Im Hotelzimmer angekommen, ließ er meine Hand los und ging duschen. Ich rieb mir mein rotes Handgelenk und hielt es unter kaltem Wasser. Warum hat er die ganze Zeit so fest zugedrückt? Hab ich irgendwas falsch gemacht? Hatte er Angst, das ich verschwinden könnte? Allerdings traute ich mich auch nicht zu fragen.
"Was machst du da" fragte er nicht gerade freundlich und ich zuckte zusammen.
"Ich, ich hab mir die Hände gewaschen" stotterte ich als Antwort und hoffte, er würde mir diese kleine Lüge glauben.
"Willst dich wohl reinwaschen von mir. Bin ich dir zu dreckig? Bin ich nicht mehr gut genug für dich?" fragte er mit einmal total sauer und ich dachte, ich höre nicht richtig.
"Was ist dein Problem? Mir tut mein Handgelenk weh. Ist ja auch kein Wunder, so doll wie du zugedrückt und mich festgehalten hast. Ich wollte es lediglich ein wenig kühlen, damit der Schmerz nachlässt. Ich geh jetzt duschen und hoffe, du hast dich beruhigt, bis ich fertig bin" erwiderte ich schroff, ließ ihn stehen und ging ins Bad.Ich stellte mich in die Dusche, drehte das heiße Wasser auf und ließ meinen Tränen freien lauf. Ich weiß nicht, wielange ich in der Dusche stand, doch es tat gut. Nachdem ich fertig war, zog ich mir Shorts und ein T-Shirt von Samu über und ging ins Wohnzimmer. Dort saß er total fertig auf der Couch, mit einer Flasche Rum in der Hand und weinte. Die Flasche war offen, wie ich erschrocken feststellte.
"Ich hab nichts getrunken, ich wollte, aber hab es nicht getan" sagte er und hielt mir die Flasche hin.Ich nahm sie, schüttete den gesamten Inhalt ins Waschbecken und stellte sie weg. Ich blieb an der Spüle stehen und schaute aus dem Fenster. Wie konnte es nur so weit kommen? Was ist passiert, das er sich so verändert hat? Wird er jemals wieder der alte sein? Der Samu, den ich kennen und lieben gelernt habe? Da legten sich 2 starke Arme von hinten um mich und er zog mich an sich, unwillkürlich machte ich mich steif, aus Angst, was da nun kommen mag.
"Tessa, es tut mir so leid. Ich habe nicht gemerkt, das ich so doll zugedrückt habe, das ich dich so festgehalten habe, das es dir weh tut. Ich würde dir nie mit Absicht weh tun, das musst du mir glauben, bitte. Ich weiß nicht, was da und auch eben in mich gefahren ist. Bitte verzeih mir" flüsterte er immer noch weinend. Konnte ich ihm das glauben? Ich drehte mich um, lehnte meinen Kopf an seine Brust und hielt in fest.
"Du hast mir weh getan Samu, ob du nun wolltest oder nicht, du hast es getan. Und ich hatte eben Angst vor dir. Angst, vor dem, was gleich passieren wird. Das ist ein verdammt mieses Gefühl, wenn man vor der Person Angst hat, die man am meisten liebt. Bitte tu das nie wieder" weinte nun auch ich.
"Nie wieder, das verspreche ich" erwiderte er, nahm meinen Kopf in seine Hände und küsste mich. Die Angst, Verzweiflung und die trüben Gedanken waren bei diesem Kuss sofort wie weggeblasen. Wir gingen, weiterhin küssend und uns gegenseitig ausziehend, ins Schlafzimmer und stillten unser Verlangen nach dem anderen, bis wir vor Erschöpfung, aber glücklich Arm in Arm einschliefen.
Ich wurde sanft von den herrlichen Sonnenstrahlen geweckt, die mir ins Gesicht fielen. Ich schlug langsam die Augen auf, strich mir die Haare aus dem Gesicht und merkte, das mein Handgelenk nicht mehr weh tat. Ich drehte mich zu Samu, er schlief noch und sah so friedlich aus, das man fast meinen könnte, was gestern Abend passiert ist, hätte ich nur geträumt. Ich merkte einen Stich im Herzen und ahnte, das ich daran noch lange knabbern würde. Die Uhr auf dem Nachttisch zeigte 7:28Uhr an. Hmm, nicht sehr viel geschlafen, doch ich war munter und wach. Ich stand auf, suchte die Sachen zusammen, die wir letzte Nacht überall zerstreut hatten und ging duschen. Nachdem ich im Bad fertig war, sah ich aufs Handy und hatte 4 SMS drauf. Von wem waren die denn alle?
Jessi: Süsse, ist alles ok? Hab euch brüllen gehört?
Jessi: Antworte doch, gehts dir gut????
Jessi: Hallo? Schreib endlich zurück, was war los? Samu war nicht zu überhören?
Jessi: Tessa, antworte endlich, sonst komm ich rüber und trete die Tür ein!!
Um 8:02Uhr wurde die letzte SMS gesendet, meine Uhr zeigte 8:10Uhr an.
Tessa: Sorry süsse, es ist alles ok. Mach dir kein Kopf. Hab eben erst deine Nachrichten gelesen.
Jessi: Bin in 5 minuten drüben und keine widerrede!
Und es dauerte nur 3 Minuten, da stand sie schon in der Tür. Sie setzte sich sofort neben mich und fragte drauf los.
"Ist alles ok? Was hat er gemacht? Was hast du gemacht? Worüber habt ihr euch gestritten? Warum wart ihr so laut? Gehts dir gut?" fragte sie ohne Punkt und Komma.Ich überlegte, ob und was ich ihr erzählen soll und hatte das Gefühl, ihr besser nicht die ganze Wahrheit zu sagen.
"Wir hatten nur eine kleine Meinungsverschiedenheit, mehr war da nicht. Ja es geht mir gut. Nein, ich weiß nicht mehr, worum es ging. Alle Fragen beantwortet?" fragte ich und versuchte zu grinsen.
"Und dir gehts wirklich gut? Samu klang verdammt sauer. Hab zwar nichts verstanden, von dem, was er schrie, aber das er geschrien hat, war nicht zu überhören" sagte sie.
"Ja Jessi, mir gehts wirklich gut und wir haben uns auch gleich wieder vertragen. Wie gesagt, ich weiß gar nicht mehr, worum es ging. War ziemlich knülle gestern" erwiderte ich und hoffte, sie würde mir das glauben. Es tat mir so leid, sie anzulügen, aber ich hielt es für das beste.
"Ok, dann glaube ich dir das" nahm mich in den Arm und knuddelte mich ab, "Wann gehts eigentlich los zum Strand? Haben wir eine Zeit ausgemacht?"
"Ich kann mich zumindest nicht dran erinnern" meinte ich, nachdem ich drüber nachgedacht habe.
"Ok, Riku ist schon wach, dann geh ich jetzt die anderen, natürlich total lieb und nett, wecken" rief sie mir noch lachend zu und war schon weg.Sie schien es mir abgekauft zu haben. Ich beschloß, Samu wecken zu gehen und stand auf, um mich ins Schlafzimmer zu begeben, doch in dem moment ging die Tür schon auf und Samu kam raus. Ich zuckte ein wenig zusammen und sah ihn vorsichtig an. In seinem Blick sah ich Wärme, Liebe und auch ein wenig Traurigkeit. Er kam langsam auf mich zu, blieb vor mir stehen und nahm meine Hände.
"Tessa, meine kleine süsse Tessa. Es tut mir wirklich so leid. Ich weiß, du hast Jessi nicht die Wahrheit gesagt, um mich zu schützen. Doch das habe ich nicht verdient. Ich habe dir weh getan, ich habe dich verletzt und ich mache dir Angst, das sehe ich in deinen Augen. Und das tut mir so wahnsinnig weh. Ich wünschte, ich könnte das alles rückgängig machen. Ich wollte dich nie verletzten, wollte doch einfach nur wieder mit dir an meiner Seite glücklich sein. Das Dreamteam sein, was wir immer waren. Und nun habe ich alles kaputt gemacht. Ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen" flüsterte er mir weinend zu. Auch mir liefen die Tränen, konnte sie nicht zurück halten.
"Irgendwann werden auch diese Wunden verheilen Samu, doch ich befürchte, das wird noch ein bisschen dauern. Nun geh duschen, wir wollen zum Strand und ich befürchte, Jessi schmeißt grad alle mit Gewalt aus dem Bett" erwiderte ich und versuchte zu grinsen.
"Rakastan sinua, kleine Tessa" flüsterte er mir ins Ohr, küsste mich sanft und ging ins Bad um sich fertig zu machen. Ich blieb zurück und sah ihm nach. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, doch hoffte ich, es war eine Ausnahme. Was ist nur passiert, das er sich so verändert hat? Innerhalb von Sekunden so sauer wird? Irgendwas muss doch vorgefallen sein. Das kann doch nicht nur der Stress sein, oder? Ich wusste nicht mehr weiter, doch ich wollte niemanden mit in die sache rein ziehen, also musste ich alleine damit klar kommen. Ich würde ihm helfen, ihm zur Seite stehen und zusammen werden wir das schaffen. Hoffte ich zumindest. Das wird noch ein weiter Weg.
DU LIEST GERADE
Never alone
FanfictionDie 25 jährige Tessa macht mit ihren Freundinnen Urlaub in Spanien. Dort verändert sich ihr Leben komplett. Doch ist sie stark genug? Ihre Liebe groß genug? Ihr Vertrauen, ihre Liebe, ihre Hoffnung werden immer wieder auf eine harte Probe gestellt.