Ariana schlief diese Nacht durch. Sie schlief sie nicht nur durch, sie genoss jede einzelne Sekunde davon mehr, als sie es für möglich gehalten hätte. Endlich geschah etwas, was sie sich seit einiger Zeit so sehr ersehnte, als sie aufwachte, schlummerte Isabelle immer noch an sie gedrängt, mit einem Bein besitzergreifend über Arianas Becken. Isabelles Brustkorb hob und sank sich regelmäßig an ihrer Seite und sie konnte stets den leichten Atem an ihrem Hals spüren. Arianas Lungen wollten sie kaum atmen lassen, schließlich hätte die kleinste Bewegung Isabelle aus ihrem Schlaf reißen und diesen Moment ruinieren können. Für eine gewisse Zeit starrte sie nur fasziniert auf das entspannte Gesicht der Nephilim. Es wirkte, als könnte sie einfach sie selbst sein und müsste sich nicht als das präsentieren, was jeder von ihr erwartete.
Ariana konnte sich nicht mehr zurückhalten, sie streichelte das weiche lange Haar der Shadowhunterin, ließ die Wellen zwischen ihre Finger gleiten. Dies ließ Isabelle jedoch aufwachen und ihre verschlafenden braunen Augen blickten zuerst Ariana an. Der abklingende Sonnenaufgang verfärbte dieses Braun in ein noch wärmeres Rot, ließ jeden Farbklecks strahlen und ihre Augen schöner als je zuvor wirken. >Du solltest mich nicht auf diese Weise ansehen<, hauchte Isabelle in ihrer schlaftrunkenen Stimme, legte leicht den Kopf schief. >Tue ich nicht<, Ariana glaubte ihren eigenen Worten nicht, wollte jedoch nicht das hier zerstören. >Wir sollten aufsteh-<, >darf ich dich küssen<, fiel ihr Ariana ins Wort, als sie den Blick nicht mehr von diesen vollen Lippen wenden konnte und jede Faser ihres Körpers nach Berührung flehte. Isabelle schien überrascht von dieser Frage zu sein, konnte nur leicht nicken. Die Blondhaarige lehnte sich leicht nach vorne und legte ihre Lippen auf diese Anbetungswürdigen, mit der Vorsicht, als würde sie das erste Mal jemanden küssen. Ein elektrisierendes Kribbeln durchzog ihren Körper und sie setzte mehr Leidenschaft in diesen Kuss. Instinktiv erwiderte Isabelle, was Ariana dazu brachte, sie in die Kissen zu drücken, sie mit allem was sie hatte zu küssen.
>Isabelle? <, ein Türklopfen ließ beide zusammenzucken und mit aufgerissenen Augen zur Tür blicken. Geräuschlos floh Ariana zur Badezimmertür. >Gib mir zwei Minuten, Clary<, sie warf Ariana ein vielsagendes Lächeln zu, was für diese jedoch nur noch verwirrender war. Sie schüttelte grinsend den Kopf und verschwand im Badezimmer. Sie zog sich frische Kleidung über, konnte Isabelle dabei nicht aus dem Kopf bekommen. Und plötzlich stand das Mädchen, das sowieso nie ihre Gedanken verließ, vor ihr.
>Meine Eltern haben jemanden ins Institut geschleppt, wahrscheinlich jemand aus Idris und wir sollen ihn begrüßen<, Isabelle reicht ihr eine Hand. >Und du bist sicher, dass deine Eltern wollen, dass ich ihn kennenlerne, nicht dass ich ihn in einen Dämon verwandle oder so<, Isabelle verdrehte darauf spielerisch die Augen, was Ariana zum Lächeln brachte. >Danach sollten wir unbedingt weitermachen, wo wir aufgehört haben<, das Lightwoodmädchen lächelte verführerisch, was Ariana ihre Hand nehmen lief. Die Schwarzhaarige zog sie aus dem Raum, in den ruhigen Flur und tatsächlich war nur um den Eingangsbereich des Instituts ein dumpfes Stimmengewirr zu vernehmen.
Sobald der Schatten eines Nephilim zu sehen war, ließ Isabelle Arianas Hand los, löste dadurch die kribbelnde Verbindung zwischen ihnen. Plötzlich fühlte sich Ariana leerer als nie zuvor, anmerken ließ sie sich jedoch nichts. Isabelle trat vor ihr in den Eingangsbereich des New Yorker Institut. Es hatte sich eine Traube von Menschen versammelt und als sie die Dunkelhaarige sahen, traten sie aus dem Weg und entpuppten den Grund für diesen Trubel. Isabelles Körper versteifte sich, ihre Atmung setzte für einen Moment aus. Sie machte sofort wieder auf dem Absatz kehrt und verschwand in den Tiefen der Flurverbindungen. Aus einem Reflex heraus – ohne auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht zu haben – wollte Ariana ihr folgen, sie vielleicht in die Arme ziehen und küssen, bis die Welt wieder besser aussah. Sie hatte noch nicht gesehen, warum sie so aufgebracht war, aber es war ihr egal, sie wollte einfach nur für die jüngere Shadowhunterin da sein. Das alles spielte jedoch keine Rolle, da sie nie zu diesem Punkt gelang. Jemand hielt ihr Handgelenk fest, machte es ihr unmöglich, unbemerkt zu Isabelle zu gelangen.
Stattdessen musste sie mitansehen, wie Clarissa ihr hinterherlief. Sie sah schließlich an ihrer eigenen Hand entlang und bemerkte recht schnell, dass Alec Lightwood sie vom Gehen abgehalten hatte. Er ließ von ihr ab, als hätte er sich verbrannt. Ein durchdringender Blick von diesem, ließ Ariana ebenfalls sofort den Gedanken, Isabelle doch irgendwie zu erreichen, loslassen. Da sie nichts anderes tun konnte, nicht mal als Isabelles Bruder von ihr abließ, blickte sie sich um, was die Schwarzhaarige so erschüttert haben könnte. Durch ihre perfekten Augen machte sie ihn schnell aus der engelsblütigen Masse aus.
Und plötzlich kam sie sich dumm vor, dass sie diesen Mundaneduft vorher als Vorstellung abgetan hatte. Da stand er, der Junge, der Isabelle geküsst hatte, seine Unsterblichkeit eintauschte, um seine Freunde zu retten und vor allem der erste Junge, den Isabelle wirklich geliebt hatte. Tief im Inneren wusste Ariana von Anfang an, dass sie nur eine Ablenkung für diesen Jungen war. Egal wie unattraktiv und tollpatschig dieser Mundane war, er hatte etwas, dass Ariana niemals haben konnte – Isabelles Herz. Schließlich sah Ariana auch noch Maryse Lightwood, die sie mit einem argwöhnischen Blick musterte, der Goldjunge, dessen Augen auf dem Punkt ruhten, wo er Clarissa zum letzten Mal gesehenhatte, und Magnus Bane, von dem sich Ariana nicht nur nachdenklich beobachtet, sondern auch durchschaut gefühlt hatte. Es herrschte Ruhe in den Steinwänden des Instituts und was das schlimmste war, jeder Anwesende, der nicht an Isabelle dachte, blickte Ariana mit einem hasserfüllten Blick an. Vielleicht verdiente sie jeden einzelnen davon, aber im Moment wollte sie einfach nur bei Isabelle sein. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Jace Simon eine Hand auf die Schulter legte und ihn leicht in die Richtung schob, in der die beiden Mädchen verschwunden waren. Nachdem Alec und Magnus ihnen ebenfalls gefolgt waren, ging ihn Ariana hinterher, schließlich war sie in all dies verwickelt gewesen.
Obwohl der Warlock vor ihr lief, konnte sie die goldenen Katzenaugen auf sich spüren und eine unangenehme Gänsehaut überzog ihren Körper. Endlich kamen sie bei Isabelles Zimmer an und Ariana kam gerade rechtzeitig um mitanzusehen, wie Isabelle ihrem ehemaligen Vampir in die Arme fiel. Arianas Magen zog sich krampfhaft zusammen und sie biss auf ihre untere Lippe, um die Beherrschung nicht zu verlieren. >Was geht hier eigentlich vor sich? Ich dachte-<, Ariana lehnte sich gegen den Türrahmen, beobachtete wie sich Isabelles Mund und ihr ganzes Gesicht zu dieser Frage bewegten. Einige salzige Tränen verließen ihre Augen und trotzdem sah sie so unverwundbar und wunderschön aus. >Nun ja Simon darf zwar als Mundane nichts von unserer Welt erfahren, aber es besteht die Möglichkeit ihn zu einem Shadowhunter zu trainieren. Er könnte wieder zu uns gehören<, die Schwarzhaarige zog die kleine Rothaarige in ihre Arme und Arianas Körper zog sich bei jedem dieser Worte nur noch mehr zusammen. Wie ungern sie es zugab, aber dieser Nerd könnte zu Arianas größter Konkurrenz werden.
>Wir wollten dir davon erst erzählen, wenn die Sache Hände und Füße hat. Simon ist offiziell dazu bereit im Institut zu trainieren und noch mehr in diese Welt integriert zu werden<, übernahm Alec das Wort, und Ariana wusste nicht, ob sie sich das eingebildet hatte, aber der Schwarzhaarige warf ihr einen kurzen Blick zu, als hätte sie endgültig verloren. Und vielleicht hatte er damit sogar recht. >Das ist alles wirklich neu für mich, aber ich werde versuchen alles wieder so wie vorher werden zu lassen<, Simons Stimme klang so unschuldig und doch fühlte sich Ariana sehr angegriffen. Sie knetete ihre Hände so stark, bis ihre Knöchel weiß hervortraten. >Vielleicht wollen wir ins Taki's gehen und Simon auf den letzten Stand bringen<, Jaces Stimme war die letzte, die sie vernahm, bevor Ariana zurück auf den dunklen Flur trat. Sie konnte das alles einfach nicht mehr. Sie floh zu dem einzigen Raum, der sie von Anfang an in eine andere Welt tauchen lasse hatte – die Bibliothek mit ihrem wunderschönen Flügel.
Sie vertraute darauf, dass die Musik sie die letzten Minuten vergessen lassen konnte. Sie nahm auf dem Samthocker Platz, berührte nach langer Zeit wieder das Hölzerne eines Flügels. Sie ließ einige Töne erklingen und Bilder, wie sich Isabelle und Simon in irgendeiner Gasse küssten, erschienen vor ihrem innere Auge. Sie spielte weiter. Und weiter. Verzweifelt, mit dem Versuch diese Gedanken aus ihrem Kopf zu verbannen. Die Blonde spielte bis ihre Finger wund wurden. Ariana Morgenstern erhellte den Raum mit ihren Tastenklängen, jedoch ohne ihren Kopf dabei leeren zu können. Und erneut kamen wieder Gedanken ihres Bruders hoch.
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ShadowBeauty
FanfictionDie Zwillinge Jonathan und Ariana Morgenstern wurden von der ganzen Welt geführchtet. Ariana zweifelte manchmal vielleicht an den ganzen Umständen, aber zugeben würde sie dies niemals. Sie möchte ihrem Familiennamen eine Ehre bereiten, aber was pass...