Die Stimme der Vernunft

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Tony fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und stöhnte als er sich die Augen rieb. Dies lief tatsächlich etwas aus dem Ruder, aber er war nicht gewillt in dieser Sache nachzugeben! Mona war verrückt, wenn sie tatsächlich glaubte, dass er sie ruhigen Gewissens erneut in die Nähe dieses kranken Psychopathen lassen würde, der sie nun schon zum zweiten Mal fast getötet hätte. Er hatte ihrem Vater und auch Jamie versprochen, dass er dies mit aller Macht verhindern würde und daran würde er sich halten - komme was da wolle!
Ja, es hatte ihn tatsächlich überrascht, als Mona die Stimmer erhoben hatte und keinen Millimeter von ihrem Standpunkt abweichen wollte. Dennoch war es ein wahnsinniges Vorhaben, dass sie auf keinen Fall ernst meinen konnte. Himmel, sie war gerade erst wieder in Sicherheit, ihre Verletzungen waren noch nichtmal abgeklungen und sie dachte schon wieder daran ihm unter die Augen zu treten? Vielleicht wollte sie ihm dann ja auch noch die Zunge herausstrecken und ihn dafür verhöhnen, dieses Abenteuer im Wald überlebt zu haben!
Tony schnaubte wütend auf und lies seine Hände sinken. Seine Wortwahl war mit Sicherheit nicht sehr angebracht gewesen und er war natürlich nicht der Meinung, Mona müsse ihn wegen irgendetwas um Erlaubnis bitten. Er war wütend, er war verzweifelt und er wollte sie um Gottes Willen einfach nur beschützen! Frustriert starrte er aus dem Fenster und beobachtete die umliegenden Bäume. Das Bild von Mona, wie sie trotz Krücke und Gipsfuß hoch erhobenen Hauptes zum Fahrstuhl stolzierte, tauchte in seinem Kopf auf und er musste schmunzeln. So wütend er war, so sehr bewunderte er sie auch für ihren Dickkopf, der ihr vermutlich das Leben gerettet hatte.
"Alles in Ordnung bei Euch?" ertönte hinter ihm plötzlich Rhodeys Stimme und Tony zuckte unwillkürlich zusammen. Seit der kleinen Auseinandersetzung hatte er seinen besten Freund nicht mehr gesehen und er war tatsächlich überrascht. "Rhodes..." verwundert blickte er ihn an "Jap, in Lebensgröße... ich dachte ich schaue mal rein und sehe nach Euch" grinste er ihn an.
Er wusste, dass Rhodey seine Situation verstand und ihm seinen kleinen Ausbruch nicht weiter übel nahm - da hatte Tony sich schon weitaus Schlimmeres geleistet. "Wie nett.." gab er zurück und nickte ihm erfreut zu "Bist du auf der Durchreise?" erkundigte er sich dann. "Wie man's nimmt.." Rhodey zuckte mit den Schultern "...ich besuche eine Freundin" das vielsagende Lächeln seines Freundes sprach Bände. "Soso, wie nett, dass du da vorher noch vorbeischaust" Tonys Mundwinkel zuckten.
"Ist bei Euch alles in Ordnung?" wiederholte Rhodey seine Frage und hob die Augenbrauen. "Nun, wenn man die Umstände betrachtet, geht es uns ganz gut." entgegnete Tony und zuckte mit der Schulter.
Sein bester Freund nickte langsam und betrachtete ihn einen Moment lang "Gut... gut... ich..äh... ich hatte mich nur gewundert weil ich Mona getroffen hatte und..." Rhodey machte eine Pause und schien darüber nachzudenken ob er weiterreden sollte. Tony runzelte die Stirn und nahm aus den Augenwinkeln eine Bewegung auf dem Parkplatz unter sich wahr. Er sah gerade noch ihren dunklen Haarschopf auf dem Beifahrersitz eines seiner Firmenwagen verschwinden, ehe der Wagen sich in Bewegung setzte und vom Anwesen fuhr.
Fluchend tastete Tony nach seinem Handy "Diese kleine..." murrte er. "Es ist also doch nicht alles okay...?" hakte Rhodey ungeniert nach und hob die Augenbrauen."Doch, eigentlich schon. Es ist nur..." Tony holte tief Luft, ehe er sich seinem Freund anvertraute und ihm von Monas wahnsinnigem Vorhaben erzählte. "...ich befürchte, sie ist nun genau dorthin unterwegs um ihren Sturkopf wieder einmal durchzusetzen" knurrte Tony zum Abschluss seines Berichtes.
"Verstehe... aber hey Tony..." Rhodey verzog das Gesicht und legte ihm eine Hand auf die Schulter "...vielleicht solltest du sie diesmal ihren Kopf durchsetzen lassen und für sie da sein, auch wenn dir das alles Andere als recht ist". Tony hob den Blick und sah seinen Freund an, bereit jederzeit SEINEN Standpunkt klar zu machen. "Es ist Wahnsinn Rhodey..." entgegnete er frustriert und blickte einen Moment lang aus dem Fenster. "Mit Sicherheit, aber es ist auch mutig... Mutiger als einfach vor seinen Ängsten wegzulaufen... Sie stellt sich ihren Ängsten Tony und sie wird dich brauchen" wieder einmal war Rhodey der Vernünftige, wieder einmal drangen seine Worte tief in sein Innerstes um dort etwas zu Bewegen und Tonys Stolz zu überwinden. Er hatte es in der Vergangenheit getan und er tat es schon wieder!
Tony seufzte und dachte einen Moment über seine Worte nach. Seit Mona zurück war, hatte sie Albträume und schrie aus Todesangst. Selbst als sie ihm damals ihre Narben zeigte, war die Angst, die sich noch immer vor ihrem Exfreund zu haben schien, fast greifbar gewesen.
Er wusste selbst am Allerbesten wie sehr einen solche Dinge verfolgen können, wie belastend diese Träume waren und wie wichtig es manchmal war, auf seine eigene Weise damit umzugehen. Als er damals Loki's Bombe in dieses Wurmloch gehievt hatte, hatte ihn dieses Erlebnis ebenfalls ständig verfolgt.
Tony seufzte, ob er es wahrhaben wollte oder nicht, Rhodey hatte recht und Mona wohl ebenso.
Dem Tony von früher, wäre sein Ego mit Sicherheit wichtiger gewesen, doch hier ging es nicht um ihn oder seinen Stolz. Hier ging es um die Frau die er liebte und ihren Kampf mit den Dämonen beziehungsweise dem Dämon ihrer Vergangenheit.
Sie war bereit diesen Kampf notfalls auch Alleine durchzustehen, so wichtig schien es ihr zu sein. Hatte er selbst nicht noch vor wenigen Tagen im Beisein ihrer Eltern geschworen, sie würde nie wieder Alleine in so einer Situation sein?
Rhodey schien seinen Sinneswandel zu bemerken, denn er nickte zufrieden "Nun komm schon, du bist nicht mehr der arrogante, verwöhnte Schnösel von damals" grinste er. Tony verdrehte die Augen und klopfte seinem Freund auf die Schulter "Danke Rhodes... wieder einmal". Er verzog den Mund, natürlich war er sich dessen bewusst, was er seinem Freund manchmal zumutete.

Stressfull Mister StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt