Wir blieben lange so sitzen und weinten einfach nur. Irgendwann lösten wir uns aus der Umarmung und sagte:
"Samu, ich liebe dich auch, habe dich wahnsinnig vermisst. Mich stört es auch nicht, das du Sänger einer recht berühmten Band bist. Aber du hast mir weh getan, verdammt weh getan, auch wenn du das nicht wolltest. Ich weiß nicht, ob es noch eine Zukunft für uns gibt, aber ich werde dich hier, heute und jetzt nicht sofort zurück weisen. Ich brauche definitiv Zeit. Zeit um wieder vertrauen aufzubauen und zu lernen, mit dem was passiert ist, umzugehen. Ich würde vorschlagen, das wir die sache sehr langsam angehen lassen und sehen, was sich so entwickelt."
"Damit kann ich leben und freue mich, wieder ein Teil deines Lebens zu sein" sagte er, "Nichts habe ich mir mehr gewünscht."
Ich kuschelte mich an seine Schulter und wir redeten ein bisschen. Was wir die letzten Monate gemacht haben, wie es bei ihm so abläuft mit der Band, wie oft er zuhause ist, wielange er unterwegs ist und ich stellte fest, er ist erschreckend selten zuhause.
"Und wielange kannst du jetzt bleiben" fragte ich ihn.
"Leider nur 3 Tage, aber wie gesagt, für dich würde ich das alles stehen und liegen lassen. Ich würde alles aufgeben und meine Band verlassen und ich würde für dich sogar nach Deutschland ziehen. Du musst nur ein Wort sagen." erwiderte er.
Ich überlegte lange.
"Macht es dir Spass?" fragte ich weiter.
"Ja, es macht so unglaublich viel Spass. Auf der Bühne stehen, singen, zu hören, wie die Fans jedes einzelne Wort mitsingen können, mit den Jungs stundenlang an neuen Songs basteln, das alles ist der Wahnsinn. Auch wenn es anstregend ist." erklärte er.
"Und Finnland? Du könntest einfach deine Heimat verlassen? Dein zuhause?" fragte ich.
Er überlegte kurz und antwortet dann: "Ja, Finnland ist meine Heimat und ich würde es vermissen, aber man könnte ja Urlaub da machen. Doch mein Zuhause, meine Zuhause ist da, wo du bist und dir würde ich überall hin folgen."
Er sprach mit so viel begeisterung, das ich mich fragte, ob er das wirklich einfach so alles hinter sich lassen konnte.
"Ich sehe, merke und höre, das du das nicht so einfach aufgeben könntest. Auch wenn du wolltest. Es würde vielleicht eine zeitlang gut gehen, doch dann? Dann würdest du das alles schrecklich vermissen. Deine Heimat, deine Jungs, die Band, das singen auf der Bühne, die Konzerte. Wie kann ich das von dir verlangen? Wie kann ich wollen, das du etwas aufgibst, das du liebst? Irgendwann würdest du mir Vorwürfe machen, das ich das verlangt habe. Vielleicht würdest du es mir nie sagen, aber du würdest es denken und damit könnte ich nicht leben. Ich kann und werde nicht von dir verlangen, das du deine Band und die Jungs im Stich lässt, oder deine Heimat verlässt. Ich weiß, wir kriegen das irgendwie hin, auch wenn es schwer wird." meinte ich zu ihm und sah ihn an.
Er weinte. Ihm liefen tatsächlich die Tränen übers Gesicht. Er nahm mich in den Arm und hielt mich ganz doll fest. Wie sehr habe ich das vermisst, wie sehr habe ich ihn vermisst. Seine Stimme, seine Augen, sein Duft.
"Ich liebe dich Tessa, ich liebe dich so sehr" füsterte er mir zu.
Ich sah ihm fest in seine Augen und küsste ihn. Ich küsste ihn sanft, zärtlich und lange. Und er erwiderte den Kuss mit so einer leidenschaft, das mir schwindlig wurde. Wir werden es schaffen, jetzt, in genau diesen Augenblick weiß ich, das wir beide das schaffen werden und bin einfach nur glücklich, das er wieder hier ist.
Als wir uns endlich wieder voneinander lösen konnten, musste ich erstmal dringend ins Bad und mich abkühlen. Ganz schön heiß heute, oder? Nach dem ich mich wieder etwas hergrichtet hatte, ging ich wieder zu ihm und fragte, ob er Hunger hatte. Natürlich, wann mal nicht, war seine Antwort, hmm, hätte ich mir denken können. Ich ging in die Küche und machte fix ein paar Bouletten mit Kartoffelpüree, jetzt machte es sich bemerkbar, das ich so gut wie nie einkaufen war und könnte fluchen. Ich stand am Herd, die Bouletten brutzelten vor sich hin und ich spürte, ohne mich umzudrehen, das er hinter mir stand. Ich drehte mich um und tatsächlich, er stand im Türrahmen und beobachtete mich mit einem schüchternen lächeln. Jetzt, wo ich ihn näher betrachten konnte, sah man deutlich, da er ganz schön abgenommen hatte und ziemlich schmal geworden war. So konnte das nicht weiter gehen und beschloss mich die nächsten Tage sehr gut um ihn zu kümmern. Vielleicht kam ja mein Appetit dann auch wieder.
"Wo schläfst du eigentlich die nächsten Tage?" erkundigte ich ihn.
"Im Hotel, wie immer, wenn wir unterwegs sind" sagte er, "Die Jungs sind auch mit. Zum einen wollen sie sich auch entschuldigen und zum anderen wollten sie mich nicht alleine lassen" meinte er entschuldigend.
"Und Riku? fragte ich.
Er überlegte kurz und meinte dann: "Riku ist nicht mehr derselbe seit dem. Ist total ruhig geworden. Redet kaum noch mit uns und kapselt sich ab. Ich weiß nicht, was er Jessi erzählt hat, aber zu uns meinte er, sie wollten nur Spass haben und den hatten sie wohl auch. Trotzdem irgendwas ist anders mit ihm. Ich würde glatt behaupten, er vermisst sie, auch wenn er das nie zu geben würde."
"Ja, sowas sagte Jessi auch. Aber sie hat zugegeben, das sie ihn vermisst" schmunzelte ich.
"Dann sollten wir ein Treffen arrangieren?" fragte er vorsichtig.
Irgendwie ging mir das zu schnell, doch anderseits blieben sie nur 3 Tage. Ich sprang über meinen Schatten.
"Ruf die Jungs an und lock sie heute Abend her und ich schreib Jessi. Allerdings hab ich weder was ess-, noch was trinkbares hier" meinte ich nun entschuldigend.
"Die Jungs können sich darüm kümmern, im Hotel wird sich schon was finden lassen. Ich hoffe sehr, das Jessi und Riku genauso über ihren Schatten springen können, wie du eben" sagte er und lächelte mich an.
"Woher...?"
"Ich kenn dich, ich habs dir angesehen" erwiderte er.
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Never alone
FanfictionDie 25 jährige Tessa macht mit ihren Freundinnen Urlaub in Spanien. Dort verändert sich ihr Leben komplett. Doch ist sie stark genug? Ihre Liebe groß genug? Ihr Vertrauen, ihre Liebe, ihre Hoffnung werden immer wieder auf eine harte Probe gestellt.