Meine Beine zitterten wie verrückt, als ich wieder an den Traum denke und Riku stütztemich auf den Weg zu seinem Auto. So schnell er konnte und es der Stadtverkehr zuließ, fuhr er ins Krankenhaus. Bei der Anmeldung wurde er ziemlich laut, weil ihm erst keiner sagen wollte, wo wir Samu finden konnten. Doch er bekam es raus, nahm mich an der Hand und zog mich hinter sich her. Ich hatte nur einen Gedanken. Samu. Er durfte mich nicht verlassen. Ich brauchte ihn doch. Ich liebte ihn. Ohne ihn bin ich nichts. Ohne ihn kann ich nicht sein. Die letzten Wochen waren vergessen. Jetzt gab es nur noch Samu. Samu musste leben, koste es was es wolle. Riku brachte uns zur Intensivstation und ich sah Samu sofort durch eine der Scheiben. Ich wollte gerade die Klinke runter drücken, als eine Schwester mich davon abhielt.
"Halt, sie dürfen da nicht rein" schnauzte sie mich an. "Aber ich muss. Ich muss zu ihm. Er muss wissen, das ich hier bin. Muss wissen, das ich ihn liebe. Bitte, bitte lassen sie mich zu ihm, bitte, ich muss da rein" rief ich verzweifelt.
Riku nahm die Schwester beiseite und versuchte ihr irgendwas zu erklären. Ich sah ihn verzweifelt an. Das konnte doch nicht wahr sein. Da auf der anderen Seite der Scheibe lag Samu, keine 5m entfernt und ich durfte nicht zu ihm. Riku zeigte mir irgendwas mit dem Arm, was ich erst nicht kapierte, doch dann verstand ich. Ich sollte ins Zimmer gehen. Schnell öffnete ich die Tür und trat ein. Ich setze mich vorsichtig auf sein Bett und nahm seine Hand. Er hatte einen dicken Verband um den Kopf, jede menge Prellungen und Kratzer. Ich sah nicht, ob noch was war. Ich wusste nicht, ob er mich hören konnte, doch ich fing einfach zu reden an. Mit jedem Wort wurde es einfacher und mir wurde es immer leichter ums Herz. Ich erzählte ihm von meiner Leere, von der Trauer und der Verzweiflung. Von der Angst, das er mich nicht verstehen könnte, das er mich verlassen könnte. Und der Wut auf mich selber. Das ich es verloren habe. Das ich unser Baby verloren habe. Das ich zwischen durch wie auf Knopfdruck nichts mehr gefühlt hab. Keine Angst, keine Trauer, keine Verzweiflung, keine Wut, keine Schuld, kein Hass, kein Selbstmitleid und keine Liebe. Ich erzählte ihm auch von dem Traum.
"Samu, ich weiß mitlerweile das du ein Engel bist. Mein persönlicher Engel. Doch deine Zeit ist noch nicht gekommen. Du kannst noch nicht gehen. Samu, mein kleiner blonder Engel, bitte bleib bei mir. Ich kann nicht ohne dich sein. Wir gehören doch zusammen. Ich liebe dich so wahnsinnig und ich werde dich nie wieder bei irgendwas ausschließen. Ich weiß nun, dass das ein Fehler war und es tut mir so verdammt leid. Verzeih mir Samu, verzeih mir und komm zurück zu mir" flüsterte ich ich ihm schluchzend zu. Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Es war Riku.
"Der Arzt möchte mit uns reden" sagte er und nahm wieder meine Hand. Ich zitterte am ganzen Körper und hatte das Gefühl, gleich zusammen zu brechen. Er zog mich wieder hinter sich her und zusammen suchten wir den Arzt auf. Der Arzt stellte sich bei mir vor, doch ich konnte mir seinen Namen nicht merken.
"Herr Haber wurde sehr schwer am Kopf verletzt und hat innere Blutungen, die wir noch nicht stoppen konnten. Eigentlich müssten wir so schnell wie möglich operieren, doch sein Zustand ist zu schlecht dazu. Er muss erst stabilierst werden und wir hoffen, das es dann nicht zu spät ist. Ich bin ehrlich zu ihnen und sage ihnen auch gleich, das die Chancen schlecht stehen."
Dann wurde es schwarz um mich herum. Nach ein paar Minuten kam ich wieder zu mir und Riku und eine Schwester hockten neben mir. Sie halfen mir langsam hoch und brachten mich zu einem Stuhl. Ich ließ mich rein fallen und ließ meinen Tränen freien lauf. Er dürfte nicht gehen, seine Zeit war noch lange nicht da. Wir wollten Kinder und Enkel und Urenkel und mit 100 immer noch zusammen auf der Hollywoodschaukel hinter dem Haus sitzen. Nein, seine Zeit ist noch nicht gekommen. Almählich beruhigte ich mich und die Schwester wollte mir irgendeine Tablette geben.
"Das ist zur Beruhigung" meinte sie und lächelte mich an.
"Nein danke, ich brauche nichts" erwiderte ich.
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Never alone
FanfictionDie 25 jährige Tessa macht mit ihren Freundinnen Urlaub in Spanien. Dort verändert sich ihr Leben komplett. Doch ist sie stark genug? Ihre Liebe groß genug? Ihr Vertrauen, ihre Liebe, ihre Hoffnung werden immer wieder auf eine harte Probe gestellt.