Chapter forty-six

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>Morgenstern hat alles allein geschafft<, der Soldat hinter sich legte eine Hand auf ihre Schulter. Sie verfärbte sich schwarz, zerbröckelte. Ariana vernahm nur noch sein Geschreie in ihrem Nacken, bis er zu Boden fiel. Mit weit aufgerissenen Augen schaute sie von seinem Hinterkopf zu der Königin. Sie wirkte ebenfalls schockiert. >Was habe ich erschaffen? <, hauchte sie. >Eure Majestät, ich stelle eine Gefahr für Sie und Ihr Volk dar. Ich möchte Sie nicht verletzen und auch wenn ich keine Bleibe habe, bitte ich um die Erlaubnis den Lichte Hof zu verlassen, um Sie zu schützen<, Ariana strich sich eine lose Strähne aus dem Haar.

>So schwer es mir auch fällt, dies scheint die einzig vernünftige Möglichkeit<, ihre Mundwinkel hoben sich minimal und ihre Augen schienen tatsächlich enttäuscht. >Auf Wiedersehen, meine wunderschöne Königin<, Ariana hatte sich an sie gewöhnt. Sie hatte sich daran gewöhnt, dass sie von Baumstämmen aß oder dass ihre Decke aus Blättern bestand. Das war das Einzige, was ihr geblieben war. Plötzlich hatte sie erneut nichts. >Geben Sie Acht auf ihr Volk<, Ariana verbeugte sich und verließ anschließend den Lichte Hof. Über dunkle Erdwege fand sie schließlich eine Treppe, die sie bereits gesehen hätte, wenn sie bei ihrem ersten Mal nicht bewusstlos gewesen wäre.

Sie trat die Treppen empor, ihre Flügel hingen lasch herunter. Oben angekommen kam sie an den verschleierten Felsen, der sie in einen Park führte und seit Tagen floss wieder städtische Luft in ihre Lungen. Glücklichweise war sie vor Mundaneaugen versteckt. Sie schlenderte durch den Park. Sie war frei. Ihr ganzes Leben lang war sie an andere gebunden oder hatte jemanden, der ihr Befehle erteilte, doch jetzt in diesem Moment, gab es nur noch sie und ihre mitternachtsschwarzen Flügel. Niemand um sich herum. Sie breitete ihre Schwingen aus und ließ sich vom Wind tragen. Es ließ sie nur noch freier fühlen. Ariana hatte immer angenommen, dass das der Sinn ihres Lebens sei, frei zu sein. Aber es gab ihr überhaupt nichts. Sie fühlte sich allein. Allein über der Welt, wie ein Zuschauer, kein Teilhaber.

Die Blonde vertraute auf ihre Flügel, schloss die Augen und ließ sich leiten. Sie genoss diese klare Luft und den leichten Festtagsduft in der Luft. Sie hatte keine Ahnung, wie lange Weihnachten und somit ihre letzte Nacht mit Isabelle her war. Isabelle. Mit den Flügeln waren ihre Fähigkeiten zu fühlen, zurückgekommen. Ihre Augen begannen zu brennen, und dies lag nicht an der eisigen Luft. Sie stand auf ihren Füßen, als sie ihre Lider schließlich öffnete. Sie befand sich vor einem alten, heruntergekommenen Kirchengebäude. Jedenfalls würden Mundanes dies sehen.

Ariana hingehen lag ihren Blick auf wunderschöne Buntglasfenster, leuchtende Flure und beeindruckende Turmspitzen. Sie liebte den Charme des New Yorker Institutes, hatte sie schon immer. Ariana blickte durch ein bestimmtes Fenster. Es gewährte Einsicht, auf das Zimmer, welches einst Isabelle gehört hatte. Sie wusste, ohne darüber nachzudenken, wo es sich befand. Ein trauriges Lächeln zierte ihre Lippen.

Es hätte ein Trick der aufgehendes Sonne und ihrem größten Begehren sein können, aber die Blondhaarige hätte schwören können, einen dunklen Schatten in genau diesem Fenster zu sehen. Ihre feuchten Augen blinzelten einige Male, bis aus dem Schatten eine feste Gestalt wurde. Ein wunderschönes Mädchen strich ihre langen schwarzen Haar hinter ihr Ohr und blickteträumerisch aus dem Fenster. Ihr feuerroter Lippenstift bereitete der rötlichen Sonne Konkurrenz. Ariana schüttelte den Kopf, das war unmöglich. Aber Ariana Morgenstern musste sich sicher seien. So tat sie all die Dinge, die sie vermeiden wollte. Sie trag durch das Zauntor, die Türen der Kathedrale öffneten sich, als sie sich ihnen näherte. Sie schritt den langen Gang entlang, erklomm die Etagen bis sie Isabelles Tür erreichte. Ihre Hände begannen heftig zuzittern. Isabelle war tot, sie starb vor ihren Augen! Sie rutschte von dem Türgriff ab. Ihr Bogen war fest an sich geklammert, ihr Herz pumpte in ihren Ohren. Und dann stieß sie die Tür auf.

Dort stand sie. Mit ihrer silbernen Elektroschlange, kampfbereit gegenüber Eindringlingen. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss. Ariana verbrannte innerlich, erneut. Heiße Tränen stahlen sich aus ihren Augenwinkeln und befeuchteten ihre Wangen. Niemand sagte etwas, keine Worte waren bei einer solch starken Bindung nötig. „Ich liebe dich auch, Isabelle", waren die einzige Worte, die sie hätte sagen können, aber sie war einfach nicht in der Lage dazu gewesen. Ihr Hals war ausgetrocknet und in ihrem Kopf flackerte jede einzelne Erinnerung von Isabelle auf. >Du hast mich weinend in einem Schneesturm zurückgelassen<, Isabelle umklammerte ihre Peitsche. >Du hast mich gedemütigt<, Isabelle hätte sie wahrscheinlich in Stück gerissen, wenn die Tür nicht in diesem Moment aufgesprungen wäre.

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