Arianas Hand suchte nach Halt, nach Zuversicht. Sie ertastete die kleine Hand ihres Bruders und klammerte sich an sie, als würde nur die leichte Berührung sie auf dieser Erde halten. Gemeinsam tätigten sie einen Schritt voran. Sie standen in der Mitte des Pentagramms, ließen sich keine Angst anmerken, keine Freude, einfach nichts. Ariana spürte den harten Blick ihres Vaters in ihrem Nacken, ihre Hand begann zu zittern. Um sie herum sprangen Flammen aus dem morschen Dielenboden. Die kleine Bonde drückte noch mehr die Hand ihres Bruder, sah ihn an, brauchte eine Stütze. Dieser fixierte sich jedoch auf das Feuer um sie herum. Ariana hätte es verletzten müssen, diese stechenden Flammen, aber sie spürte nichts. Sie kniff ihre Augen fest zusammen, wartete auf die größten Schmerzen ihres Lebens. Stattdessen stand sie im nächsten Herzschlag auf einem sandähnlichen Untergrund. Sie öffnete ihre Augen und sah nichts als weites Ödland. Am Himmel durchbrachen drei schwarze Mondfragmente den feuerroten Himmel. Fliegende Dämonen durchzogen die unendlichen Weiten. Jonathans Begeisterung zog sich über sein gesamtes Gesicht, während Ariana sich hinterfragte, ob dies eine Belohnung oder eine Strafe war. Ihre kleinen Beine trugen sie stundenlang durch die trockene Landschaft bis sie schließlich eine dunkle Festung erreichten. Neugierig bahnten sie sich ihren Weg zum Hauptraum hervor, wo bereits eine Dame in einem langen Silberkleid stand. >Meine Kinder<, sie drehte sich zu ihnen herum. Lächelte auf eine Weise, wie es nur eine stolze Mutter konnte. Ihre dunklen Lippen wurden auf Arianas Stirn gepresst. Ihre Haut fühlte sich an, als würde sie von ihnen heraus verbrennen. Sie hätte geschrien, aber sie bekam einfach keine Luft...
>Miss Lightwood, Sie dürfen nicht hier sein<, die Stimme eines Wächtern riss die Blondine aus ihren Erinnerungen. >Meine Mutter bat mich die Gefangene auf eine Stele zu untersuchen, da sie in ihrem Zimmer nicht gefunden worden ist. Wenn Sie mir nicht glauben, können Sie sie selbst fragen, jedoch ist sie wirklich gestresst. Ich würde es nicht darauf ankommen lassen<, Isabelle trat so selbstbewusst und bestimmt wie immer auf, was Ariana sofort dazu brachte, aufzuspringen. Der Wächter ließ sie vorbei und die Schwarzhaarige schlenderte in ihren Absätzen wie eine wahre Göttin. Oder vielleicht machte diese Impression die Rundlichter an der Decke und einfach Arianas Wahrnehmung von der wunderschönen Shadowhunterin aus.
Der Nephilim vor der schweren Eisentür ließ sie passieren und schloss sie hinter sich. Die Lightwood kam auf die Morgenstern zu, mit einem Blick voller Ernsthaftigkeit. >An die Wand<, sagte sie nur und Ariana folgte ihr aufs Wort. Sie stellte sich mit gehobenen Händen und mit dem Rücken zu Isabelle an die Wand. Sie spürte diesen warmen Körper hinter sich, schloss für den Bruchteil einer Sekunde die Augen, wünschte sich weit weg von Soldatenaugen. Isabelle legte ihre Hände an Arianas Taille, tastete sie von oben bis unten ab. >Hast du die Waffen gestohlen<, hauchte sie, als sie am nächsten an ihren Ohr war. >Natürlich nicht<, sprach Ariana leise gegen die Wand. Isabelle schmiegte sich noch näher an ihren Rücken.
>Wir arbeiten daran. Wer weiß was sie in Idris erst mit dir machen<, flüsterte sie und berührte jede Stelle ihres Körpers. >Du solltest aufhören bevor ich dich vor den Wachen ausziehe<, murmelte Ariana. >Umdrehen<, sagte Isabelle streng und plötzlich standen sich ihre Gesichter gegenüber. Die Nephilim mit den schwarzen Augen spürte Isabelles Atem auf ihren Lippen, welche sofort zu kribbeln begannen. Ariana befeuchtete ihre, um sich von diesem Gefühl abzulenken und ihr Gegenüber verfolgte jede Regung ihrer Zunge. >Alles sauber<, sagte Isabelle leicht abgelenkt. >Du bist so süß, wenn du ernst bist<, hauchte Ariana und bewegte sich nur einige Millimeter nach vorne, nur um Isabelle berühren zu können.
>Du solltest nicht mit mir flirten<, flüsterte die Schwarzhaarige außer Atem, mit dem Blick stets auf Arianas Lippen fixiert. >Sieh es als Ansporn<, Ariana blickte über Isabelles Schulter und nutzte den unbeobachteten Augenblick um über ihren flachen Bauch zu fahren. Bevor sie sie erreichte, trat die Schwarzhaarige jedoch einen Schritt zurück. >Gute Nacht, Isabelle<, Ariana säuselte ihren Namen und ließ diese atemberaubenden Augen verdunkeln. Isabelle schüttelte ihren hübschen Kopf, versuchte Kontrolle und Klarheit zu gewinnen. Ariana zwinkte ihr kaum merklich zu. Die Schwarzhaarige verließ durch die offengehaltenen Tür das Verließ und stolzierte zum Aufzug. Sie riskierte einen kurzen Blick über ihre Schultern, bevor sie schließlich in diesen einstieg und sich nach oben fahren ließ. Ariana erfreute sich einen kurzen Moment daran, wie sie dieses Mal diejenige war, die die Kontrolle behalten hatte, anderseits hätte sie dies jedoch lieber in ihrem Schlafzimmer als in einer Zelle ausgelebt. Weiter als vorher war sie nicht und sie war ganz kurz verzweifelt. Schon bald erwartete Elliot sie und sie stufte ihn als zu gut ein, um ihn zu enttäuschen. Ariana wollte etwas Abstand von ihren stetigen Gedanken, versuchte also auf dem kleinen Feldbett etwas Schlaf zu suchen.
Sie verfiel für Minuten in einen Halbschlaf, schreckte direkt wieder auf. Dies ging die ganze Nacht so. Arianas Seele schien nicht zur Ruhe zu kommen, wenn sie so weit von Isabelle getrennt war. Was passierte, wenn sie in Gefahr schwebte? Hier konnte ihr Ariana nicht helfen und dies ließ ihre Gedanken nicht los. Letztendlich setzte sie sich eine Weile aufrecht hin, wartete bis die Sonne gefühlter Maßen aufging. Stille. Es war so ruhig, dass ihre eigenen Gedanken sie anzuschreien versuchten. Und so saß sie den ganzen Tag allein in ihrer Zelle, die Wachen blendete sie vollkommen aus und ihr Dämonenblut rief nach der leichten Nachtluft. Nacht - Arianas Gedanken begannen zu rasen. Sie musste hier raus. Nicht nur wegen Elliot und dieser sinnigen Verabredung, vor allem da Ariana einfach nicht auf eine lange Zeit eingesperrt sein konnte. Fieberhaft blickte sie sich um. Sie durfte nichts falsch machen, wenn sie unbemerkt abhauen wollte. Die Wachen schienen alle schläfrig zu sein, da sie ebenfalls die letzte Nacht durchgemacht hatten.
Arianas Augen fielen auf die Tür, die Tür einen Millimeter offenstand, da sich Isabelles Silberschlang teilweise um die Türscharniere geschlungen hatte. Ihr Blick zuckte ständig zu dieser Stelle. Leise und elegant schwebte sie zu der Eisentür. Drückte sie leicht auf und nutzte die kleinmöglichste Spalte, um hindurch zu schlüpfen. In einer Blitzgeschwindigkeit und ohne ein Geräusch von sich zu geben, huschte sie zum Aufzug und ließ sich unbemerkt nach oben fahren. Ariana lächelte kurz über den Fakt wie unaufmerksam diese Nephilim sind, aber sie wollte sich nicht beklagen. Endlich war der Aufzug im Erdgeschoss angekommen und sie machte sich auf den Weg zur Außentür.
>Dein Ernst?! <, eine aufgebrachte Stimme mit einem enttäuschten Unterton ließ sie innehalten und sie wünsche sich zum ersten Mal diese eben nicht zu vernehmen. >Ich gab dir eine Möglichkeit zu fliehen für Notfälle und was machst du, du gehst keine Ahnung wo hin<, plötzlich stand sie der Schwarzhaarigen so nah. Sollte sie bleiben? Eingesperrt sein und nach Idris gehen, und Isabelle nie wiedersehen? Oder durch diese Tür verschwinden und vielleicht nicht mehr zurückkönnen? >Isabelle, diese Shadowhunter werden mich in einigen Stunden nach Idris schicken<, Ariana legte ihre kühlen Hände an Isabelles Wangen. Diese schloss für eine kurze Zeit die Augen, lehnte sich leicht gegen die sanfte Berührung. >Sobald sich die Lage gelegt hat, komme ich zurück<, hauchte die Nehphilim. >Versprochen? <, flüsterte Isabelle und sah der Blonden tief in die Augen. Ariana sah in diesem unendlichen Braun so viel Wärme und Hoffnung. So viel Verlust und Leid. >Versprochen<, sie besiegelte dies mit einem Kuss. Er war soviel anders als alle, die sie bis jetzt geteilt hatten. Er hatte nichts von Verlangen oder Begierde. Er war zärtlich, süß und ließ die Blonde verrückt werden. Ihre Knie wurden schwach und als Isabelle voller Hingabe erwiderte, erweckte sie jeden Nerv in Arianas Körper, sogar von welchen, von dessen Existenz sie bis jetzt nicht einmal ahnte.
Im nächsten Atemzug stand sie allein auf den Straßen von New York. Jedenfalls fühlte sie sich allein. Ihre Lippen prickelten immer noch, waren voll von Isabelles himmlischen Geschmack. Isabelle - sie hatte sie angelogen, irgendwie. Ariana hatte keine Angst vor Idris, aber mittlerweile davor Menschen zu enttäuschen, denn sie tat ihr ganzes Leben nichts anderes. Ihr Magen drehte sich um - sie hatte diese unglaubliche junge Frau angelogen, den einzigen Menschen, den sie niemals anlügen wollte. Sie schnürte ihren Mantel enger um sich, den sie sich beim Rausgehen gegriffen hatte, um die leere Kälte aus ihrem Inneren zu verbannen. Sie musste nach vorne blicken, aber sie hatte Isabelle- Bei diesem Stichwort begann ihre hintere Hosentasche zu vibrieren. Reflexartig schoss ihre Hand zu der Stelle und zog ein schwarzes Handy heraus. Ariana Morgenstern entsperrte es mit ihrem Fingerabdruck und lass die einzig angezeigte Nachricht.
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ShadowBeauty
FanfictionDie Zwillinge Jonathan und Ariana Morgenstern wurden von der ganzen Welt geführchtet. Ariana zweifelte manchmal vielleicht an den ganzen Umständen, aber zugeben würde sie dies niemals. Sie möchte ihrem Familiennamen eine Ehre bereiten, aber was pass...