Kapitel 37

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Später, als wir es uns auf der Couch gemütlich gemacht hatten, fragten wir, wie es kam, das sie früher hier sein konnten.


"Wir hatten ja keine Konzerte mehr, sollten nur ein paar Proben anstehen, doch wir haben den Manager so lange genervt, bis er nur meinte, ach haut doch ab" lachte Riku.


"Das kann ich mir sehr gut vorstellen" grinste Jessi und schmiegte sich an Riku.


Ich ließ Samu den ganzen Abend nicht mehr los. Er sah besser aus. Hatte wieder etwas zugenommen, trainiert hat er auch wieder, wie ich eindrucksvoll feststellen konnte, den Frisör hat er anscheinend auch wieder gefunden und das leuchten in seinen Augen war wieder da. Ich freute mich so.


Am nächsten morgen standen Jessi und ich fast zur selben Zeit auf und schauten uns an. Waren die Jungs wirklich schon da? Oder hatten wir das nur geträumt? Aber wenn sie wirklich schon hier waren, wo waren sie denn jetzt? Hmm, komisch. Wir machten uns fertig und setzten uns mit einem Kaffee in der Hand auf die Couch.


"Sie sind gestern wirklich gekommen, oder?" fragte Jessi leicht verzweifelt.


"Ja, das sind sie. Samu's Koffer steht im Zimmer neben an" erwiderte ich leicht träumerisch.


"Und wo sind sie jetzt? Ich glaube nicht, das sie irgendein Termin haben." meinte sie.


"Ich weiß es nicht. Aber sie kommen bestimmt bald wieder und dann halten wir sie einfach ganz doll fest, das sie nicht mehr wegkönnen" lachte ich.


"Das ist ein guter Plan. Wir fesseln sie ans Bett und tun, naja, du weist schon was ich meine" grinste sie nun auch.


"Was tut ihr dann mit uns?" fragte Riku mit einmal.


Wir hatten sie gar nicht rein kommen gehört. Aber es roch mit einmal nach leckeren warmen Brötchen. Und wie auf kommando knurrte mein Magen.


"Wie ich höre, kommen wir genau richtig. Aber erst möchte auch ich wissen, was du mit mir vor hast, kleine Tessa" grinste er mich schelmisch an.


"Das wirst du noch früh genug merken und nun her mit den Brötchen" ärgerte ich ihn.


"Ich nehm dich beim Wort, du freche Maus" lachte er mir zu.


Da war es wieder, das Funkeln in seinen blauen Augen.
Nach dem Frühstück erzählten die Jungs, sie hätten eine Überraschung für uns. Deswegen waren sie vorhin weg. Wir sollten Badesachen einpacken, brauchten uns aber sonst nicht umziehen. Schwimmhalle? Sollte das eine Überraschung sein? Doch wir taten, was sie sagten und fuhren mit dem Fahrstuhl in den Keller von dem Hotel und waren, mal wieder, sprachlos. Sie hatten den gesammten Wellnesbereich für uns reservieren lassen. WOW. Wie genoßen es total. Nach einer hammermäßigen Massage waren wir entspannt wie schon lange nicht mehr. Genoßen das angenehme warme Wasser vom Whirlpool und wollten einfach nur hier bleiben. Zum Abschluss überredeten uns die Jungs zu einem Saunabesuch. Klar, Finnen, hätten wir uns ja eigentlich denken können. Doch wir taten den Jungs den gefallen und waren angenehm überrascht. Es war herrlich in der Sauna. Und Samu sah einfach nur zum anbeißen aus, wie er da, mit dem Rücken an der Wand angelehnt, saß. Ich rutschte näher an ihn herran, küsste seinen Hals und schmiegte mich an seine starke Brust. Er legte seinen Arm um meine Taille und hielt mich fest. Ich wusste zwischendurch nicht mehr, ob die Sauna oder Samu dafür verantwortlich war, das mir immer wieder so heiß wurde und so flüsterte ich ihm zu "Lass uns nach oben gehen, jetzt sofort." Er sah mich überrascht und mit großen Augen an, stand auf, nahm meine Hand und ging mit mir, nachdem wir uns wieder angezogen hatten, nach oben ins Schlafzimmer.


Wir blieben bis zum nächsten morgen im Schlafzimmer und genossen einfach nur die Zweisamkeit. Wir redeten nicht wirklich, sondern kuschelten einfach nur und hielten uns fest. Worte waren überflüssig. In diesem moment waren wir eins und nichts konnte uns trennen. Ich wusste, ich würde die nächsten Monate nicht überstehen mit solch langen Trennungen dazwischen. Aber darüber wollte ich jetzt weder reden, noch drüber nachdenken. Nur das hier und jetzt genießen und mit allen Sinnen auskosten. Nur das war jetzt wichtig, nur das zählte. Mein Leben, ich, war nur vollständig, wenn er da war.


Gegen 9 Uhr fanden wir uns alle zum Frühstück ein und Jessi sah mindestens genauso glücklich aus, wie ich mich fühlte. Wie schön doch alles war und genauso sollte es bleiben.


"Ich muss nachher mal mit dir unter vier Augen reden" flüsterte Jessi mir zu und setzte sich.

Hmm, worum es wohl ging? Hoffentlich nichts schlimmes, war doch gerade alles so himmlich. Ich warf die Gedanken beiseite und setzte mich an den herrlich gedeckten Tisch. Wir ließen es uns schmecken, denn mit einmal wurde uns bewusst, wir hatten gestern Mittag und Abendbrot ausgelassen. Später folgte ich Jessi ins Bad und wir setzten uns vor der Badewanne auf die Fliesen und ließen unseren Gefühlen freien lauf.


"Jessi, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber wenn ich daran denke, das sie in 4 Tagen wieder weg sind, wird mir schlecht. Ich will und kann keine Sekunde mehr auf meinen durchgeknallten, aber wahnsinnig liebevollen Samu mehr verzichten. Mein Herz würde stündlich in tausend Scherben zerbrechen und das pack ich nicht. Die letzten 4 Wochen waren hart genug" meinte ich traurg zu Jessi.


"So was ähnliches wollte ich dir auch sagen. Was machen wir nun? Sie bitten, hier zu bleiben? Alles aufzugeben?" fragte sie.


"Nein, auf keine Fall. Sie lieben die Musik mindestens genauso sehr wie uns und das können sie nicht aufgeben. Das möchte ich nicht. Ich bin am überlegen, ihm nach Finnland zu folgen. Wäre das verrückt? Nach dieser kurzen Zeit? Hier in Deutschland alles aufzugeben, für einen Mann? In ein Land ziehen, das man nicht kennt, dessen Sprache man nicht kennt und wo man nichts und niemanden kennt? Die Kulturen nicht kennt?" fragte ich.


"Mit dem Gedanken hatte ich auch schon gespielt, aber wusste nicht, was du davon hälst. Und nein, es ist nicht verrückt, das ist Liebe. Wir würden unserem herzen folgen und das kann nicht so falsch sein, oder? erwiderte Jessi.


"Ich denke nicht" meinte ich.


"Und nun? Sagen wir es ihnen gleich? Sie könnten uns bestimmt helfen bei den Vorbereitungen, Papierkram und das alles" stellte Jessi fest.


"Ja, wir sagen es ihnen, dann wissen wir auch gleich, was sie davon halten. Vielleicht wollen sie uns ja gar nicht da haben" grinste ich.


"Ach du spinnst" lachte Jessi mir zu.

Never aloneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt