Ein alter Bekannter

667 31 5
                                    

Gedankenverloren starrte ich auf das gerahmte Foto, auf dem Tony und ich zu sehen waren. Es wurde auf jener Silvesterparty aufgenommen, die Tony und mich letztenendes zusammengeführt hatte. Lächelnd strich ich mit meinem Finger über das kühle Glas und wieder einmal fragte ich mich wie es Tony wohl gerade ging.
"Solltest du Irgendetwas brauchen Mona... Irgendetwas... Du sollst wissen, dass Mary und ich alle Hebel in Bewegung setzen werden" lauschte ich Richard Fowlers Worten. Der alte Mann aus dem Aufsichtsrat von Stark Industries hatte sich heute sofort gemeldet, als er von meiner Anwesenheit gehört hatte - so Etwas sprach sich eben schnell herum.
Dankbar und gerührt von seinen Worten kehrte ich in die Realität zurück und richtete meinen Blick auf den Bildschirm vor mir. "Ich danke dir Richard..." das meinte ich ernst "Wir finden Tony, koste es was es wolle" versicherte ich ihm, denn ich wusste wie sehr der Mann an Tony hing.
"Melde dich Jederzeit meine Liebe" wiederholte er, bevor er sich verabschiedete und das Gespräch beendet wurde.
Seufzend legte ich das Telefon beiseite und versuchte mich den Aufgaben zu widmen, die in den letzten Wochen liegen geblieben waren.
Ich verfasste gerade eine Stellungnahme für die Presse, als es erneut an meiner Tür klopfte. So sehr ich die Anteilnahme meiner Mitmenschen zu schätzen wusste, so sehr wünschte ich mir einfach nur Ruhe, doch mir war bewusst wie egoistisch dies war. Tony war ein Mann der Öffentlichkeit und so nahm eben auch die Öffentlichkeit an Allem Teil was sein Leben betraf.
Ich setzte erneut eines jener Lächeln auf, die freundlich und stark wirkten und hob den Blick "Herein" rief ich und hoffte inständig auf ein kurzes Gespräch.
Kurz darauf erblickte ich einen dunkelblonden Haarschopf, der einem hochgewachsenem Mann gehörte. Die grauen Augen und der etwas arrogane Gesichtsausdruck kamen mir bekannt vor, doch mein Erinnerungsvermögen lieferte mir keinen passenden Namen.
"Mona Spencer, endlich habe ich Sie gefunden" ertönte die Stimme des Mannes und obwohl ich ihn nicht kannte, wirkte er auf mich recht unsympathisch. Ich erwiderte seinen Blick einen Moment lang und kramte fieberhaft nach seinem Namen - musste dann jedoch passen. "Greg Piersson. Sie erinnern sich an die Gala? Wir hatten leider nur kurz die Ehre" lächelte er und setzte sich wie selbstverständlich mir gegenüber, was ihn für mich nicht gerade sympathischer machte.
"Mister Piersson." natürlich klingelte es jetzt, wobei ich mich beim Besten Willen nicht daran erinnern konnte, die Begegnung mit ihm als Ehre gesehen zu haben. Nun, vielleicht war ich voreingenommen und vielleicht war ich momentan auch einfach zu angespannt um wirklich objektiv zu sein.
"Was kann ich für Sie tun?" bemühte ich mich um einen Tonfall, der nicht ausdrückte wie ungeduldg ich war. "Ganz die Geschäftsfrau, kommt gleich zur Sache" lachte Piersson und strich sich mit einer eleganten Geste über seine dunkelblaue Anzughose. Ich zwang mich erneut zu einem Lächeln "Nun, wie Sie sicher wissen, habe ich eine Menge zu tun..." ich wies auf die Unmengen an Papieren, auf meinem Schreibtisch.
"Natürlich, vor Allem jetzt da Tony Stark... verschwunden... ist" er warf mir einen spöttischen Blick aus seinen grauen Augen zu und ich bekam eine Gänsehaut.
"Nun, möchten Sie mir nicht mitteilen warum Sie hier sind?" übergang ich diese Anspielung auf Tony und warf einen nervösen Blick durch die Scheibe des Büros. "Ist alles in Ordnung Miss Spencer?" erkundigte er sich und folgte meinem Blick auf die Flure vor dem Büro. "Ja. Worüber möchten Sie mit mir sprechen?" erkundigte ich mich nochmals und ignorierte das ungute Gefühl in meiner Magengegend.
"Über Tony Stark" kam er auf den Punkt und fixierte mich weiterhin mit seinen Blicken. "Mister Stark steht aktuell nicht zur Verfügung. Ich habe die Vollmacht über alle Entscheidungen die Firma betreffend, also müssen Sie mit mir Vorlieb nehmen" spulte ich den Standardsatz ab, den ich inzwischen gegenüber aller Geschäftspartner nutzte.
"Nun, ich denke sehr wohl das Tony Stark ein Thema sein könnte..." erwiderte Greg Piersson lächelnd "...es sei denn Sie möchten ihn nicht zurück?".
Erschrocken, als hätte ich mich soeben verhört blickte ich mein Gegenüber an und spürte, wie das Blut in meinen Adern langsam gefror. Tony...! "Wie bitte?" irritiert runzelte ich die Stirn, ich MUSSTE mich eben verhört haben! "Nun wenn sie Interesse daran haben Tony Stark wiederzusehen, dann sollten wir ihn sehr wohl zum Thema machen" wiederholte Piersson fast gelangweilt.
Meine Hände begannen zu zittern, als ich nach dem kleinen Knopf unter meinem Schreibtisch tastete, der eigentlich dazu diente Jarvis zu aktivieren - eine kleine Spielerei die Tony für mich eingebaut hatte um mir das Leben zu erleichtern.
"Vergessen Sie's" der Mann vor mir schüttelte den Kopf und sah mich tadelnd an - hatte er meinen Plan etwa bemerkt? "Das hier..." er hob eine kleine Fernbedienung hoch und schwenkte diese in der Luft "...setzt die AI in diesem Raum außer Kraft" erklärte er und nickte zufrieden, als ich meine Hand zurückzog und ihn lediglich stumm anblickte.
"Gut. Kommen wir also zurück zu Tony und wie Sie ihm helfen können vielleicht doch noch heil nach Hause zu kommen" lächelte er mich an. "Was haben Sie mit ihm gemacht?" murmelte ich - fest in dem Glauben in einem jener Albträume gefangen zu sein, die mich in letzter Zeit so oft heimgesucht hatten.
"Ach es geht ihm gut." rief Piersson und winkte lässig ab "...glaube ich zumindest. Doch darauf habe ich leider keinen Einfluss, denn ich bin nur der Vermittler" entschuldigend blickte er mich an und zuckte mit den Schultern. Ich schluckte und schwor mir, mir dieses Gesicht bis ins kleinste Detail einzuprägen - denn ich würde diesen Mann töten, sollte er Tony Irgendetwas angetan haben!
"Nun schauen sie mich doch nicht so an, Mona. Wir, also mein Partner und ich, wir wollen eigentlich nur ein paar Informationen haben, die Tony Stark auf seinem geheimen Server gespeichert hat. Haben wir die, ist er frei und sie können weiter munter zusammen durchs Leben turteln. Klingt doch ganz einfach, oder?" vergnügt stand Greg Piersson von seinem Sitzplatz auf und zwinkerte mir zu.
"Ich...welche Informationen? Ich habe keinerlei Zugriff auf diese Server ich..." stammelte ich ungläubig und spürte wie Panik in mir aufstieg. Dieser Mann war der einzige Weg zu Tony und wenn er jetzt ginge...
"Mona, Sie sind doch ein schlaues Ding. Sie finden schon eine Lösung, da bin ich sicher. Nun hören Sie mir genau zu und dann ist auch Alles bald vorbei" versicherte er mir gut gelaunt und ging um den Schreibtisch herum, um sich neben mich zu stellen.
"Okay..." murmelte ich und schluckte erneut, während dieses Scheusal mir erklärte worauf er und sein Partner scharf waren.
Natürlich war es die Nanotechnologie, aus der Tony's neue Anzüge bestehen sollten, denn damit konnte man vor Allem auf dem internationalen Schwarzmarkt eine Menge Geld scheffeln. Ich sollte also in Tony's geheimen Servern danach suchen, mir die Daten kopieren und dann auf weitere Anweisungen warten. Mir wurde übel und für einen Moment hatte ich die Befürchtung mich übergeben zu müssen.
Greg Piersson stolzierte zu meiner Bürotür und drehte sich noch einmal lächelnd zu mir um "Ich denke Sie schaffen das Alleine oder Mona? Es wird sicher nicht nötig sein hier auch andere Leute in Gefahr zu bringen". Ich verstand die subtile Drohung hinter seinen Worte und nickte stumm, bevor ich mich nach vorn beugte und keuchend in den Papierkorb erbrach.

Stressfull Mister StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt