Genervt klopfe ich mir die Erde vom Umhang.
Es ist verdammt kalt.
"Sirius!"
Mürrisch Stapfe ich die quitschenden Treppenstufen hoch.
Warum müssen wir uns immer nachts treffen?
Ach so.
Er ist ein gesuchter Schwerverbrecher.
Da war ja was.Die Tür öffnet sich mit einen widerwilligen Knurren.
Der Mann sitzt in Decken gewickelt auf dem verstauben Bett, sieht mich aus wachsamen Augen heraus an.
"Jasmin.""Tatsache.", lächelnd ziehe ich einen Hocker heran, setze mich vor ihn. "Du bist wieder sicher?"
"Ich denke schon."
Sein Blick wirkt nervöser als sonst, beinahe ängstlich."Komm schon.", als ich die Flasche aus meinem Umhang ziehe, weiten sich seine Augen etwas, ein schiefes Grinsen zieht sich über seine Gesichtszüge.
"Echt jetzt?", er nimmt die Flasche entgegen, während ich ihn noch einen Laib Brot und Wasser hinstelle.
Ich kann nur mit meinen Schultern zucken. "Feuerwhisky. Wärmt von innen."
Ohne zu zögern dreht er den Deckel auf. Sofort breitet sich der beißende Geruch nach Alkohol in der kalten Luft aus.
Als der Mann einen Schluck nimmt, verzieht sich sein Gesicht. "Ich hab ganz vergessen, wie sehr das Zeug in der Kehle brennt."
Lachend lehne ich mich zurück, nur für einige Sekunden, dann werde ich wieder ernst.
"Ich werde gehen.""Was?!", sein eben noch strahlendes Lächeln fällt so schnell in sich zusammen, dass es mir das Herz zerreißt. "Wie meinst du das?"
Seufzend streiche ich mir den Mantel glatt, beuge mich nachdenklich vor.
"Ich werde kündigen und zurück nach Elterwater gehen.""Warum?"
Zögerlich verkrampfen sich meine Finger in meinen Schoß.
Wie sagt man sowas?Sirus scheint zu merken, dass es mir schwer fällt, die richtigen Worte zu finden.
Einladend hält er mir die Flasche entgegen. "Trink."Schweigend führe ich das brennende Getränk zu meinen Lippen, spüre, wie der Whisky meine Kehle hinunterrinnt.
Zurück bleibt ein scharfer Geschmack und eine verführerische Wärme."Es läuft alles nicht so, wie ich es gerne hätte.", setze ich schließlich an.
Ich weiß, eine schrecklich nichtssagende Erklärung."Was meinst du damit?"
Seine langen Haare fallen ihn ins Gesicht.Der Mond lässt die Tiefen Furchen, die die letzten Jahren in seinen Gesicht hinterlassen haben verschwimmen.
Sirius ist eigentlich noch ein junger Mann, sieht aber so viel älter aus.
Dabei ist er genauso als wie Remus.Wieder nippe ich an der Flasche, bevor ich sie ihn zurückreiche.
"Es ist anstrengend. Ich will einfach nicht mehr so tun, als wäre ich Clarissa."Nachdenkluch verlieren sich seine Augen im Nichts.
Wie viel, von dem ich ihn erzähle versteht er wirklich?"Warum?"
Er versteht alles.
Betreten sehe ich zu Boden, schaffe es nicht, meinen Kopf wieder zu heben.
Es ist zu schwer, aufrecht zu sein, wenn man sich so erdrückt fühlt.Vorsichtig legt er seine Hand auf meine, drückt sie kurz und ermutigen.
"Hast du dich verliebt?"
Sirius Stimme ist ruhig und einfühlsam, als wüsste er genau, wie ich mich gerade fühle.
Elendig.
Dreckig.
So fühle ich mich gerade.Schwach nicke ich.
"Ich kann doch nicht auf einer Lüge Gefühle aufbauen. Das geht doch nicht!""Wer ist es?"
Meine Zähne vergraben sich in meiner Zunge.
Einer deiner ehemalig besten Freunde, jemand, den du kennst."Komm schon.", leise lachend lehnt er sich zurück. "So schlimm kann es nicht sein. Es ist doch nicht Snape, oder?"
Ein kleines Lächeln zwingt sich auf meine Lippen.
Er ist ein guter Mensch."Es ist Remus."
Schweigen.
Ängstlich sehe ich auf.
Ganz still sitzt Sirius auf der Bettkante, mit einen unbeweglichen Gesichtsausdruck.
"Remus?"
Ich nicke.
Ein breites Grinsen zieht sich über sein Gesicht. "Das ich das noch erleben darf!"
"Hör auf.", bestimmend nehme ich die Flasche flüssigen Wohlseins wieder an mich. "Es wird nichts werden. Ich gehe."
"Komm schon, Jasmin. Denkst du, Remus wird dich hassen, nur weil du im Auftrag von Dumbleton handelst?"
Er verharmlost es.
Ich arbeite nicht nur in seinen Auftrag, ich Lüge ihn an.
Ich mache ihn Hoffnung, wo keine ist."Ja. Das denke ich. Er kennt mich ja noch nicht einmal."
Schwer schluckend vergrabe ich mein Gesicht in meinen Händen, fahre mir einmal über meine Augen, meine Wangen, meine Lippen.
Es sind immernoch die selben.
Clarissa ist Jasmin, Jasmin ist nicht Clarissa."Du willst wirklich weg?", jetzt scheint auch er begriffen zu haben, wie ernst ich es wirklich meine. "Wann?"
Ja.
Über das 'wann' habe ich mir auch schon Gedanken gemacht.
Ich brauche noch Zeit.
Wenigstens noch etwas."Nach dem nächsten Vollmond."
Langsam nickt der Mann. "Okay."
Mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, ob ich wirklich gehen will.
Ich will weg, aber nicht gehen."Was findest du eigentlich an Remus?", fragt Sirius mich nach einer Weile Ruhe und Alkohol. "Nur aus Interesse. Er war nie ein großer Frauenheld, weißt du."
"Keine Ahnung.", mein Blick fällt auf den Mond, der am Himmel steht, durch eine dünne Wolkenschicht bedeckt wird. "Er ist sehr nett."
Schnaubend setzt er die Flasche ab.
Mittlerweile sind seine Wangen schon ein wenig gerötet. "Nett. Nur deshalb? Haben wir niedrige Ansprüche?"Ich werfe ihn ein Vorwurfsvollen Blick zu.
"Remus ist... Er ist so anders als..."
Meine Stimme versagt wieder.
Wie viel habe ich getrunken, dass ich darüber reden kann?"Als Gabriel?", sein Blick sieht direkt durch mich hindurch, in die Vergangenheit, an den Tag, als ich ihn das erste Mal traf.
"Jasmin, du musst aufhören, immer nur an Gabriel zu denken. Er ist tot und du noch am Leben. Vergiss ihn nicht, aber lass dein Leben weitergehen.""Als du da warst, war sein Grab noch ganz frisch. Jetzt sind weiße Blumen auf den Gräbern gewachsen."
Einfühlsam schenkt er mir ein aufmunterndes Lächeln. "Du bist stark. Du musst dich nicht mehr verstecken. Glaub mir, ich bin lange genug auf der Flucht um zu wissen, dass du wegrennst."
"Sirius...", genervt drehe ich mich weg. Ein Vortrag über meine Gefühle ist das letzte, das ich jetzt gebrauchen kann.
Das ist immer so deprimierend wahr."Gib dem eine Chance. Du hast doch einen Mund, also rede! Fib doch nicht so schnell auf."
Ruckartig stehe ich auf.
Der Boden schwankt etwas.
Whisky."Es tut mir leid, aber ich werde gehen. Remus hat es nicht verdient, belogen zu werden. Ich muss weg, verstehst du nicht?"
Sirius schüttelt den Kopf. "Nein."
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Die Frau im Mond (Remus Lupin FF)
FanfictionJasmin. Die letzte ihrer Art. Dumbledore holt sie nach Hogwarts, um auf den jungen Potter aufzupassen. Und dann trifft sie auf Remus Lupin, Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, Werwolf. Es passiert alles zu schnell. Sie trifft ihren alt...