27.

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Es fühlt sich nicht an, wie ein Nachhausekommen.
Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber nicht das Gefühl der Reue.

Es sieht alles noch so aus wie immer, auch wenn es nun um einiges Kälter ist.

Vorsicht stelle ich meine Koffer neben meinen Bett ab, entfache ein kleines Feuer im Kamin.

Das warme Licht taucht das inn9ere meiner Hütte in einen goldenen Glanz.

Meine Hütte.

Mein Zuhause.

Unwillig ziehe ich mir die Stiefel aus, kann das raue Parkett unter meinen Füßen spüren.

Über das Parkett bin ich schon gerannt, als ich noch ein Kleinkind wares dühlt sich so vertraut an.

Seufzend lasse ich meine Kleider aus den Koffern fliegen, meine Bücher und andere Habseligkeiten folgen.

Das leise knacken des Feuers ist das einzige, was meine Ruhe stört.

Morgen werde ich mir meinen Weg durch den Schnee graben, zu den Höhlen, den See, den Gräbern.

Mein Kopf schwirrt voller Erinnerungen, Gefühlen und Wünschen.
Das alles werde ich im See ablegen, dann wird es mir besser gehen.

Was Remus wohl gerade macht?
Vielleicht steht er vor meiner Tür, klopft an, aber ich öffne ihn nicht.
Eigentlich wollte er heute mit mir in den Wald hinter Hogsmeade gehen, die verschneite Landschaft bewundern.

Ich konnte es nicht über mich bringen, mich von ihn zu verabschieden. Viel zu viel bedeutet er mir, viel zu schmerzhaft wäre es gewesen.

Ob er mich wohl vermissen wird?
Bestimmt.
Ich werde ihn auch vermissen.
Aber es musste sein.

Jetzt bin ich endlich wieder in Elterwater, ganz alleine, ganz ungestört. Die Gefühle und Erinnerungen werden mit der Zeit verblassen, mir nicht mehr als ein müdes Lächeln abringen.

Fein säuberlich habe ich darauf geachtet, nichts mitzunehmen, was mich an Hogwarts erinnert und nichts da zu lassen, was Hogwarts an mich erinnert.

Ich setze mich an meinen Schreibtisch, der schon von einer dünnen Staubschicht überzogen ist, krame ein Tintenfass, eine Feder und ein Blatt Pergament hervor.

Leise fluche ich auf, als die dunkle Tinte meine Finger beschmiert.

Hallo mein Freund,
Ich bin gut zuhause angekommen und bin Zuversichtlich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.
Schreib mir, wie die Dinge bei dir laufen.
Alles Liebe
Jasmin

Wenn das Wetter sich etwas beruhigt hat, werde ich eine Eule rufen, die den Brief an Sirius bringen kann.
Zu gerne würde ich wissen, wie es such mit Pettigrew entwickelt. Außerdem bereitet mir auch seine eigene Sicherheit Sorge, immerhin ist Hogwarts immernoch von Dementoren umringt, die ihn nur zu gerne die Seele aussaugen würden.

Für den Bruchteil einer Sekunde schießt mir durch den Kopf, dass ich Remus wahrscheinlich auch einen Brief schreiben sollte, dass er nicht mehr an meine Tür Klopfen muss.
Dass ich weg bin.
Es wäre keine Verabschiedung mehr, sondern eine Entschuldigung.

Ich entscheide mich dagegen.

Stadessen mache ich mich daran, die Hütte auf vordermann zu bringen, den Staub zu wischen, die Lebensmittel zu überprüfen.
Zwar habe ich diese mit einen kleinen Zauber haltbar gemacht, aber aus eigener Erfahrung verschimmeln manche trotzdem.

Als alles in Ordnung scheint, setze ich mich auf mein Bett.
Unendliche Langeweile macht sich in mir breit.
Woe habe ich nur so lange hier gelebt, ohne durchzudrehen?
Es macht mich jetzt schon verrückt, nichts zu tun zu haben.

"Nein. Ich bin jetzt zuhause und mir geht es gut."
Die Worte hören sich leer an, wenn niemand außer ich sie hören kann.
Und außerdem weiß ich nicht, wie wahr sie sind.

Die Stille, die Einsamkeit...
In Hogwarts haben immer die Schüler so laut durcheinander geredet, dass das gesamte Schloss voll von ihren Stimmen war.
Es war nie ruhig, man war nie wirklich alleine.

Das einzige, was ich nicht vermisse ist Clarissa.
Endlich konnte ich diesen furchtbaren Namen hinter mir lassen, endlich muss ich nicht mehr den Menschen, denen ich so vertraue, ins Gesicht lügen.

Halt.
Ich vermisse Hogwarts kein bisschen, oder?
Natürlich vermisse ich es nicht.

Den Lärm, die ätzende und unsinnigen Hausarbeiten, die Schüler, die Lehrer.
Nein.
Hier ist es besser.

Meine tintenbefleckten Finger verkrampfen sich ineinander, suchen den Halt, den ich gerade brauche.

Irgendwie fühle ich mich losgelöst von allem.
Von Hogwarts, von meiner Hütte, von Gabriel, von Remus.

Aprupt stehe ich auf, zerknülle den Brief, schraube wieder die Tinte auf.

Diesmal landen einige unschöne Tropfen auf den hölzernen Schreibtisch.

Hallo mein Freund,
Ich bin gut in Elterwater angekommen und bin Zuversichtlich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.
Schreib mir, wie die Dinge bei dir laufen.
Alles Liebe
Jasmin

Ja, das kommt der Wahrheit schon ein wenig näher.


Die Frau im Mond (Remus Lupin FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt