"Au, lass das!", beleidigt wischt das Mädchen sich den Schnee aus der Kapuze. "Mama!"
"Ach komm schon. Ich hab doch nur Spaß gemacht." Er setzt ihr eine viel zu große Mütze auf den Kopf.
"Mama!"
"Bist du das?", Remus sieht sich um. "Es sieht hier ganz anders aus."
Ohne den Blick von der heilen Welt zu nehmen, verschränke ich meine Arme vor der Brust. "Das war bevor dem Krieg."
Eine lachende Frau erscheint im Hauseingang. "Hört auf euch zu zanken. Jasmin, hilfst du mir bei den Tränken? Bald ist wieder Vollmond."
Das kleine Mädchen streckt ihren älteren Bruder ein letztes Mal die Zunge raus, bevor es im Haus verschwindet.
"Es ging lange gut. Aber... Dann hielten wir uns eine kurze Zeit in der Nähe von Hogwarts auf, weil mein Bruder seine UTZ Prüfung ablegen musste."
Die Luft wird stickig, es wird laut und warm.
"Der Dreibesen?", anscheinend erkennt er einige Gesichter aus seiner Schulzeit wieder.
Das Mädchen ist zur Frau geworden.
Oder... noch nicht ganz. Irgendwas dazwischen."Komm schon, Severus. Slughorn weiß doch, dass du ein ohne gleichen in Zaubertränke verdient hast.", der Junge Mann klopft den kränklichen Schüler auf die schmale Schulter. "Er hat nur nichts gefrühstückt."
"Schaden tut es ihm ja nicht.", johlt ein Dritter lachend.
"Gabriel Vinder, er war Schusprecher, hat aber die Schule frühzeitig verlassen. Was macht er hier?"
Misstrauisch beäugt er den jungen Snape, anscheinend konnte er ihn damals schon nicht leiden.Statt zu antworten sehen wir zu, als sein Blick auf mich fällt.
"Entschuldigt mich kurz."
Mit einem schiefen Grinsen steht er auf.Seine Freund gröhlen ihm hinterher, als er sich zu meinem jungen Ich an den Tisch setzt.
"Hey."
Erschrocken sieht sie von ihren Butterbier auf. "H-hi."
"Ihr wart ein Paar.", keine Frage, eine Feststellungen. "Deswegen ist er früher gegangen. Er wollte mit nach Elterwater."
"Korrekt. Das Leben war echt gut."
"Man, komm schon! Es wird schon dunkel.", murrend zerrt die junge Frau Gabriel hinter sich her, durch die dichten Hecken des Waldes.
Gabriel, der noch einen Stapel Holz unter dem Arm geklemmt hat, lässt es augenberdrehend über sich ergehen.
"Hast du Angst oder was?""Nein, aber ich wollte noch mal nach Mama sehen, sie hat sich doch unterkühlt."
Es scheint ihm einzuleuchten.
Zitternd atme ich aus. "Das ist der Tag, an dem ich alles verloren habe."
Der leuchtende Totemschädel erscheint am Himmel, erleuchtet die Dunkelheit.
Düstere Gestalten lösen sich aus dem Schatten.
Für einen Moment scheint die Zeit stillzustehen.
Hütte brennen, Menschen schreien."Mama! Papa!", Gabriel versucht sie noch festzuhalten, aber sie rennt ungehindert in das kleine Haus.
"Jasmin, warte!", er stürzt hinterher.
Aber es ist sowieso zu spät.
Ihre Körper liegen regungslos auf den Boden, beinahe grotesk verbogen und verdreht.
Außer Atem erreicht auch Gabriel das Haus, nimmt die Szene nur regungslos wahr. "Komm schon, wir müssen weg!"
Und wieder ist es zu spät.
Schwere Schritte kündigen den Tod an.
Aber er kommt nicht, zumindest nicht für mich.
Grob stößt der Mann die schmale Gestalt in eines der klaffenden Löcher in der Wand.
Nur Herzschläge später verdeckt ein lebloser Körper die Öffnung.
Zwei blaue Augen starren mich direkt an.
Sein Körper wird kalt.Schwer schluckend drehe ich mich weg.
"Das war vor etwa vierzehn Jahren.""Das tut mir leid.", Remus Stimme ist leise und belegt.
"Muss es nicht. Es ist passiert.", mit festen Blick sehe ich zu ihm auf. "Ich habe nie wieder jemanden gehabt, keine Freunde, keine Familie... bis ich nach Hogwarts beordert wurde."
Ich weiß nicht, woran er denkt, aber sein Blick wird weicher. "Du warst vierzehn Jahre lang allein?"
"Mehr oder weniger. Aber... Hogwarts hat mir ganz schön zugesetzt. Vor allem du.", wir sind im verbotenen Wald, ich auf den Baum, er auf der Lichtung.
Der Vollmond scheint.
Allein bei dem Anblick verspannt er sich. "Du warst hier?"
"Mein Volk hat eine enge Verbindung zum Mond, wie auch Werwölfe. Ich wusste gleich, dass du einer bist."
Ihn fällt es sichtlich schwer.
Er will es nicht ansehen.Es wird dunkel, absolut schwarz, als würden wir in einen leeren Raum stehen, nur dass er keine Wände hat.
"Du warst für mich da, als ich es gebraucht habe. Du warst immer so nett.", betreten sehe ich zur Seite. "Ich kam mir vor wie eine dreckige Lügnerin. Und als ich abgehauen bin..."
"Du wolltest nicht mehr zurück, oder?", vollendet er meine Worte. "Du wolltest nicht mehr so tun, als ob du Clarissa wärst."
"Ja...", gebe ich kleinlaut zu. "Aber als ich deinen Brief bekommen habe, wollte ich wieder zurück. Und ich habe mit Albus geredet."
Kurz zieht er seine Stirn in Falten. "Wolltest du es mir sagen?"
"Natürlich. Aber er wollte auf Nummer sichergehen... Ich wollte niemals, dass du es auf diesen Weg erfährst, wirklich nicht."
"Was bist du eigentlich? Und warum musstet ihr... sterben?"
Eigentlich eine berechtigte Frage, die doch so schwer zu beantwortet ist.
"Wir sind Hexen und Zauberer, aber wir haben eine enge Verbindung zu den Sternen und den Mond. Ob du es glaubst oder nicht, aber sie haben Stimmen. Und sie reden über alles."Ein leises Flüstern füllt den Raum.
Leise Worte, die so viel und doch so wenig Sinn ergeben."Du bist also so was wie Astronomin?"
"Nein.", es wird wieder leise. "Eher wie die Frau im Mond."
"Ach so.", er lächelt. "Verstehe."
Einen Moment hält er inne, sieht sich um, bevor sein Blick wieder auf mir ruht.
Er ist nicht mehr böse oder wütend.
"Danke, dass du mir das alles gezeigt hast.""Kein Ding.", auch mir fällt eine gigantische Last vom Herzen. "Ich will dich nicht verlieren."
"Ich dich doch auch nicht.", er streckt seine Hand nach meiner aus, hält locker ineinander. "Wollen wir zurück?"
Ich nicke.
Hier ist alles getan, hier ist alles Gut.
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Die Frau im Mond (Remus Lupin FF)
FanfictionJasmin. Die letzte ihrer Art. Dumbledore holt sie nach Hogwarts, um auf den jungen Potter aufzupassen. Und dann trifft sie auf Remus Lupin, Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, Werwolf. Es passiert alles zu schnell. Sie trifft ihren alt...