39.

1.3K 83 6
                                    

Meine Beine tun mir ein wenig weh.
Filch hat mich durch das halbe Schloss gejagt, hat mich Böden wischen und Fenster polieren lassen, bis ich ihn beinahe den Blecheimer gegen das Gesicht geworfen hätte.
Viel schlimmer kann es ja nicht werden.

Leise seufzend streiche ich mir die Haare aus der verschwitzten Stirn.
So sehr ich mich gerade über Filch aufregen möchte, noch mehr möchte ich nach Remus sehen.

Ein Blick aus einen der Blitz sauberen Fenster lässt mich noch ein wenig schneller laufen.
Der Mond geht bald auf und bis dahin muss er den Trank eingenommen haben und in den Wald verschwinden.

"Remus?", doch ein wenig außer Atem klopfe ich gegen die Tür. "Ich bins. Du musst los."
Die Stille fühlt sich seltsam an.
Unruhig klopfe ich erneut an, diesmal heftiger, lauter. "Remus?"

Ein ungutes Gefühl beschleicht mich.
"Heiße Schokolade."
Das Schloss öffnet sich und ich kann die Tür nicht schnell genug aufreißen.

Auch im Raum ist es still.
"Verdammt...", kurz halte ich die Gasflasche, die noch unberührt auf den Tisch steht, gegen das spärliche Licht der Nacht.
Sie ist voll.
Und das Bett ist leer.

Kein gutes Zeichen.
Fahrig zuckt mein Blick durch den so peinlich sauberen Raum, auf der Suche nach irgendwas, das mir verraten könnte, wo er steckt.
Wenn Remus den Trank nicht eingenommen hat, dann stellt er eine viel zu große Gefahr für andere und sich selber dar.

Ein kleiner Schauer läuft mir über den Rücken, als ich an die zahlreichen Narben denke, die seinen Körper übersähen.

Die Karte des Rumtreibers.
Das ist es.

Ich stolpere fast über meine eigenen Füße, so schnell stürze ich aus dem Raum.
Zum Glück liegen das Klassenzimmer und sein Büro glich nebenan.
Die Karte wird mir verraten, wo er sich befindet.

Sobald das Schloss aufspringt, haste ich zwischen den leeren Sitzbänken hindurch.
Warum?
Warum hat er seine Medizin nicht genommen?
Remus ist ein sehr verantwortungsbewusster Mensch, jemand, auf den man sich verlassen kann.

Also warum hat er heute den Trank nicht genommen?

"Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut.", keuche ich außer Atem.
Mein Herz rast.
Ich habe Angst, furchtbare Angst.

Die Linien kriechen unendlich langsam über das vergilbte Pergament, die Namen der Schüler tummeln sich in ihren Gemeinschaftsräumen.

Keine Spur von Remus.
Unruhig lasse ich meinen Finger über die raue Karte wandern.
Er muss hier sein.
Irgendwo.
Nur... Wo?

Mit zunehmender Panik muss ich feststellen, dass sein Name nirgendwo auftaucht.

Aber dafür ein anderer.
Severus Snape.

Verwundert ziehe ich meine Stirn in Falten.
Den durchaus unangenehmen Zeitgenossen würde ich viel zutrauen, aber nicht, dass er Nachts durch den Innenhof wandert.
Schnurstracks und unabdingbar steuert er auf die Peitschende Weide zu.

Eine Angst wird von einer neuen ergänzt.
Snape kann nicht von den Geheimgang wissen, er kann es einfach nicht.

Doch meine letzte Hoffnung zerbricht, als der Name einige Sekunden vor der Weide verharrt und schließlich komplett von der Karte verschwindet.

"Verdammmt.", fluche ich leise.
Die Probleme scheinen sich zu häufen.
Nicht nur wird Remus sich heute Nacht unkontrolliert verwandeln und dabei in die Gefahr laufen sich selbst und andere zu verletzten, sondern auch Sirius ist on Gefahr.

"Unheil angerichtet."
Eilig verstaue ich die Karte in der nächstbesten Schublade, mache dann auf der Stelle kehrt.

Remus zu finden wird mir nicht möglich sein, so sehr ich es mir wünsche, aber heute Nacht werde ich ihn wohl nicht helfen können.

Während ich so schnell mich meine Bekne tragen können durch die Gänge eile, sende ich ein Stoßgebet zu Sternen und Mond, dass sie auf Remus aufpassen sollen.
Aber wie immer antworten sie mir nicht, sondern plaudern ungestört weiter.

Die Luft im Freien ist klar und warm, aber ich habe keine Zeit, das zu genießen.
Während ich über das Gras renne, wendet mein Blick sich gen Himmel.

Der Vollmond ist noch nicht aufgegangen, die Wolken verhängen die Dunkelheit.

Keuchend mache ich vor der Weide Halt, kann gerade noch einen mächtigen Hieb eines Astes ausweichen, der mir wohl sämtliche Rippen zertrümmert hätte.

"Immobolus.", keuche ich, den Zauberstab direkt auf den kräftigen Stamm gerichtet.
Ob der Zauberspruch gewirkt hat weiß ich nicht und ich habe auch nicht die Zeit, noch länger wie festgefroren dazustehen.

Die paar Meter zum Eingang des Tunnels öege ich mit einigen Sätzen zurück und werde dabei Glücklicher Weise nicht von einen Ast erschlagen.

Die groben Wände des Ganges reißen einige Löcher in meinen Umhang und kratzen mir die Haut auf, die Schmerzen nehme ich aber kaum wahr, dafür pumpt zu viel Adrenalin durch meine Adern.

Doch als ich endlich das Ende des Tunnels sehen kann, verlangsamen sich meine Schritte ein wenig.
Leichtfüßig trete ich auf das alte Pakett, bete, dass die Dielen mich nicht verraten würden.

Von den Raum über mir höre ich gedämpfte Stimmen.
Nein.
Es ist nur Snape, der da spricht.
Seine Worte hören sich dumpf an, aber trotzdem voller Hass und Schadenfreude.
Als ich meine die Worte "Kuss" und "Dementoren" zu hören, setzt mein Herz einen Schlag aus.

Langsam schließen meine Finger sich um das vertraute Holz meines Zauberstab, während ich so leise wie möglich die Treppe besteige.
Stufe für Stufe, Schritt für Schritt.

Eine Stufe knarrt.

Es hört sich so laut an, dass ich beinahe mein Gleichgewicht verliere, kann mich im letzten Moment aber noch fangen.

Mit klopfenden Herzen horche ich in die Stille.
Nein.
Stille ist nicht gut.
Er hat mich gehört.

Die letzten Stufen nehme ich mit einen großen Satz, schlage die Tür mit einen knall auf.
Snape wird mich nicht kriegen, wenn ich schneller bin.

Gerade als die schwarze Gestalt zu mir herumwirbelt, habe ich meine Chance.

"Expeliamus!"

Der Lärm, als der Professor von seinen Füßen gerissen wird, füllt für einen Moment den gesamten Raum.

Der Mann wird zurückgeworfen, kracht hart gegen die Wand, fällt auf das Bett.
Er bleibt reglos liegen.

Atemlos drehe ich mich zu Sirius um.
"Alles gut?"

Erst jetzt bemerke ich, dass Sirius nicht alleine ist.
Ganz und gar nicht.

Da kauern drei Schüler in der Ecke und starren mich aus großen Augen heraus an. Harry Potter, Hermine Ganger und Rom Weasly.
Und was am wichtigsten ist:
Remus.

Er steht aufrecht neben seinen alten Freund, sieht mich entgeistert an.

Die Frau im Mond (Remus Lupin FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt