Kapitel 58

231 12 2
                                    

Ich schaute ihn an. Auch er hatte geweint. Man sah es deutlich an den roten Augen. Auch sah er ziemlich bedrückt und traurig aus. Ich nickte Jessi zu und sie ging zurück zum Hotel. Samu setzte sich neben mich, legte mir seine Jacke um die Schulter und schwieg erstmal. Ich zog mir die Jacke dankend an und wartete geduldig, bis Samu so weit war.


"Lass mich bitte ausreden, ok" meinte er und ich nickte. Ich sah, das es ihm schwer viel. Ich nahm seine Hand, drückte sie leicht und nickte ihm aufmuntert zu. Er holte nochmal tief Luft.


"Also zuerst einmal, es tut mir so wahnsinnig leid. Ich weiß nicht, wie oft ich mich bei dir in den letzten Tagen entschuldigen musste, aber ich weiß, das es zu oft war. Ich weiß nicht mal genau, wie ich darauf komme, das ihr eine Affäre habt, doch ich hab mich in den letzten Tagen so sehr da hineingesteigert, das ich vorhin rot gesehen hab. Riku und du, allein auf dem Balkon, war zu viel für mich. Und nein, ich gebe auch nicht dem Alkohol die Schuld. Es ist einzig und alleine meine Schuld. Ich war so ein Depp. Riku hat mir die SMS aus dem Restaurant gezeigt und mir alles erklärt. Warum er mit dir gefahren ist am Strand, und was ihr heute gemacht und worüber ihr geredet habt. Er hat mir auch erzählt, das du Jessi und Jessi ihm alles erzählt habt. Und das war gut so. Ich wusste nicht, das es dich so sehr mitgenommen hat, das du dir soviele Gedanken um mich gemacht hast und das du trotz alledem zu mir gehalten und mich in Schutz genommen hast. Es hätte nie so weit kommen dürfen und ich danke Riku und Jessi, das sie für dich da waren. Es tut mir so leid. Ich hätte es besser wissen müssen. Ich hätte nie an deiner Liebe zu mir zweifeln dürfen. Dafür gibt es keinen Grund, wie ich nun auch endlich begriffen hab. Ich war so ein idiot. Ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen. Ich liebe dich doch so sehr und kann ohne dich einfach nicht mehr leben. Niemals möchte ich mehr von deiner Seite weichen. Niemals dir wieder solche Sorgen und Kummer bereiten. ich werde hart an mir arbeiten und versuchen, mich wieder ein wenig in den alten Samu zu verwandeln" erklärte er mir und beendete mit diesen Worten seine Rede.


Er sah mich mit großen, traurigen Augen an, und es liefen vereinzelt Tränen an seinen Wangen runter.

Ich wischte sie die Tränen weh, sah ich fest in die Augen und sagte "Wenn du in Zukunft nochmal solche oder andere Gedanken haben solltest, dann rede bitte sofort mit mir, ok? So hätten wir uns viel Leid ersparen können".


"Das werde ich tun" versprach er.


Ich setzte mich auf seinen Schoß und gab ihm ein vorsichtigen Kuss. "Ich liebe doch nur dich, mein kleiner blonder Engel. Vergiß das nie wieder" flüsterte ich ihm zu und küsste ihn wieder.


"Das werde ich nie wieder vergessen, meine kleine Tessa" hauchte er mir zu erwiderte den Kuss.


Wir blieben noch ein bißchen sitzen und gingen anschließend ins Hotel zurück. Dort angekommen, nahm ich mir ein Bier, meine Zigaretten und machte es mir auf dem Balkon bequem. Samu ging wieder zu Riku, um sich noch mal zu entschuldigen. Ich nahm gerade ein Schluck von dem kühlen Bier, das mir ein bisschen half mich innerlich zu beruhigen, als Osmo den Kopf durch die Tür steckte.


"Na kleine, alles ok" fragte er besorgt.


Ich nickte und bot ihm ein Bier an, was er dankend annahm.


"Das gab eben einen ordentlichen Schreck. Ich dachte, die prügeln sich gleich. Doch Riku hat Samu erst kalt duschen geschickt und es dann mit Worten geschafft, Samu ganz klein zu kriegen. Samu hat sich alles, still schweigend, angehört, dann ewig geweint und sich dann tausendfach bei Riku und auch bei Jessi entschuldigt" erklärte er mir.


"Gut, das wir das endlich geklärt und sie sich wieder vertragen haben. Ich verstehe nur immer noch nicht, wie Samu überhaupt auf den Gedanken kam. Irgendwas muss doch der Auslöser gewesen sein" grübelte ich.


"Das weiß ich leider auch nicht" überlegte Osmo.


Wir tranken schweigend unser Bier und gaben uns unseren Gedanken hin. Nachdem Osmo sein Bier alle hatte, verabschiedete er sich ins Bett. War schon fast halb 3 nachts, wie ich danach feststellte. Ich trank mein Bier leer, rauchte noch eine, stellte die Flaschen weg und ging duschen und mich fürs Bett fertig machen. Danach kuschelte ich mich ins Bett und versuchte wach zu bleiben, bis Samu kam.


Ich wurde durch ein leichtes Poltern wach und zuckte leicht zusammen.


"Sorry, wollte dich nicht erschrecken. Geh noch kurz ins Bad und dann komme ich auch ins Bett" flüsterte Samu und zwinkerte mir zu.


Ich nickte und schaute auf die Uhr 03:47 Uhr. Anscheinend bin ich doch eingeschlafen. Ich starrte die Decke an und schaffte es diesmal, wach zu bleiben, bis Samu kam. Er kam ins Bett gekrochen, legte sich auf den Rücken, so das ich mein Kopf wieder auf seine Schulter legen konnte. Meine Hand lag auf seine Brust und streichelte diese langsam.


"Riku hat mir von dem Shoppingplan morgen bzw später erzählt. Hast immer noch Lust oder willst das lieber absagen" fragte Samu.


"Ich hab immer noch Lust und ich hab keine sauberen Klamotten mehr, da ich nur für 3 Tage mitgenommen hatte" erwiderte ich müde.


"Ok, dann gehen wir morgen alle shoppen. Die anderen Jungs kommen alle mit, wenn das ok ist" antwortete er.


Ich nickte nur schwach.


"Es tut mir so leid, kleine Tessa. Ich wollte das alles nicht. Ich wollte dir nicht so weh tun. Wenn ich in Zukunft irgendwas mache, was falsch ist, dich verletzt oder ähnliches, dann sag es mir bitte sofort, ok" fragte er.


Ich nickte wieder, gab ihm einen Kuss und schon sind meine Augen wieder zugefallen.
Als ich wach wurde, stellte ich mit erschrecken fest, das es fast 13:00 Uhr war. Ich sprang aus dem Bett, ging duschen und Zähne putzen und wieder ins Zimmer um mir was anzuziehen. Da sah ich einen Zettel auf dem Bett liegen. Er war von Samu. Ich setzte mich und begann zu lesen.


"Es tut mir so weh, dich so sehr verletzt zu haben. Dich verdächtigt zu haben, dich mit jemanden anderen zu vergnügen. Ich sitze hier im Bett, beobachte dich, wie du friedlich neben mir schläfst und frage mich, womit ich, ausgerechnet ich, dich verdient habe. Ich liebe dich so sehr, das ich in jeder einzelnen Sekunde nur an dich denke. Ich brauche nur an dich denken und ich bekomme gute Laune. Jeder Tag ohne dich, ist ein verlorerer Tag. Jeder Tag, ohne ein Lächeln von dir ist ein sinnloser Tag. Eigentlich hätte ich es gar nicht verdient, das du mir das so schnell verziehen hast. Doch ich bin so froh, das es so ist. Ich werde, solange die Tour noch andauert, nichts mehr trinken. Keine wilden Partys mehr feiern, zumindest nicht ohne dich Wink Ich werde jeden Tag hart an mir arbeiten, damit es nie wieder zu solchen Mißverständnissen kommt. Das ich nie wieder so wütend werde. Ich weiß, das es hart wird, aber ich weiß, du bist an meiner Seite und alleine deswegen, werde ich das schaffen! Ich liebe dich, meine kleine süsse Tessa. Nie wieder ohne dich! Freu mich schon auf später.
In Liebe Samu"


WOW. Ich war sprachlos. So offen ist Samu nicht oft, umso überraschter und erfreut war ich jetzt. Da tropfte eine Träne auf das Papier und ich wischte sie schnell vorsichtig weg. Ich lass mir den Brief noch zweimal durch. Er war so schön geschrieben, so gefühlvoll und man konnte seine Liebe förmlich beim Lesen spüren. Das war so wunderschön.


Ich legte den Brief ordentlich weg, zog mir was an und ging auf den Balkon eine rauchen, als es an der Tür klopfte. "Herein" rief ich und Jessi steckte den Kopf durch den Türspalt. Ich winkte sie herein und sie leistete mir Gesellschaft.

Never aloneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt