11.

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Animagus.

Menschen, die sich in Tiere verwandeln können.

Kombiniert man das mit Sirius' idee, dass Peter noch am Leben ist, macht es immernoch keinen Sinn.

Ergeben durchsuche ich die Regale der Bücherei nach Informationen, wie man eine gewöhnliche Ratte von einen Animagus unterscheiden kann.

Inzwischen habe ich bestimmt fünf Seiten lang die Anatomie und Eigenarten von verschiedenen Rattenarten und Rattenähnlichen Wesen zusammengefasst, etwas, worauf ich auch gerne verzichten würde

Und gebracht hat es mir auch nichts.
Geschlagen Hämmer ich einen dicken Wälzer wieder in das Regal, was mir einen bösen Blick von Madam Pince einbringt.

Mürrisch packe ich meine Pergamente zusammen, klemme mir die ausgeliehenen Lektüren unter den Arm und mache mich auf den Weg zurück in mein Zimmer.

Woher soll man wissen, ob die Ratte eine echte Ratte oder ein Animagus ist, wenn man das Objekt nicht näher untersuchen kann?

Mit Sicherheit werde ich nicht einfach in den Griffendor Gemeinschaftsraum marschieren und die Ratte mitnehmen.

Auffälliger geht es wohl kaum.

Vielleicht sollte ich Minerva fragen, immerhin kann sie sich in eine Katze verwandeln.

Doch als ich in Gedanken das Gespräch durchgehe, verwerfe ich es relativ schnell wieder.

Hallo, Minerva. Sirius Black wohnt gerade in der Heulenden Hütte und glaubt, dass Peter Pettigrew jahrelang bei den Weasleys als Ratte gewohnt hat. Wie kann ich denn herausfinden, ob die Ratte Pettigrew ist, oder nicht?

Je mehr ich darüber nachdenke, desto unsinniger klingt es.

Was ist, wenn man es gar nicht herausfinden kann?

Ein weiteres Mal Zweifel ich an Sirius' und meine eigenen mentalen Verfassung.

Erschöpft lasse ich den ganzen Kram auf das nächstbeste Gelände fallen.
Das Zeug ist echt schwer.
Und vor allem Sinnlos.

Was studiere ich den Umfang von Rattenbeinen und die Form ihrer Ohren, in der Hoffnung, einen Menschen ausfindig zu machen?

Eine vertraute Gestalt geht mir gerade entgegen, den Blick gesenkt, mit einer schief sitzenden Krawatte, der braune Umhang weht hinter ihm her.

"Remus! Ich brauche kurz Hilfe.", rufe ich ihm zu, als er bis auf wenige Meter herangetreten ist.

Sofort hebt sich sein Blick.
Doch als er mich erblickt, heben sich seine Mundwinkel kaum merklich an.
"Clarissa... Wie kann ich dir helfen?"

Bedeutungsvoll nicke ich in Richtung der dicken Bücher.
"Die sind etwas schwerer als gedacht."

"Die wunderbare Welt der nichtmagischen Kreaturen.", liest er laut den Titel eines der Wälzer vor, wirft mir einen skeptischen Blick zu. "Was hast du denn mit den Büchern vor?"

Gut, er sollte vielleicht jetzt nicht unbedingt wissen, dass ich in meiner Freizeit Aufsätze über die Anatomie von Ratten schreibe.
Schließlich habe ich dann doch noch meinen Stolz.

Unbehelligt zucke ich mit meinen Schultern.
"Es ist einfach ein Interessantes Gebiet."

"Das auf jeden Fall.", lachend nimmt er mir einen großen Teil der Bücher und die vollgeschriebenen Pergamente ab.
"Ich folge dir."

Dankbar schnappe ich mir meine leeren Pergamente und die restlichen zwei Bücher.
"Ich wohne übrigems im Astronomieturm ganz oben, also müssen wir noch ein paar Treppen nach oben nehmen."

"Oh, super. Ich wollte schon lange wieder anfangen, Sport zu machen."

Mit seiner Hilfe schaffe ich es sogar, meine Räume zu erreichen, ohne mich auf den Weg mehrere Male hinzulegen.
"Danke."
Schnell nehme ich ihn die Bücher und die Pergamente ab, stelle sie auf meinen Schreibtisch ab.

Remus steht noch in der Tür, sieht sich neugierig in dem lichtgefluteten Raum um.

Nein, hier gibt es nicht viel zu sehen.
Persönlicher Schnickschnack war noch nie so wirklich meine Sache.
Man könnte beinahe meinen, hier würde niemand wohnen, wenn man von den Büchern und den Kleidern absieht.

"Ich weiß, es ist ziemlich kahl... aber ich bin erst seit diesem Jahr hier.", versuche ich zu erklären.

"Ich doch auch. Und mein Zimmer ist bis zum Rand vollgestopft mit mehr oder weniger sinnvollen Dingen."

Stimmt.
Er ist ja auch neu.
Habe ich fast vergessen.

"Hast du diesen Samstag vielleicht Zeit?"

Überrascht sehe ich von meinen Aufzeichnungen auf. "Was?"

"Ob du Zeit hast.", wiederholt der Lehrer, sieht mich dabei ganz ruhig an.

"Ähm... klar. Wieso?"

"Hogsmeade. Es ist schon ein bisschen her, seit ich dort war. Und ich wollte dich einfach mal fragen, ob du vielleicht mitkommen willst."

Will ich?
Unsicher lächelnd streiche ich mir einige lose Haare hinter das Ohr.
Hogsmeade hat mir bisher nur sehr wenig Glück gebracht.

Oder eher gesagt: Es hat mir Glück gegeben, das später zu Schmerz wurde.

Die beste Erinnerung, die ich an das kleine Dörfchen habe ist der Drei Besen.

Die heimische, kleine Kneipe, in der sich die Schüler tummeln, die so leckeres Butterbier machen.

Der Ort, in den ich mich Hals über Kopf in einen jungen Zauberer verliebte.

Aber er ist jetzt weg.

"Klar...", gebe ich dann dich etwas zögerlich zurück.

Vielleicht wird es mir ja guttun, neue Erinnerungen zu schaffen.

Erinnerungen, die vielleicht weniger schmerzhaft sind.

"Dann treffen wir uns 15.30 Uhr im Innenhof?"

Wieder nicke ich.
Mir ist nich nicht so ganz klar, ob ich mich freuen soll, oder nicht.
Einerseits ist Hogsmeade nicht gerade der schönste Ort für mich, andererseits...

Mit einem warmen Lächeln steht Remus in der Tür.
"Dann sehen wir uns. Und zieh dich warm an, es wird kalt."

"Mach ich. Bis dann."

Zum Abschied nickt er mir kurz zu, schließt leise die Tür hinter sich.
Ich kann nich hören, wie seine Schritte langsam verklingen, als er die Treppen hinunter nimmt.

Unwohl seufzend sotiere ich die Bücher in mein Regal ein.
Es kann ja nicht Schaden, wenigstens mal zu versuchen, normal zu sein.

Und wer weiß...?
Vielleicht wird es ganz schön.

Aber bis dahin muss ich mir noch etwas wegen Pettigrew einfallen lassen, etwas, womit man zweifelsfrei beweisen kann, dass er lebt.

Nach Möglichkeit auch ohne allzu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Mein Aufsatz über Ratten wird da nicht viel helfen.

Verzeifelt Blätter ich die vier vollgeschrieben Seiten durch. Es bringt dich alles nichts.

Was?

Vier?
Es sollten fünf sein.

Die erste Seite fehlt.

Verwundert durchsuche ich die Bücher, ob mir das Pergament nicht vielleicht irgendwo zwischen die Seiten gerutscht ist.

Nein, ist es nicht.

Es ist weg.

Habe ich es auf den Weg hierher verloren?
Das hätte ich doch gemerkt...
Wo ist dieses verfluchte Pergament?

Aprupt halte ich inne.

"Remus."

Gegen meinen Willen muss ich Lächeln.

"Du bist ein verdammter Idiot."

Die Frau im Mond (Remus Lupin FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt