8.

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Das Toast schmeckt furchtbar fade.

Missmutig kaue ich auf den Teig herum.
Gestern Nacht steckt mir immernoch in den Knochen.
Sirius, Peter und der Gesang.
Ob Remus Peter auch kannte?
Immerhin war er anscheinend mit Sirius befreundet.

Lustlos spüle ich das Brot mit einen tiefen Schluck Kaffee hinunter.
Das ist mir viel zu kompliziert.

Der Stuhl neben mir wird ruckartig zurückgezogen.

Unheilvoll, wie eine schwarze Wolke, die kurz vorm Ausbruch steht, lässt Snape sich nieder.

Auch das noch.
Seine durchgehend schlechte Laune geht sofort auf mich über.

"Sie waren auf Durmstang, korrekt?"

Es wird ja immer schlimmer.
Er redet.

Abwehrend zucke ich mit meinen Schultern, versuche ihm klarzumachen, dass ich nicht mit ihm reden will.
Obwohl ihm das selbst schon ziemlich bewusst sein sollte. "Ja."

"Aha.", Snape isst nichts, sitzt einfach nur starr neben mir.
Ein Verhör?
Ist es das?
"Ich dachte, es wäre eine reine Jungenschule."

"Die Ausnahme bestätigt die Regel.", winde ich mich heraus.
Der Mann weiß wirklich mehr, als er sollte. Was ist sein Ziel?
Herauszufinden, wer ich bin?
Und dann?

"Welche Gruppe?"

"Intelligenz."
Zugegeben, so ganz ungebildet bin ich nicht.
Aber auch nicht unbedingt ein Experte für die magischen Schulen.
Immerhin habe ich selbst nie eine besucht.
Vielleicht sollte ich mir ein bisschen mehr Wissen über Durmstang aneignen, anscheinend kann es ja nicht Schaden.

"Welcher Lehrer für Zauberkunst?"

Etwas zu laut lasse ich meine Hand auf den Tisch Krachen.
Meine Tasse macht einen Kleinen Satz, Geschirr klirrt.
Einige Schüler sehen kurz auf, als sie auf Snapes stechenden Blick treffen, aber schnell auch wieder weg.
"Warum fragen Sie?"

Sein blasses Gesicht bleibt unbeweglich, kalt. "Weil es mich interessiert, Miss... Gunn."

Die Art, wie er den Namen ausspricht.
Nein, er glaubt nicht dran.
Er glaubt nicht mehr an Clarissa Gunn.

Steif erhebe ich mich von den Tisch.
"Entschuldigen Sie mich bitte. Und einen guten Appetit, Professor."

Schließlich gehört es nicht zu meinen Pflichten, ihm Frage und Antwort zu stehen.
Mit schnellen Schritten verlasse ich die große Halle, weg von den viel zu genauen Fragen, die Snape mir stellt.

Vielleicht wäre es am klügsten, es ihm zu erzählen...
Ausgerechnet ihm.
Diesen Miesepeter von Suppenkoch.
Die Verkörperung einer Fledermaus, die menschlich gewordene Gewitterwolke.

Missmutig ziehe ich meinen Umhang enger um mich.
Dieser Tag wird scheiße.
Ich kann gar nicht schnell genug zu meinen Räumen, die Tür hinter mir zuschlagen und einfach mal kurz durchatmen.

"Buh!"

Eiskaltes Wasser durchweicht meine Kleidung.
Erschrocken schreie ich leise auf, wische mir fluchend die Augen trocken, erkenne aber noch, wie eine durchsichtige Gestalt über mir schwebt und mit den ausgestreckten Finger auf mich zeigt.

"Peeves!"

Gackernd und feixend starrt der Poltergeist auf mich hinab. "Abkühlung gefälligst?"

"Hau ab!", drohend richte ich meinen Zauberstab auf ihn.

Unbeeindruckt lachend verschwindet der Mistkerl in der nächstbesten Wand.

Klatschnass stehe ich da.
Das Eiswasser kriecht mir den Rücken hinunter, so ziemlich das ekelhafteste Gefühl, das man sich vorstellen kann.

Scheiß Tag.

"Wie siehst du denn aus?"

Endlich ein freundliches Gesicht, das nicht darauf aus ist, mich auszufragen oder mir Wasser über den Kopf zu schütten.

"Peeves.", bitter lachend trockne ich meine Kleidung mit einen kleinen Zauber. "Anscheinend habe ich eine Abkühlung gebraucht."

Remus schüttelt abwertend den Kopf. "Dieser Unruhestifter... Alles gut?"

Skeptisch sehe ich zu ihn, hebe eine Augenbraue.
"Das sollte ich dich fragen."
Seine sowieso schon blasse Haut hat einen ungesund weißen Unterton, müde Augen und eingefallene Wangen.
Die Verwandlung scheint den Armen wirklich zuzusetzen.

"Ach, nur etwas kränklich. Nichts schlimmes.", gibt er vor.
Wir beide wissen, dass er lügt, aber er weiß nicht, dass ich weiß, dass er lügt.
Verwirrend, oder?

Mitleidig sehe ich ihn an, wie er wie ein Häufchen elend im Gang steht.
Wenigstens lässt er wenn er krank ist diese so Furchtbar schief sitzende Krawatte weg.
"Vielleicht solltest du in den Krankenflügel. Soll ich dich begleiten?"

"Nein, nein.", abwehrend hebt er seine Hände.
Ich meine ein paar kleine Kratzer auf der Haut zu erkennen, wahrscheinlich von den dornensträuchern, die überall im Wald wachsen.
"Ich wollte nur kurz etwas essen gehen, dann lege ich mich wieder hin. Etwas Ruhe, dann wird das wieder."

Ruhe kann einen Werwolfbiss nicht heilen.

Seufzend stemme ich meine Arme in die Hüften.
Auch wenn er für immer ein Werwolf sein wird, heißt es noch lange nicht, dass er krank durch das halbe Schloss rennen sollte.
"Das nächste Mal sagst du mir einfach Bescheid, dann bringe ich dir etwas vorbei. Du gehörst ins Bett."

Unsicher greift er sich in den Nacken.
"Jaaa... Ich werde darauf zurückkommen."

"Gute Besserung, ja? Erhol dich."

"Danke.", demonstrativ gähnt er auf. "Keine Sorge, morgen bin ich wieder fit."

"Hoffentlich.", ich lächel ihn kurz aufmunternd zu, als er sich schlurfend in Richtung der großen Halle bewegt.
Ja, er tut mir leid.
Jeden Monat muss er das durchmachen...
Und ich konnte ihn gar nicht sagen, wie schön er gestern gesungen hat.
Wahrscheinlich würde er es noch nicht einmal verstehen.

Kopfschüttelnd mache ich mich zurück auf meine Gemächer.
Vielleicht sollte ich mich auch hinlegen, der Tag ist ja sowieso schon im Eimer.

Ergeben nehme ich die Stufen hoch zu meinen Räumen.
Es sind sehr, sehr viele Stufen und zum ersten Mal nerven sie mich.

Heute nervt alles.

Snape, Peeves, die Stufen...
Wenigstens war Remus so nett wie eh und je zu mir.

Halt.

Wollte ich nicht etwas Abstand zu ihn aufbauen?
Egal.
Es wird schon nichts passieren.

Murrend schlage ich die Tür auf, lasse sie hinter mir genauso laut wieder ins Schloss fallen.
Gerade als ich mich wieder ins weiche, warme Bett fallen lassen will, schreit mich eine Eule an.

Stöhnend sehe ich auf.

Ein kleiner Steinkauz sieht mir genauso schlecht gelaunt entgegen, lässt den Brief einfach auf den Boden fallen.

"Jaja...", schwer atmend hebe ich das Pergament auf, der Vogel ist schon längst wieder abgezischt.

Es ist ein einziges Batt Papier, mit vier Worten in einer krakeligen Schrift.

Heulende Hütte.
Morgen 24.00 Uhr.

Wieder sinkt meine Laune auf einen rekordverdächtigen Tiefpunkt.

Sirius, du hast dir den denkbar schlechtesten Zeitpunkt ausgesucht.
Wenn ich nicht wüsste, dass es wichtig wäre...

Außerdem ist es so verdammt falsch.
Ich sollte mich nicht mit einen verurteilten Straftäter treffen, der aus Askaban geflohen ist und zu allen Überfluss auch noch von den Dementoren gejagt wird.

Wäre ich doch nur nicht so verdammt neugierig...

Warum ist Hogwarts so stressig?

Die Frau im Mond (Remus Lupin FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt