Ariana wusste nicht wohin, sie wusste nur, dass sie etwas Abstand brauchte. Sie hatte die Kontrolle verloren, für nichts. Ihre Hände ballten sich zusammen und sie versenkte ihre Fingernägel tief in ihren Handflächen, wollte ihre Gedanken mit Schmerzen ablenken. Sie war dermaßen verwirrt, sie hatte vergessen, dass sie solche Art von Schmerz nicht wahrnahm. Ihr Körper ignorierte dies einfach und verschloss die kleinen Wunden. >Ariana? <, sie hatte nur auf den Boden gestarrt und war von der plötzlichen Stimme überrascht. >Hast du einen Moment? <, sie drehte sich um und sah die flammenroten Haare durch eine Tür lugen.
>Natürlich<, sie folgte Jocelyn in ein kleineres Bürozimmer. >Ich habe nachgedacht<, sie lehnte sich an den schweren Holztisch. Ariana schloss die Tür hinter sich. >Ich würde dich wirklich gern kennenlernen. Ich habe zwei meiner Kinder verloren und ich werde eine Chance, etwas wiedergut zu machen, nicht noch einmal erhalten. Wenn du es willst, wäre ich in der Lage, dich kennenzulernen und zu versuchen, die verpassten 18 Jahre nachzuholen<, Ariana blickte sie etwas ungläubig an, doch schließlich wurden ihre Züge weicher, >das wäre wirklich schön<.
Jocelyn atmete erleichtert aus und begann zu strahlen. Die Person, die sie noch in einen ihrer ersten Nächte verängstigt angesehen hatte, schien eine ganz andere, als die Jocelyn, die nun vor ihr stand. Ariana wusste nicht einmal, warum dieses Angebot sie so glücklich werden ließ. Dass sie sich einfach nach einer Elternfigur sehnte, würde ihre Gedanken natürlich niemals in Erwägung ziehen. Eine kurze Stille entstand und die Blonde sah dies als Zeichen des Gehens. Sie wendete sich zur Tür, hatte den kleinen Knauf bereits in der Hand. >Jocelyn? <, sie hielt inne. >Ja<, Angesprochene lenkte ihre Aufmerksamkeit von Papierunterlagen zu der Nephilim, >Ja? <. >Herzlichen Glückwunsch zu deiner Verlobung<, Isabelle hatte es einst erwähnt und Ariana wollte Jocelyn zeigen, dass es das Richtige war, weiterzuleben.
Jocelyn legte ihren Kopf leicht zur Seite, als versuchte sie, ihre wahren Intensionen zu entschlüsseln. >Ich kenne Lucian nicht wirklich, aber er scheint ein guter Mensch zu sein und nach Dad verdienst du so etwas<, sie nannte ihren Vater selten Dad, doch vor Jocelyn kam es einfach über ihre Lippen. >Das weiß ich zu schätzen, danke<, sie lächelte warm und familiär, genau wie sich Ariana das geborgene Grinsen einer Mutter vorgestellt hätte. Sie wollte sich schon fast wieder umdrehen. >Da fällt mir ein<, Jocelyn schenkte ihr erneut ihre vollste Aufmerksamkeit. >Woher wusstest du, dass Lucian nun der Richtige ist? <, Ariana brannte diese Frage auf der Zunge, auch wenn sie sie schon mehrmals versucht hatte, einfach herunterzuschlucken. >Warum fragst du? <, sie grinste, als wäre die Blondine ihre 12jährige Tochter, die ihrer Mutter von diesem einen Jungen aus der Parallelklasse berichten wollte. Sie schüttelte diesen Gedanken beiseite.
>Nur so<, die Rothaarige schien sich zu erinnern, was Valentine seinen Kindern in Bezug auf die Liebe beigebracht hatte. >Er fühlt sich wie Zuhause an, sein Duft erinnert mich an alles, was ich liebe. Ich fühle mich beschützt, gehütet und gleichzeitig würde ich lieber mich selber verletzten, als ihn in Schmerzen zu sehen<, Ariana schluckte schwer. >Er lässt mich besonders fühlen und was am allerwichtigsten ist: er gibt mir das Gefühl eine Familie und einen Zufluchtsort zu haben<, sie strahlte breiter bei dem Gedanken an ihren Verlobten. >Und es ist wichtig, wenn man so jemanden hat, ihn nie wieder gehen zu lassen<, ergänzte sie bei Arianas nachdenklichem Ausdruck. >Danke, Jocelyn<, sie schenkte ihr ein leichtes Heben ihrer Mundwinkel. Sie sah noch ihren wissenden Blick, bevor sie den kleinen Raum endgültig verließ.
Zielstrebig lief sie zu ihren Zimmer. Sie durchtrat die Tür und musste erneut an--, >Isabelle<. Sie war außer Atem, wusste nicht einmal, weshalb. Die andere Shadowhunterin saß halb liegend auf ihrem Bett und blätterte in einem Taschenbuch herum. Als die Blonde eingetreten war, hob sie ihren Blick. Er schien unergründlich. >Warum warst du tatsächlich schockiert<, Ariana setzte sich ebenfalls an die Bettkante und blickte sie an. >Was meinst du? <, sie wusste genau, was sie meinte, jedoch machte ihr die wahre Antwort unheimlich Angst. Isabelle zog eine Augenbraue hoch in die Luft. >Es war ein Schnitt, warum hast du ausgesehen, als hättest du mich umgebracht<, sie warf das kleine Büchlein auf den Nachttisch und stutzte sich anschließend mit ihren Händen in ihrem Rücken auf.
>Ich hatte nur Bedanken, dass deine Mutter denken könnte, ich tat dies mit Absicht und mich exekutieren lassen würde<, sie setzte ein gespielt freches Grinsen auf. >Ich glaube dir nicht<, sie beobachtete wie Ariana ihr immer näherkam. >Was sollte es sonst sein? <, ihre Stimme war nicht mehr als ein Hauchen und sie wollte Isabelle von diesem Thema abbringen. >Ich habe keine Gefühle, vergessen? <, ihre Lippen streiften die der Schwarzhaarigen und ließen sie für den Bruchteil einer Sekunde genießerisch die Augen schließen. >Ich dachte, du möchtest dieses Spiel nicht mehr spielen<, murmelte die Shadowhunterin unter ihr. >Ich spiele gar nichts<, sie legte ihren Mund auf den ihres Gegenübers. Isabelle fuhr ihre Hände zu Arianas Nacken, um sie tiefer zu ziehen. Sie hatte diesen Geschmack vermisst. Er ließ sie die Welt vergessen und erinnerte sie an einem Ort, wo sie sie selbst sein konnte, ohne beurteilt zu werden. Sie hatte diesen Duft vermisst, der regnerischen Waldnächten unter dem Vollmond nahekommt. Sie hatte diese weiche Haut vermisst, die sie schweben ließ und ihren Körper in Brand setzte.
>Bei den Engeln! <, sie fuhren auseinander und blickten zur Tür. Clarissa hatte sich schockiert umgedreht und sowohl Ariana als auch Isabelle mussten leicht grinsen. >Ich habe dich gesucht, Izzy, und da du nicht in deinem Zimmer warst, wollte ich sichergehen, dass du nicht hier bist<, Ariana ging von der Schwarzhaarigen herunter. >Ich gebe euch mal eine Minute<, die Blonde konnte nicht mit dem Grinsen aufhören. Sie schlang sich an Clarissa vorbei durch die Tür und schloss diese hinter sich. Ariana lehnte sich an die Wand, und hörte natürlich ganz ungewollt jedes einzelne Wort. >Es ist also wahr? <, sie hatte Clarissa noch nie dermaßen erlebt. Sie schien die Ruhe vor dem Sturm zu sein. >Es gibt andere Wege, bei seinen Eltern zu rebellieren, Izzy<, damit hatte Ariana wirklich nicht gerechnet.
>Wenn das meine Intension wäre, hätte ich es ihnen wahrscheinlich gesagt, Clary<, Isabelle schien sich alles andere als angegriffen zu fühlen. >Warum tust du es sonst? <, sie wurde lauter, aber man bemerkte, wie nahe sich die beiden standen. >Anfangs brauchte ich einfach eine Ablenkung von Simon, okay?! Ich musste einfach wieder etwas fühlen, diese Leere füllen<, Arianas Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Sie wusste dies bereits und trotzdem war es hart, es aus ihrem wunderschönen Mund zu hören. >Warum hast du es nicht beendet, als Simon wieder da war? <, sie klang besorgt und neugierig, versuchte ihrer besten Freundin ein unterschwelliges schlechtes Gewissen einzureden. >Weil ich begonnen hatte zu heilen, Clary. Ich war seit diesem Tag wieder glücklich. Ich wollte es eine ganze Weile verdrängen, aber Ariana macht mich glücklich<, die Blonde schluckte hart.
>Und ja, Simon war meine erste große Liebe, aber ich bin über ihn hinweggekommen. Er ist mir immer noch wichtig, aber diese ganze Sache hatte meine Gefühle für ihn stark geschwächt. Ich hatte mich darauf eingestellt, ihn für ewig verloren zu haben und meine Empfindungen für ihn sind zusammen mit seinen Erinnerungen verschwunden<, Ariana biss auf ihre Unterlippe. >Izzy, sie wurde von Valentine aufgezogen. Den manipulativsten Mann, den ich kenne. Wer sagt dir, dass sie dir das alles nicht nur vorspielt, einfach um dich fallen zu lassen? <, die erdnkelte Nephilim drückte sich näher an die Wand. >Jace wurde auch von ihm aufgezogen und er ist dein Freund<, sie klang selbstbewusst, fürs Erste. >Du weißt, dass das etwas anderes ist. Ariana trägt Dämonenblut in sich. Sie trägt das Blut von der verdammten Dämonenkönigin in sich, Izzy, ohne etwas wie einen Anker--<, sie schwieg auf einmal.
Arianas Augen weiteten sich und sie spannte ihren gesamten Körper an. >Was ist, Clary?<, Isabelle klang besorgt. >Nichts. Ich kann dir nicht vorschreiben, mit wem du dich daten sollst, Izzy, aber als Freundin muss ich dich warnen. Sie wuchs zwischen Valentine und Jonathan in der Hölle auf, sei einfach nicht leichtsinnig<, sie ließ Isabelle keine Möglichkeit irgendetwas zu antworten und stürmte aus dem Zimmer. Sie blickte Ariana kurz in die Augen. >Hast du es ernst gemeint<, sie sprach leise, wollte nicht, dass Isabelle etwas hörte. >Was genau? <, Ariana blickte sie unschlüssig zurück an. >Du sagtest du hättest einen Anker gefunden, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Ist es Isabelle? <, fragte die Rothaarige ohne es wirklich in Frage gestellt zu haben.
Ariana wusste nicht, was sie sagen sollte. Clarissa schien dieses Schweigen als ein ja zu interpretieren. >Ich hoffe, das funktioniert wirklich<, sie machte auf dem Absatz kehrt. >Clarissa<, nannte sie sie, wie sie es von ihrem Vater gelernt hatte. >Auch wenn du es nicht glauben magst, aber Isabelle ist mir wichtig, wichtigster als sie es sein dürfte. Ich würde sie niemals verletzen<, Clarissa schien nun die Sprachlose zu sein. Sie nickte, oder deutete etwas in diese Richtung an und verschwand schließlich in der Dunkelheit des Korridors. „Ich würde sie niemals verletzen", diese Worten halten in ihren Kopf wieder und etwas in ihrem Inneren sagte ihr, dass sie diesen Versprechen nicht halten konnte, schließlich hatte sie keine Ahnung von der Zukunft.
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ShadowBeauty
FanfictionDie Zwillinge Jonathan und Ariana Morgenstern wurden von der ganzen Welt geführchtet. Ariana zweifelte manchmal vielleicht an den ganzen Umständen, aber zugeben würde sie dies niemals. Sie möchte ihrem Familiennamen eine Ehre bereiten, aber was pass...