25.

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Das Glas fühlt sich kühl an.

Unwillkürlich schließen sich meine Finger fester um das zerbrechliche Gefäß.

Bald bin ich weg.

Und noch habe ich es nicht über mich gebracht, Remus davon zu erzählen.

Bisher wissen es nur Minerva, Albus und Filch.

Wie soll man sowas denn auch sagen?

Betreten sehe ich auf meine Hände, die die Tinktur behutsam, aber auch beinahe ängstlich umklammern.
Bei ihm ist es anders.

Der Vollmond scheint hell am Himmel, aber diesmal wage ich es nicht, ihn zu folgen.
Das würde uch nicht aushalten.

Trotzdem sitze ich wie schon so oft zuvor an meinen Fenster, sehe hinaus auf das dunkle Gelände.

Vielleicht schaffe ich es morgen.

Auf den letzten drücker.

Ich glaube, ich habe einfach Angst, dass er mich bitten wird zu bleiben.
Dann wüsste ich nicht, ob ich es pbers Herz bringen würde, wirklich abzuhauen. Nicht, wenn er mich aus diesen verfluchten grünen Augen heraus ansieht, mich anlächelt.

Mein Herz wird um einiges schwerer.
All das werde ich zurücklassen.

Eine Zeit lang hat es sich sogar gut angefühlt.
Aber das ist das Problem.
Das Gefühl macht süchtig, abhängig und letztlich macht es einen zum Tier, immer auf der suche nach der nächsten Dosis.
Das kann ich mir nicht leisten.
Nicht jetzt und wahrscheinlich nie wieder.

Als sich eine Gestalt aus der Dunkelheit löst, sehe ich ihr nach.
Er schleppt sich förmlich zurück ins Schloss, hinkt, muss mehrere Male Pause machen und durchatmen.

Remus ist ein verfluchter und gestrafter Mann.
Wie es wohl gewesen sein muss, als er sich das erste Mal verwandelt hat?
Das will ich mir gar nicht vorstellen.

Den Umhang eng um den Körper geschlungen verschwindet die Gestalt im Schloss.

Morgen.
Morgen werde ich ihn die Tinktur geben und mich von ihn verabschieden.

Ob er wohl traurig sein wird?

Minerva hat meine Entschuldigung stumm und streng wie sie nun einmal ist hingenommen, Filch hat es gar nicht erst gekümmert.

In mir keimt die Hoffnung auf, dass ich vermisst werde.
Ein egoistischer, selbstverliebter Wunsch, aber es wäre doch so wertvoll zu wissen, dass man jemanden fehlt.

Seit Jahren habe ich niemanden mehr gefehlt, im Gegenteil. Mir haben immer meine Eltern, mein Volk, Gabriel gefehlt.

Es ist so unendlich einsam in Elterwater, man hat nur sich selbst, die Gräber und die Sterne.

Aber man hat auch Zeit.

Und Zeit brauche ich mehr al alles andere.

Zeit, über all das nachzudenken, was dieses Jahr passiert ist.
Über Sirius, Remus und Snape.

An den Tag, als ich neben Snape in Aöbus Büro saß, hat der eigentlich so kalte Professor eine verletzliche Seite gezeigt, die Wunden, die er im Laufe seiner Schulzeit zugefügt bekommen hatte.

Auch wenn ich ihn immer noch nicht ausstehen kann, an den Tag habe ich ihn weniger gehasst als sonst.

Seine Abneigung mir gegenüber, seine Wut auf mich, es hat alles Sinn gemacht, als er seine Erinnerungen im Denkarium offenbart hatte.

Gabriel.
Erzengel, Gesandter Gottes.

Der kleine schwarhaarige Junge mit den blassen Gesicht hat einen Engel gebraucht, vielleicht sogar mehr als alles andere.

Der Ältere hatte sich mehr als einmal schützend vor Snape gestellt, als James und Sirius ihn mal wieder ärgerten.
Gabriel hat den Hass in den jungen Augen gesehen und es sich zur Aufgabe gemacht, den Jungen auf den richtigen Weg zu führen.

Auch Gabriel kam aus einer angesehen Familie, die später dafür bekannt werden sollten, etliche Muggelstämmige im Auftrag Voldemorts umgebracht zu haben.

Schon seltsam.
Wie können so schreckliche Eltern nur einen Engel als Sohn haben?
Einen Engel mit zerzausten schwarzen locken und blauen Augen, die immer aufleuchteten, wenn man sich mit ihm unterhielt.

Das alles wurde Snape genommen.

Von mir.

Sein Engel ist mit mir gegangen, ist aus seinem Leben verschwunden, hat ihn in Stich gelassen.

Es war sicher schwer, die kleinen und großen Quälereien zu ertragen, gerade als ein so junger Mensch.

Er darf mich hassen.

Die Frau im Mond (Remus Lupin FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt