzt eine rein gehauen.

Doch bevor so etwas passieren konnte, war es nun Darian der sprach:

„Meine Königin, ich danke dir für deine Ehrung. Doch ich befürchte, dass dieses Mädchen nicht schuldig ist. Sie wusste bis zum Zeitpunkt unseres Treffens nichts von ihrer Herkunft.“

Ein raunen geht durch die Menge der magischen Geschöpfe, während ich mit klopfendem Herzen beobachte, wie Drawyai sich von ihrem Thron erhebt und mit geschmeidigen Bewegungen auf mich zu kommt. Ich konnte mich nicht rühren.

Sie steht nun direkt vor und hebt die Hand. Ich dachte sie würde zuschlagen und kniff ein Auge zu. Doch das war eine ziemlich lächerliche Reaktion, denn sie wollte einfach nur die Gespräche der Feenwesen verstummen lassen, die um uns herum begonnen hatten.

Sie bemerkte meine Reaktion selbstverständlich, auf ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, das ungefähr so freundlich war wie ein knurrender Rottweiler. Langsam legte sie ihre Hand an meine Wange. Die Stelle, an der sie mich berührte, begann angenehm zu kribbeln.

„Ich werde jetzt in deinen Kopf blicken Hope. Ich werde mir deine Erinnerungen ansehen und nach der Wahrheit suchen. Gibt es etwas das wir wissen sollten?“

Ich starrte die Königin perplex an. Mehr als ein Kopfschütteln brachte ich nicht zu Stande.

Damit besiegelte ich anscheinend den Beginn meines Prozesses, der entscheiden sollte, ob ich am leben bleiben durfte, oder ob ich eine zu enorme Gefahr für diese Welt darstellte und man mich eliminierte.

Au weia, Faith, wo bin ich da nur hineingeraten?

Das war das 13. Kapitel meines ersten Buches. Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr hinterlasst reichlich Kommentare:) DarkVision99

Die Retterin der Elfen (Buch 1)- Completed!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt