16.

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Als ich aufwache, fühle ich mich furchtbar.

Mein Kopf dröhnt, meine Lunge brennt und ich muss Husten.

Stöhnend halte ich meinen Kopf und setze mich langsam auf.
Gestern eine ganze Nacht im Kalten und Regen zu verbringen, war anscheinend doch etwas anstrengender als gedacht.

Ein schmerzhaftes Husten unterbricht meine Gedanken.

Ja, ich bin definitiv krank.

Missmutig schlüpfe ich in meine Hausschuhe, ziehe mir einen bequemen Umhang über.

Und dann nichts als auf zur Krankenstation.
Madam Pomfrey wird zwar nicht sehr begeistert sein, aber wenigstens kann sie mir helfen.

Verschlafen drücke ich die Türen auf.

Der Saal ist beinahe leer, nur ein einziger Schüler liegt noch schlafend auf einen der weißen Betten, durch den Vorhang kann man nur seine Silhouette erkennen.

Keine Spur von Remus.

Naja, wenigstens scheint er dann wieder gesund zu sein. Naja... Wenigstens so halbwegs.

"Hallo, was kann ich für- Ach du meine Güte, was ist denn mit Ihnen passiert?"

Als ich wieder Husten muss, sieht sie mich nur besorgt und vorwurfsvoll zugleich an.

"Keine Ahnung.", meine Stimme ist heiser und kratzt unangenehm in meiner Kehle. "Ich fühle mich nicht gut."

"Ka, das sehe ich, setzen Sie sich.", mit sanfter Gewalt leitet sie mich zu einen der Betten. "Was ist genau los?"

"Kopfschmerzen. Müdigkeit, Husten...", gegen Ende gehen meine Worte wieder in ein Räuspern über.

"Ich seh schon. Sie haben sich ordentlich unterkühlt. Waren sie in letzter Zeit lange draußen?"

"Klar.", röchel ich leise. "Hab den Innenhof gekehrt."

"Den ganzen Tag?! Und das in dieser höllischen Kälte!"

Stumm nicke ich, während die Heilerin in einem Regal herumwühlt.

"Da muss ich aber nochmal mit Filch reden. Sonst werden Sie sich ja jede Woche unterkühlen. Nein, das geht nicht.", zetert Sie vor sich hin.

Mit einem leichten Kopfschütteln übergibt sie mir eine bräunliche Falsche.
"Heute morgen einen Schluck, heute Mittag und heute Abend. Ansonsten Bettruhe."

Ergeben nicke ich, auch wenn sich mir allein schon bei den Gedanken an die Medizin mein Magen zusammenzieht.

Doch ein weiterer Hustenanfall erinnert mich, warum ich das jetzt brauche.

"Dann husch zurück auf Ihr Zimmer."

Erschöpft erhebe ich mich und lasse die Flasche in meinen Umhang verschwinden.

Im Halbschlaf schlurfe ich durch die Gänge, bekomme einige mitleidige Blicke von den Schülern zugeworfen.

Gerade als ich die Stufen erklimmen will, fällt mir ein, dass ich mal nach Remus schauen sollte, ob er die Nacht gut überstanden hat.

Trotz aller Schläfrigkeit drehe ich mich um und mache mich auf den Weg zu seinen Räumen.

Vielleicht schläft er auch noch.
Wäre wahrscheinlich das beste, bei dem, was er letzte Nacht durchmachen musste.

Ich klopfe nur ein paar Mal seicht an seine Tür, um ihn nicht zu wecken.

Doch ich kann hören, wie sich auf der anderen Seite etwas bewegt.

Die Tür öffnet sich.

Und er sieht furchtbar aus.

Noch schlimmer, als beim ersten Mal, als ich ihn nach einer Verwandlung gesehen habe.

Beinahe wie ein lebender Toter.

"Bei Merlins Bart, was ist denn mit dir passiert?", erschrocken sehe ich ihn an, die Haare, die ihn zerzaust ins Gesicht fallen, das weite Shirt und die Jogginghose, nein, ihm geht es nicht gut.

"Musst du gerade sagen."
Auch seine Stimme klingt müde und rau.
"Du siehst gerade mindestens genauso schlecht aus wie ich. Was ist los?"

"Unterkühlung.", gebe ich knapp zu, wedel mit der Flasche vor seinen Gesicht herum. "Ich komme gerade vom Krankenflügel und was musste ich da erfahren? Du bist wieder krank."

Na gut, das war ein wenig geschwindelt, aber soll nicht wissen, dass ich ihn die ganze Nacht beobachtet habe.

Seufzend öffnet er die Tür etwas weiter. "Komm rein."

Er schlurft zurück in sein Bett, ich schließe die Tür hinter mir.

Der Raum ist abgedunkelt und angenehm warm, trotzdem wickelt er sich in eine Decke ein, setzt sich auf die Bettkante.

"Du warst doch letzten Monat doch schon so krank. Ernsthaft, wie kriegst du das nur hin?", ich muss wieder Husten, was mir einen skeptischen Blick von ihn einbringt.
Ich lehne mich gegen die Tür, sehe zu ihn, wie er mich aus müden Augen heraus ansieht.

Es bricht mir das Herz.

Gibt es nichts, was ich für ihn tun kann?

Früher haben wir einige kleine Tricks gehabt, um den Werwölfen nach den Vollmond wenigstens etwas zu helfen.
Vielleicht finden sich hier ja auch die ein oder anderen Zutaten für eine Tinktur.
Müsste man mal rausfinden, denn so krank wie er aussieht, tut er mir einfach nur leid.

"Ich bin halt etwas anfällig. Und dann auch mit diesen furchtbaren Wetter... Naja. Muss ich eben durch."

Anfällig...

Die Bilder von gestern Nacht drängen sich wieder in meine erinnerungen, die Verwandlung, das Blut. Seine gequälten Schreie hallen noch immer in meinen Ohren nach.

"Und dir geht es ganz sicher gut?", frage ich nach. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er die Nacht auch nur ansatzweise gut überstanden hat.

Er schüttelt nur den Kopf, zieht die Decke weiter über seine Schultern. "Mir geht es furchtbar. Aber da muss ich wohl oder übel durch."

Er hat keine Wahl.

Seufzend verschränke ich die Arme vor der Brust, mustere seinen zitternden Körper.

Soll ich es ihm sagen?
Dass ich es ich weiß?
Dass ich ihn akzeptiere?

Noch nicht.

Im Moment muss ich selbst erst einmal meine Gedanken sortieren, gesund werden und etwas Ordnung in das Chaos bringen.

Langsam schüttle ich meinen Kopf.
"Du bist ein Idiot."

Ein müdes Lächeln stiehlt sich auf sein erschöpftes Gesicht. Die kleinen Sticheleien ist er inzwischen beinahe gewöhnt. "Ich weiß."

Lachend stoße ich mich von der Tür ab.
"Ich gehe jetzt auch wieder in mein Zimmer und leg mich hin. Und du auch. Dass du mir ja schnell wieder gesund wirst, sonst kannst du was erleben."

"Oh, keine Sorge. Bei so netten Worten habe ich doch keine andere Wahl."

Ich verdrehe die Augen, öffne die Tür.
"Ich dich auch... Ruh dich schön aus, ja?"

Remus nickt nur, seine zerzausten Haare wippen mit der Bewegung.
"Du auch."

Leise schließe ich die Tür hinter mir.
Jetzt kann ich endlich zurück auf mein Zimmer gehen.

Auf meinen Weg zurück denke ich über die verschiedenen Tinkturen nach, die ich als Kind mit meiner Mama immer hergestellt hatte.

Warum nicht?

Die Zutaten sollten hier im Schloss zu finden sein.
Und für Remus mache ich es ja auch gerne.

Ich kann es nicht ertragen, ihn so krank zu sehen.

Die Frau im Mond (Remus Lupin FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt