29.

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"Ich kann es nicht weiter vor ihm verheimlichen.", mit verschränkten Armen sitze ich Albus gegenüber, den Geruch nach alten Büchern und Staub in der Lunge.

Meine Koffer stehen schon in meinen alten neuen Raum, ausgepackt.

Der Mann schüttelt den Kopf. "Warum? Je mehr Leute es wissen, desto größer ist die Gefahr für dich selbst."

"Und wenn schon.", diesmal werde ich nicht nachgeben, einfach weil ich muss. Aus diesen Grund bin ich wieder hier.
"Was soll schon passieren? Denkst du wirklich, Remus würde mich verraten?"

"Natürlich nicht. Aber Wissen ist gefährlich. Was, wenn man ihn zum Reden bringt. Was wird Voldemort dann tun?"

"Er wird mich töten, wie alle anderen auch.", die Last meiner Worte ist mir durchaus bewusst. Ja, mein Leben ist wertvoll, aber die Wahrheit ist mir wichtiger.

Schweigend faltet Albus seine dünnen Hände in seinem Schoß, sieht mich aus seinen stechenden Augen heraus an.
"Du vertraust Remus Dein Leben an."

Wenn man es hört, fühlt es sich viel größer an, viel wichtiger.
Fest halte ich seinen Blick stand, ruhig aber trotzdem entschlossen.
"Ja. Das tue ich."

Mit einem Mal wird sein Blick weicher.
"Verstehe.", schwer atmend stemmt er sich auf die Beine. "Aber gibt mir bitte noch etwas Zeit, um einige Vorkehrungen zu treffen."

"Vorkehrungen?", unwillig ziehe ich meine Stirn in Falten. "Was für Vorkehrungen? Und wie lange wird es dauern?"

"Es ist wichtig zu wissen, dass er in keinen Fall Kontakt zu den falschen Personen hat.", erklärt der Schulleiter mir. "Sonst kann es schlimm enden. Gib mir einen Monat."

Einen Monat.
Zu lange.
Aber sicher ist sicher.

Tapfer nicke ich, stemme mich auf meine Beine. "In Ordnung. Aber beeil dich bitte, ja?"

"Natürlich.", sein Blick zuckt kurz auf eine der vielen Uhren in seinem Büro.
Viel zu viele Zeiger und Zahlen sind scheinbar willkürlich verteilt, mir ist es unmöglichen die Uhr zu lesen.
Aber solange er es versteht...

"Jasmin, Gerade ist der Unterricht zu Ende. Remus sollte noch im Klassenraum sein... falls du ihn sehen willst."

Natürlich will ich.
"Danke. Auf Wiedersehen."

Als ich die Tür hinter mir schließe, macht sich ein ungutes Gefühl in mir breit.
In einem Monat kann viel passieren.
Hoffentlich läuft alles gut.

Das Schloss ist mir immernoch so vertraut, als hätte ich es nie verlassen.

Einige Schüler sind gerade auf den Weg in ihre Gemeinschaftsräume, einige werfen mir schiefe Blicke zu.
Und manche lächeln mich an, winken mir zu.
Fast so, als hätten sie mich vermisst.

Besonders die jüngeren Schüler scheinen sich zu freuen, mich zu sehen.

Der Weg bis zum Klassenraum für Verteidigung gegen die dunklen Künste ist kurz, aber ich laufe langsam.
Ich brauche die paar Sekunden mehr um mich zu beruhigen, um nicht gleich auf der Stelle keht zu machen.
Nicht diesmal.

Auch die Tür scheint mir wie ein beinahe unüberwindbares Hindernis.
Entschlossen balle ich meine Hand zur Faust und klopfe an.

"Ja, herein!"

Seine Stimme klingt so vertraut.

Unsicher trete ich ein, lasse die Tür hinter mir ins Schloss fallen.

Remus steht am anderen Ende, über einige Unterlagen gebeugt.

Er sieht aus wie immer.
Seine Haare, die ihn ein wenig unordentlich ins Gesicht fallen, seine schiefe Krawatte, die mir immer ein Dorn in Auge war.

"Kann ich Ihnen helfen-"
Sobald er aufblickt, stockt seine Stimme.
Es scheint beinahe so, als würden ihn seine Züge für einen Moment entgleiten.

"Hi...", ich zwinge mich zu einem leichten Lächeln.

"Du bist wieder da."

Ehe ich mich versehe, hat er die paar Meter zwischen uns durchquert.
Ein paar fester Arme schlingen sich um mich.
Zitternd atme ich aus, lasse mich von ihn halten.
Der grobe Stoff seines Umhangs kratzt mich etwas im Gesicht, aber das ist mir im Moment egal.
Meine Finger krallen sich in den warmen Stoff, wollen ihn eigentlich nie wieder loslassen.

Seine Wärme, sein Geruch umgeben mich, machen mir beinahe schmerzhaft bewusst, wie sehr er mir doch gefehlt hat.

Schließlich ist er es, der sich von mir löst.
Seine Hände legen sich um mein Gesicht, ganz Vorsichtig, als hätte er Angst, mir wehtun.

Diese verdammten grünen Augen sehen fassungslos auf mich hinab.
"Du- Du... Hi."

Ein leises Lächeln huscht über sein Gesicht, die Erkenntnis, dass ich es wirklich bin.
Seine Daumen streicht einmal kurz über meine glühend heiße Haut.

"Ich hab dich so vermisst...", seine Stimme, so leise sie auch sein mag, ist voller Schmerz und Freude. "Wo warst du nur?"

Als ich meinen Kopf senken will, hindert mich eine Hand unter meinen Kinn daran, zwingt mich, ihn in seine viel zu lieben Augen zu sehen.

"Es tut mir so leid, Remus.", auch meine Stimme zittert, als ich verzweifelt versuche die Tränen zurückzuhalten.
"Ich musste einfach weg und bin abgehauen nach Elterwater, aber es war so einsam da, dein Brief- ich meine..."
Jetzt läuft mir doch eine Träne über die Wange.

"Sh... Es ist alles Gut.", wieder drückt er mich behutsam gegen seine Brust, hält mich ganz fest an sich gedrückt. "Aber jetzt bleibst du, oder?"

Eng an ihn geschmiegt nicke ich stumm.
Nein, hier will ich bleiben.

Die Wärme, die sich in mir ausbreitet, mein Herz, das verräterisch schnell gegen meine Brust schlägt...
Zuhause.

"Du hast mir gefehlt, Remus.", ich entferne mich ein Stück von ihn, lege meinen Kopf schief. "Ehrlich, ich bin so froh, dich wiederzusehen."

"Und ich erst.", er greift nach meiner Hand, verschränkt unsere Finger ineinander. "Ich weiß nicht warum, aber... Du bedeutest mir sehr, sehr viel."

Ich weiß warum du mir so viel bedeutest.
Aber solange du die Wahrheit noch nicht kennst, werde ich nichts unüberlegtes tun, auch wenn ich mich danach verzehre.

Sein Lächeln ist aufrichtig und so voller Gefühle, dass es mir beinahe das Herz bricht.

Dieser Mann ist alles was man sich nur wünschen kann und doch...

Ein Monat.

Die Frau im Mond (Remus Lupin FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt